Arzneimittel und Therapie

Filgrastim für Patienten mit akuter myeloischer Leukämie zugelassen

Das BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) hat jetzt der Anwendung des Granulozyten-Kolonien stimulierenden Faktors Filgrastim (Neupogen≠) bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) zugestimmt. Aufgrund dieser Zulassungserweiterung dürfen jetzt auch Patienten, die an AML erkrankt sind, zur Prophylaxe oder zur Therapie einer Neutropenie mit Filgrastim behandelt werden. Umfangreiche klinische Studien haben gezeigt, dass Filgrastim bei Patienten mit AML die Dauer schwerer Neutropenien und infektionsbedingter Komplikationen signifikant verringern kann.


Die AML ist eine maligne Erkrankung der weißen Blutzellen (Leukozyten) im Knochenmark [1]. Dabei ist die Fähigkeit des Knochenmarks, funktionsfähige Blutzellen zu bilden, gestört. Unbehandelt verläuft eine AML innerhalb weniger Wochen tödlich. Die Therapie der Wahl ist eine intensive Chemotherapie, die jedoch nicht nur Leukämiezellen, sondern auch gesunde Leukozyten zerstört. Als Folge dieser Behandlung tritt bei Patienten mit AML häufig eine ausgeprägte und lang andauernde Neutropenie auf (Mangel an neutrophilen Granulozyten). Die Neutropenie beeinträchtigt die Abwehrleistung des Immunsystems erheblich, was die Entstehung schwerer Infektionen begünstigt.
Die Behandlung zum Erreichen einer Krankheitsremission wird als Induktionstherapie bezeichnet. Patienten, die eine Remission erreichen, erhalten daraufhin eine sogenannte Konsolidierungs-Chemotherapie. Diese kann entscheidend zur Verlängerung des rezidivfreien Überlebens beitragen. Durch diese Form der Chemotherapie lässt sich bei AML-Patienten das Überleben verlängern - in vielen Fällen wird sogar eine Heilung erzielt.

10% der Patienten sterben an den Folgen einer Infektion


Trotz des Einsatzes von Antibiotika und anderen unterstützenden Maßnahmen sterben bis zu 10% der Patienten an den Folgen einer Infektion, bevor sie eine komplette Remission erreicht haben. Der Tod infolge von Infektionen ist am häufigsten in dem Zeitraum zwischen Beginn der Induktions-Chemotherapie und dem Erreichen einer Remission. [2]

Filgrastim verkürzt die Neutropeniedauer


Eine großangelegte klinische Studie, die in Europa und Australien mit insgesamt 521 Patienten durchgeführt wurde, belegt den Nutzen von Filgrastim in der Behandlung von AML-Patienten. Filgrastim reduzierte hier die Dauer schwerer Neutropenien sowie infektionsassoziierter Komplikationen während der Induktions- und Konsolidierungstherapie. [3]
Bei Patienten, die Filgrastim während der Induktions-Chemotherapie erhielten, verbesserten sich folgende klinische Parameter statistisch signifikant:

  • Erholung der neutrophilen Granulozyten auf einen absoluten Wert von 0,5x109/l (median 20 Tage mit Neupogen(r) versus 25 Tage unter Plazebo-Therapie; p = 0,0001)
  • Dauer der Tage mit Fieber (median 7 Tage versus 8,5 Tage; p = 0,009)
  • Dauer des intravenösen Antibiotika-Verbrauchs (median 15 Tage versus 18,5 Tage; p = 0,0001)
  • Anteil der Patienten, die eine intravenöse Antimykotika-Therapie benötigten (34% versus 43%, p = 0,04)
  • Krankenhausverweildauer (median 20 Tage versus 25 Tage; p = 0,0001)


Weiterhin zeigte die Studie, dass die Gabe von Filgrastim die nachfolgende Neutropenie sowohl nach konventionell dosierter Chemotherapie als auch nach intensivierter Konsolidierungs-Chemotherapie signifikant verbessert:

  • Dauer und Häufigkeit von Fieber (0 versus 2 Tage; p = 0,005 bzw. 49% versus 63%; p = 0,014) [3, 4]
  • Mediane Dauer schwerer Neutropenien (4 versus 11 Tage; p = 0,0001)
  • Mediane Dauer des Antibiotika-Verbrauchs (0 versus 4 Tage; p = 0,04) [4]
  • Krankenhaus-Verweildauer (median 19 versus 25 Tage; p = 0,0001) [4]


In einer randomisierten französischen Studie führte die Gabe von Filgrastim nach einer intensivierten Konsolidierungs-Chemotherapie ebenfalls zu einer signifikanten Verringerung der Dauer schwerer Neutropenien sowie des Krankenhausaufenthaltes. [5]

Wirtschaftlicher Nutzen


Eine retrospektiv durchgeführte pharmakoökonomische Analyse bestätigt zudem den wirtschaftlichen Nutzen von Filgrastim. In dieser internationalen Studie konnten die Behandlungskosten bei AML-Patienten durch den Einsatz von Filgrastim erheblich gesenkt werden. Für Deutschland zeigte die Auswertung eine Einsparung von ca. 5500 DM pro behandeltem Patienten. [4, 6] Literatur
[1] Ries, L. A. G, C. L. Kosary, B. F. Hankey, et al. (eds.): SEER Cancer Statistics Review, 1973-1994. National Cancer Institute. NIH Pub. 97-2789. Bethesda, MD, 1997.
[2] Chanock, S. J., P. A. Pizzo: Infectious complications of patients undergoing therapy for acute leukemia: current status and future prospects. Seminars in Oncology, 24, 132-140 (1997).
[3] Heil, G., D. Hoelzer, M. A. Sanz, et al.: A randomized, double-blind, placebo-controlled, phase III study of filgrastim in remission induction and consolidation therapy for adults with de novo acute myeloid leukemia. Blood 90, 4710-4718 (1997).
[4] Data on file, Amgen (Europe).
[5] Harousseau, J. L., F. Witz, B. Desablens, et al.: G-CSF after intensive chemotherapy in acute myeloid leukemia (AML). Blood 90 (10, suppl. 1):504a (Abstract 2249) (1997).
[6] Lu, Z. J., J. Shi, M. H. Erder, et al.: Cost impact of filgrastim as an adjunct to chemotherapy for patients with acute myeloid leukemia. Blood 90 (10, suppl. 1):72a (Abstract 314) (1997).
[7] American Society of Clinical Oncology. Recommendations for the use of hematopoietic colony-stimulating factors: evidence-based clinical practice guidelines. J. Clin. Oncol. 12, 2471-2508 (1994).
[8] Fabregas, X., B. Garcia, I. Jimenez: Prefilled syringes - a valuable addition to the pharmacy. Int. Pharm. J. 10, 138-139, (1996). Quelle
Pressemitteilung der Amgen GmbH, München.

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