Arzneimittel und Therapie

Chemotherapie: Infektionsprophylaxe mit Levofloxacin

Durch die prophylaktische Gabe von Levofloxacin können Fieberepisoden und infektionsbedingte Ereignisse bei Krebspatienten, die eine myelosuppressive Chemotherapie erhalten, abgeschwächt oder verhindert werden. Wie sich dieses Vorgehen auf die Resistenzsituation auswirkt, ist zurzeit noch nicht bekannt.

Für Patienten, die aufgrund einer Tumorerkrankung eine myelosuppressive Chemotherapie erhalten, besteht die Gefahr, an einer bakteriellen Infektion zu erkranken. Die Chemotherapie führt zu einer Neutropenie, und das geschwächte Immunsystem ist nicht mehr in der Lage, sich gegen Erreger zu schützen.

Infektionen unter einer Neutropenie sind gefürchtet, da sie zahlreiche Komplikationen nach sich ziehen, unter anderem Therapieverzögerungen oder Dosisreduktionen, Hospitalisierungen oder Tod. Obwohl allgemeine Richtlinien den routinemäßigen Einsatz prophylaktischer Antibiotika ablehnen, erhalten dennoch viele Patienten bei bestimmten Standardchemotherapien eine Antibiotikaprophylaxe. Um den Wert dieses empirischen Vorgehens besser abschätzen zu können, wurde in England eine große, placebokontrollierte und randomisierte Studie durchgeführt. Eingesetzt wurde dabei der Gyrasehemmer Levofloxacin (Tavanic®), der gegen einige grampositive und gegen ein breites Spektrum gramnegativer Erreger wirksam ist, ein akzeptables Nebenwirkungsprofil aufweist und nur einmal täglich eingenommen werden muss.

Studie mit Chemotherapiepatienten

Für die Studie wurden 1565 Patienten ausgewählt, die für eine zyklische Chemotherapie (bis zu sechs Zyklen) aufgrund eines soliden Tumors oder eines Lymphoms vorgesehen waren und bei denen das Risiko einer schweren temporären Neutropenie (< 500 Neutrophile pro Kubikmillimeter Blut) bestand. 35% der ausgewählten Probanden waren an Brustkrebs, 22% an Lungenkrebs, 14% an Hodenkrebs und 13% an einem Lymphom erkrankt. An sieben Tagen während der prognostizierten Neutropenie erhielten 784 Patienten einmal täglich ein Placebo und 781 Probanden einmal täglich 500 mg Levofloxacin. Primärer Studienendpunkt war die Inzidenz klinisch dokumentierter Fieberepisoden (Temperatur über 38 °C), die durch eine Infektion verursacht waren. Sekundäre Studienendpunkte waren das Auftreten aller wahrscheinlicher Infektionen, schwerer Infektionen und Hospitalisierung; nicht eingeschlossen war die systematische Bewertung der antibakteriellen Resistenz.

Fazit: Nutzen der Infektionsprophylaxe bestätigt

Für Patienten, die zur Behandlung von soliden Tumoren oder eines Lymphoms eine Chemotherapie erhalten, ist bei prophylaktischer Gabe von Levofloxacin die Inzidenz von Fieber, einer wahrscheinlichen Infektion und eine Hospitalisierung reduziert.

Während des ersten Zyklus der Chemotherapie hatten 3,5% der Levofloxacin-Gruppe und 7,9% der Placebo-Gruppe mindestens eine Fieberepisode. Für die gesamte Dauer der Chemotherapie war bei 10,8% der Patienten in der Levofloxacin-Gruppe und bei 15,2% der Probanden der Placebo-Gruppe mindestens eine Fieberepisode aufgetreten. Die Raten einer wahrscheinlichen Infektion lagen in der Levofloxacin-Gruppe bei 34,2%, in der Placebo-Gruppe bei 41,5%. 15,7% der mit Levofloxacin therapierten Krebspatienten mussten aufgrund einer Infektion hospitalisiert werden, in der Placebo-Gruppe waren es 21,6%. Die jeweiligen Raten einer schweren Infektion lagen in der Levofloxacin-Gruppe bei 1% und in der Placebo-Gruppe bei 2%. In jeder Gruppe starben vier Patienten an einer Infektion.

Blutbildveränderungen unter einer Chemotherapie Knochenmarkzellen sind schnell proliferierende Zellen und werden daher relativ rasch durch zytotoxische Substanzen geschädigt. Die Schädigung wirkt sich auf pluripotente Stammzellen und sämtliche Vorstufen der drei myelopoetischen Reihen aus und manifestiert sich in Leukozytopenien, Thrombozytopenien und Anämien.

Unter einer Leukozytopenie (syn. Leukopenie) versteht man die Verminderung der Leukozyten unter 4000/µl Blut (Normalwert: 4000 – 10.000/µl), unter einer Neutropenie die Abnahme neutrophiler Granulozyten unter 1500/µl. Neutropenien mit weniger als 500 Granulozyten pro µl Blut verlaufen nahezu immer mit Infektionen, wobei die Infektgefährdung des Patienten mit zunehmender Dauer der Zytopenie ansteigt.

Unter einer Thrombozytopenie (syn. Thrombopenie) versteht man die Verminderung der Thrombozytenzahl unter 150.000/µl Blut (Normalwert: 150.000 bis 300.000/µl Blut).

Unter einer Anämie versteht man die Verminderung des Hämoglobingehaltes < 12 g/dl bei Frauen und < 14 g/dl bei Männern; meist sind auch der Hämatokritwert und die Erythrozytenzahl vermindert.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.