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Folge 3: Die gefälschte Versandapotheke

Zahlreiche Kriterien helfen, seriöse und unseriöse Online-Apotheken voneinander zu unterscheiden: Ist die Versandapotheke nach deutschem Recht zugelassen, so findet sich ein entsprechender Hinweis im Impressum. Auch die pharmazeutisch verantwortliche Person, Apothekerin oder Apotheker, und die allgemeinen Geschäftsbedingungen sollten im Impressum erscheinen. Fehlen diese Hinweise – oder fehlt sogar das ganze Impressum, ist Vorsicht angebracht.

Ein weiterer Punkt: Wie hält es die Internetapotheke mit der Rezeptpflicht? Wird diese umgangen oder wird sogar angeboten, Rezepte selbst auszustellen, so liegt ein klarer Fall von Betrug vor. Auch ein Blick auf die Preise für rezeptpflichtige Arzneimittel (Privatrezept) lohnt. Entsprechen diese nicht dem deutschen Niveau, sollte besser die Arzneimittelqualität hinterfragt werden. Auch eine fehlende telefonische Auskunft ist als sehr kritisch zu bewerten.

Anonyme Web-Domaine in der Südsee

Allerdings bieten diese Punkte keinen 100-prozentigen Schutz, wie Prof. Dr. H. G. Schweim vom Lehrstuhl "Drug Regulatory Affairs" an der Universität Bonn gezeigt hat. Anhand einer existierenden, seriösen Versandapotheke hat er im Rahmen eines Forschungsprojekts gezeigt, dass sich deren Webauftritt leicht aus dem Internet speichern und kopieren lässt. Nach einer Bearbeitung mit dem Aufwand von etwa einem Arbeitstag waren auch das Impressum bzw. die Zulassungsbescheinigung "angepasst". Dann wurden die Daten der so entstandenen "Fake-Apotheke" (engl. fake = Fälschung, gefälscht) auf eine anonyme Domain hoch geladen.

Die Fantasieadresse www.serioese-online-apotheke.de wird dann z. B. zu www.serioese-online-apotheke.de.vu. Dabei steht .vu für die Republik Vanuatu im Südpazifik, die den Betrieb von anonymen Domains erlaubt. Wäre Ihnen der Unterschied in den Adressen aufgefallen? Anders als in Vanuatu lassen sich bei allen deutschen Domains (.de) die Verantwortlichen über das Online-Auskunftssystem der DENIC (www.denic.de) rasch finden.

Um Kunden für seine "Fake-Apotheke" zu gewinnen, würde deren Anbieter E-Mail-Adressen kaufen und Mails mit vermeintlichen "Sonderangeboten" versenden. Ein Link würde direkt zum gefälschten Online-Portal führen, das für EDV-technische Laien – und das sind immerhin über 90 Prozent der Kunden – nicht erkennbar ist. Selbst Pharmaziestudierende, die die Website der "Fake-Apotheke" testeten, ließen sich vom schönen Schein täuschen.


Michael van den Heuvel


Quellen: Infoveranstaltung der Apothekerkammer Hamburg am 9. 4. 2008; Harald G. Schweim: Arzneimittel im Internet – sicher!? DAZ 2007, Nr. 27, S. 52 ff.

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