Frauen und Beruf

Teilzeitarbeit führt zu niedrigen Gehältern und Renten

Gut zehn Jahre ist es her, dass sich ADEXA (damals noch BVA) unter der Leitung von Magdalene Linz, inzwischen Präsidentin der Bundesapothekerkammer, mit diesem Thema öffentlich auseinandersetzte. Unter dem Motto: "Frauen verdienen mehr" moderierte Alida Gundlach damals die Veranstaltung in einem Hamburger Universitätsgebäude. Inzwischen hat sich in puncto Geschlechtergerechtigkeit bei den Gehältern etwas, aber nicht wirklich viel verändert.

Frauen verdienen mehr, ohne Frage! Nur, dass sich diese Erkenntnis in ihrer Doppeldeutigkeit (noch) nicht auf dem eigenen Konto niederschlägt.

Statistiken sind zwar meistens furchtbar langweilig, manchmal rütteln sie aber auch auf. Folgende Daten sind auf der Website des Statistischen Bundesamtes (s. Kasten) zu finden: Angestellte Frauen verdienten im Jahr 2005 16,7% weniger als Männer, Arbeiterinnen sogar 19,1% weniger.

Aber Achtung: In diese Statistik ist die sogenannte Leistungsgruppenstruktur mit einbezogen. Das heißt, man tut so, als ob Frauen den gleichen beruflichen Werdegang hätten wie Männer. Dass das im wirklichen Leben anders ist, weiß jeder, auch das Statistische Bundesamt. Es nennt fünf Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Berufskarrieren:

1. Frauen arbeiten häufiger in kleinen Unternehmen und in Wirtschaftszweigen mit niedrigeren Verdienstniveaus.

2. Frauen sind viel seltener in Führungspositionen mit hohen Verdiensten und üben viel häufiger einfachere Tätigkeiten aus, die schlechter bezahlt werden.

3. Berufstätige Frauen sind im Durchschnitt jünger als ihre Kollegen und gehören überwiegend Altersklassen an, in denen auch Männer niedrigere Verdienste erzielen.

4. In den Altersklassen, in denen Berufstätige ihre höchsten Verdienste erzielen, sind Frauen bei den Vollzeitbeschäftigten unterrepräsentiert.

5. Überdurchschnittlich häufig sind Frauen als Teilzeitbeschäftigte oder als geringfügig Beschäftigte tätig.

Wegen dieser fünf Punkte betrug der reale Abstand zwischen den Einkommen von Frauen und Männern im Jahr 2005 durchschnittlich 28,7%, also bedeutend mehr, als die Statistik angibt.

Wenig Gehalt, wenig Rente

Der derzeit gültige Gehaltstarifvertrag in Apotheken orientiert sich an Berufsjahren. Wer durchgehend Vollzeit berufstätig ist, wird schneller höher eingestuft als Teilzeitkräfte unterhalb von 20 Wochenstunden.

Ein hoher Anteil an Teilzeitarbeit und Unterbrechungen in der beruflichen Laufbahn führen aber nicht nur zu weniger Geld auf dem Gehaltskonto. Auch auf die Höhe der späteren Rente wirken sie sich negativ aus.

Wer über einen Zeitraum von 45 Jahren einen Rentenversicherungsbeitrag in Höhe des Durchschnitts aller Beitragszahler entrichtet hat, erhält 45 "Renten-punkte". Für einen Punkt bekommen Rentnerinnen und Rentner zurzeit einen "Kurswert" von 26,13 Euro (alte Bundesländer) bzw. 22,97 Euro (neue Bundesländer). Multipliziert man die Beitragsjahre mit dem Kurswert, ergibt sich eine Rente in Höhe von 1175,85 Euro (West) bzw. 1033,65 Euro (Ost).

Über 90% der Frauen verdienen aber gerade einmal 80% dieses Durchschnittswerts, das sind 940,68 Euro (West) bzw. 826,92 Euro (Ost). Vorausgesetzt, Frauen wären 45 Jahre voll berufstätig, wäre dies die zu erzielende monatliche Rente. Realistischer ist da die Annahme, dass eine Frau 15 Jahre Teilzeit (in diesem Beispiel ½ einer Vollzeitstelle) und 30 Jahre Vollzeit arbeitet. Im Ergebnis könnte sie mit einer Rente von ca. 784 Euro bzw. ca. 689 Euro rechnen (mit einem Gehalt von 80% des Durchschnittswertes).

Durchschnittsrente 2006

Nach den aktuellen Zahlen des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) lag zum 1. Januar 2006 die Durchschnittsrente für Männer bei 1064 Euro in den alten Bundesländern und bei 1126 Euro in den neuen Ländern. Frauen bezogen eine durchschnittliche Rente von 524 Euro (West) beziehungsweise 722 Euro (Ost). Dass die ausgezahlten Renten im Osten höher liegen als im Westen, liegt an der im Durchschnitt höheren Zahl von Berufsjahren in den neuen Bundesländern.

Zusätzliche Altersvorsorge

Dass mit diesem Einkommen kein Auskommen ist, liegt auf der Hand. Deshalb ist eine zusätzliche Absicherung notwendig. Aber kaum sind Riester- und Rürup-Renten in aller Munde, wird an anderer Stelle schon wieder die Schraube angesetzt. Dazu mehr in einer der nächsten Ausgaben der DAZ.

Tanja Kratt ADEXA, 2. Vorsitzende

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