Sporternährung

W. DubbelsProteine – der Stoff, aus dem die Mu

Der Eiweißbedarf eines Freizeitsportlers kann problemlos über eine ausgewogene Ernährung gedeckt werden. Im Leistungs- und Hochleistungssport kann eine gezielte Proteinsupplementation jedoch die Leistungs- und Regenerationsfähigkeit der Muskulatur positiv beeinflussen. Das Angebot an entsprechenden Eiweißpräparaten ist groß. Hier gilt es die Spreu vom Weizen zu trennen, denn ihre Qualität ist abhängig von der Güte der Ausgangsmaterialien sowie vom Herstellungsverfahren. Die Produktpalette reicht vom mikrofiltrierten Molkeprotein über Sojaeiweiß bis hin zum minderwertigen Kollageneiweiß, das aus Schlachtabfällen hergestellt wird. {au}Proteinsupplementation für Leistungssportler und Diätwillige Von Wilfried Dubbels

Proteine liefern dem Körper nicht nur Baustoffe für die Muskulatur, sondern dienen auch als Ausgangsmaterial für Funktionsstoffe. Obwohl Proteine als Energielieferanten weniger bedeutend sind als Fette und Kohlenhydrate, sind sie durch Bereitstellung der Funktionspeptide und Aminosäuren an fast allen Stoffwechselprozessen beteiligt. Für eine ausgeglichene Eiweißbilanz ist eine tägliche Mindestaufnahme von ca. 0,9 g Eiweiß pro kg Körpergewicht erforderlich. Für Leistungssportler erhöht sich der Eiweißbedarf je nach Sportart auf 1,2 bis 2,2 g pro kg, wenn eine positive Eiweißbilanz angestrebt wird. Für die Steigerung der Muskelmasse ist eine solche positive Eiweißbilanz Voraussetzung. Eine erhöhte Kohlenhydrat- oder Fettzufuhr kann dies nicht allein bewirken. Eine positive Eiweißbilanz durch gezielte Proteinzufuhr kann die Proteinsynthese stimulieren, wenn die Muskulatur vor der Verabreichung durch Training zum Wachstum gereizt wurde.

Einige Ernährungswissenschaftler, die der vegetarischen und reformerischen Ernährung nahe stehen, beklagen den Säureüberschuss in der heute vorherrschenden fleischreichen Ernährung und lehnen auch die Supplementierung mit Proteinkonzentraten aus gesundheitlichen Gründen ab. Obwohl hoch gereinigte Protein-Isolate keine Purinbildner enthalten, kann eine unausgewogene "Proteinmast" durch Bildung von Methansulfonsäuren aus der Aminosäure Methionin im Intermediärstoffwechsel eine metabolische Acidose begünstigen. Der Säureüberschuss wird von der Niere durch Ausscheidung von Schwefelsäure korrigiert. Eine eiweißreiche Kost ist daher bei akuter und chronischer Niereninsuffizienz kontraindiziert. Nierengesunde Sportler können jedoch bis zu 3 g Protein pro kg nehmen, ohne gesundheitliche Probleme zu bekommen, wenn sie ausreichende Mengen an Basen bildenden Lebensmitteln wie Obst und Gemüse in der Ernährung berücksichtigen. Als Zusatz zu den Proteinkonzentraten wird ein Nahrungsergänzungsmittel mit Mineralstoffen und Spurenelementen für einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt empfohlen.

Molkeprotein sorgt für schnelle Regeneration Molkeprotein oder Lactalbumin wird in Deutschland überwiegend unter der englischen Bezeichnung Wheyprotein angeboten. Diese Proteinfraktion der Kuhmilch hat mit 104 die höchste biologische Wertigkeit aller Proteine. Nur durch Proteingemische lassen sich noch höhere Wertigkeiten erzielen. Die biologische Wertigkeit resultiert aus dem Aminosäurenmuster und ist ein Maß dafür, wie effizient Nahrungsprotein in körpereigenes Protein umgesetzt werden kann. Wheyprotein verfügt über einen hohen Gehalt an den verzweigtkettigen Aminosäuren Valin, Leucin und Isoleucin, die etwa ein Drittel des Muskelproteins ausmachen. Insbesondere in der Regenerationsphase ist der Bedarf dieser drei Aminosäuren drastisch erhöht. Außerdem zeichnet sich Wheyprotein durch einen sehr hohen Cysteingehalt aus. Die anabole Wirkung einer proteinreichen Ernährung orientiert sich am Gehalt schwefelhaltiger Aminosäuren. Whey–protein ist daher optimal zur Proteinversorgung unmittelbar nach dem Training. Es wird schnell resorbiert. Die schnelle Resorption führt zu einem beschleunigten Einstrom von Aminosäuren ins Blut, die unmittelbar für die Proteinsynthese genutzt werden können. Die schnelle Anflutung sorgt so für ein anaboles Umfeld.

