DPhG-Jahrestagung

Passivrauchen: Mehr Schutz für Kinder

Den aktuellen Stand der Epidemiologie in Sachen Rauchen und Passivrauchen beleuchtete Prof. Dr. Dr. H.-Erich Wichmann vom Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie der Universität München, das dem Institut für Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum München angehört.
H.-Erich Wichmannxxx

Wichmann berief sich hierbei wesentlich auf Untersuchungen und Erhebungen des Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg aus den letzten Jahren. Bei Kindern und Jugendlichen ist Rauchen nach wie vor ein großes Problem. Im Alter von 17 Jahren rauchen 35% der Mädchen und noch mehr Jungen regelmäßig. Viele fangen damit im 15. Lebensjahr an. Kinder aus Haushalten mit Rauchern werden mit höherer Wahrscheinlichkeit auch Raucher. Jüngste Untersuchungen deuten darauf hin, dass es bei der Nicotinabhängigkeit eine starke genetische Komponente gibt.

Auch hinsichtlich der Erwachsenen steht Deutschland im internationalen Vergleich nicht gut da. Dabei sind die Risiken des Rauchens und Passivrauchens hinlänglich bekannt, allem voran das Lungenkrebsrisiko. "Ohne Rauchen wäre Lungenkrebs eine seltene Erkrankung", stellte Wichmann fest.

Das Risiko wird am stärksten durch die Dauer des Rauchens beeinflusst, aber auch die Anzahl der gerauchten Zigaretten spielt eine Rolle. Mit dem Rauchen aufzuhören, verbessert die Prognose, und zwar um so mehr, in je jüngerem Alter man aufhört. Es gäbe rund 90% Lungenkrebstote weniger, wenn die Raucher dem Nicotin noch vor dem 40. Lebensjahr abschwören würden. Das relative Krebsrisiko ist über die Jahre sogar gestiegen, was wahrscheinlich an der Zusammensetzung der Zigaretten liegt.

Passivrauch setzt sich zusammen aus dem vom Raucher ausgeatmeten Hauptstromrauch und dem von der glimmenden Zigarette unmittelbar in die Umwelt abgegebenen Nebenstromrauch. Er ist eine komplexe Mischung von Gasen, Dämpfen und Partikeln mit mehr als 4500 Stoffen, von denen über 50 als Kanzerogene bekannt sind. Höchste Belastungen für Passivraucher finden sich am Arbeitsplatz, besonders im Gast- und Baugewerbe. Durch die jüngsten einschneidenden Rauchverbote sollte sich hier allerdings in absehbarer Zeit einiges ändern. Zudem leben über 8 Millionen Kinder in Raucher-Haushalten.

Die durch Passivrauchen ausgelösten Beschwerden ähneln denen der Raucher. Akute Symptome konzentrieren sich auf die Atemwege und Schleimhäute, als chronische Folgen treten neben Atemwegserkrankungen Herz- und Gefäßschäden sowie Gebärmutterhalskrebs auf. Das Deutsche Krebsforschungszentrum vermeldete für das Jahr insgesamt 3300 Todesfälle durch Passivrauchen, davon zwei Drittel durch Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt.

Besonderes gravierend sind die Folgen für Säuglinge und Kleinkinder. Hier erhöht Passivrauchen das Risiko für einen plötzlichen Kindstod, niedriges Geburtsgewicht, Asthma, Lungenentzündung, Mittelohrentzündung und Bronchitis. Für eine Anzahl weiterer Erkrankungen liegen Verdachtsmomente vor, allerdings ist die Datenlage allgemein noch sehr eingeschränkt.
hb

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