Arzneimittel und Therapie

Rheumatoide Arthritis: Antikörper Rituximab als neue Therapieoption zugelassen

Rituximab (MabThera®), ein monoklonaler Antikörper, der spezifisch an B-Lymphozyten bindet, hat jetzt europaweit die Zulassung zur Therapie einer rheumatoiden Arthritis, die auf Basistherapeutika und TNF-α-Blocker nicht ausreichend anspricht, bekommen. Der Wirkstoff wird bereits seit Jahren zur Behandlung hämatologischer Tumore eingesetzt und erweitert nunmehr die Therapie–optionen bei Patienten mit schwerer rheumatoider Arthritis.

Studien belegen, dass der B-Zell-gerichtete CD20-Antikörper mit nur zwei Infusionen zu je 1 g, die im Abstand von 14 Tagen verabreicht werden, eine signifikante Verbesserung der typischen Krankheitssymptome der rheumatoiden Arthritis bewirkt und das in der Regel über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten.

Signifikante Symptombesserung Vor allem die Zulassungsstudie REFLEX (Randomised Evaluation oF Long-term Efficacy of RituXimab in RA) dokumentiert die gute Wirksamkeit des Antikörpers bei der rheumatoiden Arthritis. In der Untersuchung wurden 520 Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung mit dem Basistherapeutikum Methotrexat behandelt und zusätzlich entweder mit Placebo oder Rituximab. Nach sechs Monaten zeigte sich zwischen den beiden Behandlungsgruppen ein signifikanter Unterschied: So reagierten 51% der Patienten unter der Kombinationstherapie gegenüber nur 18% unter alleiniger Methotrexatgabe mit einer 20%-igen Verbesserung der Symptomatik gemessen am ACR-Score (Symptomscore des American College of Rheumatology). Eine 50%ige Besserung (ACR50-Ansprechen) ergab sich bei 27% der Patienten (nur 5% unter Methotrexat allein).

Eine sogar 70%ige Symptomlinderung, was einer klinischen Remission entspricht, gaben unter der zusätzlichen Gabe des Antikörpers 12% der Patienten an gegenüber nur 1% unter Methotrexat.

Weniger Gelenkdestruktion Die REFLEX-Studie zeigt somit, dass es sich bei Rituximab um eine hochwirksame Therapie handelt, von der vor allem Patienten mit schwerer rheumatoider Arthritis langfristig profitieren können. Es steht zu hoffen – und dafür gibt es erste Hinweise – dass durch die Therapie auch die Progression der Gelenkdestruktion nachhaltig aufgehalten werden kann. So zeigt die Auswertung der radiologischen Daten der REFLEX-Studie eine deutlich geringere strukturelle Gelenkzerstörung unter der selektiven B-Zell-Therapie. Der Röntgenbefund von insgesamt 456 Patienten ergab 14 Monate nach Therapiebeginn in der Rituximab-Gruppe signifikant weniger Erosionen und auch eine eindeutig geringere Verschmälerung des Gelenkspalts der betroffenen Gelenke.

Dies erklärt sich direkt durch den Wirkmechanismus. So greift Rituximab in die Entzündungskaskade ein. Es bindet an CD20-Rezeptoren auf der Oberfläche von B-Lymphozyten und hemmt vier Schlüsselfunktionen der B-Zellen, die bei der rheumatoiden Arthritis pathogenetisch bedeutsam sind. Der Antikörper unterbindet die Ausschüttung proinflammatorischer Zytokine, inhibiert die Präsentation von Antigenen, stoppt die Aktivierung von T-Zellen und hemmt die Produktion von Auto-Antikörpern.

Eine offene Anschluss-Studie zur REFLEX-Studie ergab ferner, dass sich der Therapieerfolg bei Bedarf durch eine erneute Infusion des Antikörpers nach sechs bis zwölf Monaten langfristig aufrecht erhalten lässt. Das Ansprechen war im zweiten Behandlungskurs sogar noch etwas besser als bei den ersten Infusionen.

Gute Erfahrungen in der Hämatologie Für Rituximab spricht auch die Tatsache, dass mit dem Wirkstoff bereits mehr als 800.000 Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphom behandelt wurden, so dass das Sicherheitsprofil sowie das Nebenwirkungsrisiko gut bekannt sind und unliebsame Überraschungen bei der breiteren Anwendung nicht zu befürchten sind. Allgemein wird die Sub–stanz gut vertragen. In der Zulassungsstudie war die Verträglichkeit von Rituximab plus Methotrexat derjenigen von Placebo plus Methotrexat vergleichbar.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten infusionsbedingte Reaktionen, die jedoch meist nur leicht bis moderat ausgeprägt waren. Schwere Infektionen wurden bei 2% der Patienten gesehen, allerdings auch bei 1% der Patienten in der Kontrollgruppe.

Der monoklonale Antikörper Rituximab (MabThera), der spezifisch an B-Lymphozyten bindet, hat jetzt europaweit die Zulassung zur Therapie der rheumatoiden Arthritis, die auf Basistherapeutika und TNF-alpha-Blocker nicht ausreichend anspricht, erhalten. Rituximab wird bereits zur Behandlung hämatologischer Tumore eingesetzt.

Klassifikation der rheumatoiden Arthritis (ACR-Kriterien)

Eine rheumatoide Arthritis liegt vor, wenn vier der folgenden sieben Kriterien erfüllt sind und davon die ersten vier über mindestens sechs Wochen bestehen:

  • Morgensteifigkeit über mindestens eine Stunde,
  • Arthritis in mindestens drei Gelenkbereichen mit Schwellung oder Erguss,
  • Arthritis der Gelenke der Hand,
  • symmetrische Schwellung,
  • Rheumaknoten,
  • Rheumafaktoren im Serum,
  • typisch radiologische Veränderungen wie Erosionen oder gelenknahe Osteoporose.

Zum Weiterlesen

B-Zell-gerichtete Therapie bei rheumatoider Arthritis – viel versprechendes Behandlungskonzept? Med Monatsschr Pharm 2005;28(12):422-5. www.medmopharm.de

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