Die Verarbeitung des Ausgangsrohstoffs Molke ist entscheidend für die Qualität und Wertigkeit des Wheyproteins. Molke entsteht als "Abfallprodukt" bei der Käseherstellung und wird zu einem Konzentrat weiterverarbeitet. Das Wheyprotein-Konzentrat hat einen Eiweißanteil von 75 bis 85%, 3 bis 4% Fett sowie 3 bis 6% Kohlenhydrate in Form von Lactose, und darf nicht mit Molkepulver verwechselt werden, das einen wesentlich geringeren Eiweißanteil hat. Wheyprotein-Konzentrate sind bei Lactoseintoleranz nicht geeignet! Durch Weiterverarbeitung zu einem Isolat erhält man einen Eiweißanteil von 90% und einen Fett- und Milchzuckeranteil von weniger als 1%. Dieses hochreine Molkeeiweiß führt kaum zu Verdauungsproblemen bei Lactoseintoleranz und kann auch vor dem Training, z. B. beim frühmorgendlichen Lauf mit nüchternem Magen, und während des Trainings genommen werden, um körpereigene Eiweißverluste zu verhindern.

Wheyprotein-Isolate werden nach zwei unterschiedlichen Verfahren hergestellt:

  • Beim Ionenaustauschverfahren (Ion-Exchanged Wheyprotein) wird durch Veränderung der elektrischen Ladung des Proteins und Bindung an spezielle Harze ein hoch gereinigtes Protein hergestellt.
  • Beim Mikrofiltrationsverfahren (Microfiltered Wheyprotein) entsteht durch Mikrofiltration mit Keramikfiltern das gereinigte Produkt.

Mikrofiltriertes Wheyprotein gilt als das hochwertigste Protein aus der Molke. Durch den schonenden Verarbeitungsprozess bleiben die in der Molke vorkommenden zahlreichen natürlichen Eiweißbestandteile erhalten. Hierzu gehören alpha-Lactalbumin und Glyco–makropeptide, die als so genannte "bio–aktive Peptide" die Verdauung und Resorption zahlreicher Mineralstoffe verbessern und das Immunsystem unterstützen. So erhöht zum Beispiel Lactoferrin die IgA-Antwort nach Influenza-Impfung über seine immunstimulierende Wirkung. Ein weiterer Vorteil des mikrofiltrierten Wheyproteins ist sein niedriger Natriumgehalt sowie der hohe Calciumanteil.

Casein für Diätwillige Casein ist die etwas preiswertere Proteinfraktion der Kuhmilch und hat eine biologische Wertigkeit von 77. Casein hat Eigenschaften, die nicht nur für den Sportler, sondern auch für Diätwillige von Bedeutung sind. So weist dieses Protein einen hohen Anteil an L-Glutamin auf, einer Aminosäure, die nicht nur für das Immunsystem von Bedeutung ist, sondern auch durch Regelung des Flüssigkeitshaushaltes der Zelle in den Proteinstoffwechsel eingreift.

Im Gegensatz zum Wheyprotein ist Casein durch eine langsame Verdauung und Resorption gekennzeichnet. Dadurch eignet es sich speziell für die abendliche Proteinversorgung oder als Proteinfraktion für eine Ersatzmahlzeit im Rahmen einer Reduktionsdiät bei Adipositas. Durch seine langsame Resorption kommt es zur zeitverzögerten und stetigen Anflutung von Aminosäuren ins Blut. Dieser gleichmäßige Einstrom von Aminosäuren ins Blut kann Studien zufolge effektiv den Eiweißabbau verhindern und damit dem Jo-Jo-Effekt entgegenwirken. Zusätzlich resultiert aus der verzögerten Aufnahme ein anhaltender Sättigungseffekt. Da der Milchzuckergehalt des Caseins je nach Verarbeitungsgrad bei etwa 4 bis 10% liegt, ist es nicht bei Lactoseintoleranz geeignet!

Milchprotein-Isolat im Wettkampf Milchprotein-Isolat besteht aus beiden Proteinfraktionen der Kuhmilch in hoch gereinigter Form, wobei das natürliche Verhältnis von Casein zu Lactalbumin (20 : 80) nicht verändert wird. Milchprotein-Isolat setzt sich somit aus einer schnell agierenden sowie einer langsam agierenden Proteinkomponente zusammen und vereint damit die positiven Eigenschaften dieser beiden Proteinfraktionen. Daher eignet sich die Supplementierung von Milchprotein-Isolat früh morgens oder als Zwischenmahlzeit zur Aufrechterhaltung eines konstanten Aminosäurenspiegels. Der hohe Anteil verzweigtkettiger Aminosäuren und L-Glutamin beschleunigt die Regeneration. Das hoch gereinigte Milchprotein-Isolat hat einen Lactosegehalt von unter 1%, der Proteingehalt liegt über 90%. Es ist gut magenverträglich und wird von Wettkampfsportlern gern aufgrund seines hohen Calcium- und niedrigen Natriumgehalts genommen. Milchprotein-Isolat sollte nicht mit Milcheiweiß verwechselt werden. Unter der Bezeichnung Milcheiweiß versteht man das gereinigte Casein.

Eiprotein für "Designerproteine" geeignet Eiprotein wird wegen seines bitteren Geschmacks nicht mehr oder nur selten als alleiniger Rohstoff für Proteinpulver verwendet. Es ist jedoch häufig in so genannten Mehrkomponenten-Eiweißpulvern zu finden. Mehrkomponentenproteine werden durch Mischung verschiedener Proteinarten her–gestellt. Am häufigsten wird das Eiprotein mit Milchprotein-Isolat oder Casein kombiniert. Die so genannten Designerproteine werden zusätzlich mit ergogenen Substanzen "aufgewertet", deren Wirkung nicht immer erwiesen ist. Um die Effizienz bei eiweißreicher Kost zu erhöhen, ist jedoch ein hoch dosierter Vitamin B-Komplex-Zusatz mit den Vitaminen B6, B12 und Folsäure sinnvoll, nicht zuletzt auch um erhöhte Homocysteinwerte zu vermeiden. Jedes hochwertige Produkt sollte mindestens 0,02 mg Vitamin B6 pro g Protein beinhalten. Vitamin B6 stellt die Vorstufe des biologisch aktiven Pyridoxalphosphats dar, das unter anderem als Coenzym für Transaminierungsreaktionen unentbehrlich ist.

Hergestellt wird Eiprotein in der Regel nicht aus dem Vollei, sondern aus Eiklar, dessen biologische Wertigkeit bei 88 liegt. Kennzeichnend für Proteinkonzentrate aus Eiklar ist der hohe Gehalt an schwefelhaltigen Aminosäuren. Reines Eiprotein kann problemlos bei Unverträglichkeit gegen Milcheiweiß und bei Laktoseintoleranz genommen werden.

Sojaeiweiß als Alternative Ausgelöst durch die BSE-Problematik hat das Sojaeiweiß in den letzten Jahren wieder an Beliebtheit gewonnen. Die biologische Wertigkeit liegt mit etwa 80 für ein pflanzliches Protein relativ hoch. Positiv zu bewerten ist der hohe Gehalt an L-Glutamin, das nicht nur für den Proteinaufbau, sondern auch für das Immunsystem wichtig ist. Sojaeiweißkonzentrate sind nicht zuletzt auch auf Grund ihres hohen Isoflavongehalts beliebt und enthalten als Begleitstoffe unter anderem die beiden Phytoestrogene Daidzein und Genistein, die als selektive Estrogenrezeptor-Modulatoren (SERM) möglicherweise für weibliche Athleten nützlich sein könnten. Darüber hinaus gibt es Studien, in denen ein Schutz vor Darmtumoren durch Phytoestrogene nachgewiesen wurde. Andererseits beeinträchtigen größere Mengen an Sojaprotein u. U. die Spermaqualität. Zu diesem Ergebnis ist eine am britischen Royal Victoria Hospital durchgeführte Studie gekommen. Daher sollten männliche Athleten, die pflanzliches Protein bevorzugen, nur hoch gereinigte Sojaprotein-Isolate verwenden. Die Isolate sind nahezu fettfrei und enthalten keine Begleitstoffe.

Sojaprotein gehört wie das Wheyprotein zu den schnell agierenden Proteinarten, ist aber auf Grund der niedrigeren biologischen Wertigkeit für den Leistungssportler nicht das Protein der Wahl. Die Aminosäurenzusammensetzung von Soja bedingt im Vergleich zur ausgewogener strukturierten Molke einen schnelleren Abbau in der Leber.

Bitte nicht: Kollageneiweiß Kollageneiweiß wird aus Schlachtabfällen wie Tierhäuten, Knochen, Knorpeln und Sehnen hergestellt. Seit der BSE-Problematik hat diese Proteinart in der Sporternährung in deutschen Produkten keine Bedeutung mehr. Vereinzelt findet man noch einige Aminosäurenhydrolysate, die aus Schlachtabfällen vom Schwein hergestellt wurden. Man erkennt sie am hohen Hydroxyprolin- und Hydroxylysingehalt im Aminosäurenprofil. Die biologische Wertigkeit von kollagenem Eiweiß ist vernachlässigbar gering und hat in qualitativ hochwertiger Sportlernahrung nichts zu suchen.

Eiweiß und Maltodextrin kombinieren Während Proteine die Bausteine für die Muskulatur liefern, sind Kohlenhydrate die bevorzugte Energiequelle des Körpers. Bislang ging man davon aus, dass die Befüllung der Glycogenspeicher ausschließlich durch hohe Kohlenhydratmengen optimiert wird. Insbesondere in der Ernährung des Ausdauersportlers waren die Proteine unterrepräsentiert.

Neuere Untersuchungen bestätigen jedoch, dass die beste Befüllung der Glycogenspeicher mit einer Mischung aus Proteinen und Kohlenhydraten erzielt wird. Bei einer Protein-Kohlenhydrat-Kombination kommt es gegenüber reiner Kohlenhydratzufuhr zu einer deutlich gesteigerten Insulinfreisetzung. Insulin ist als anabol wirkendes Hormon nicht nur für die Aufnahme und Verwertung von Glucose verantwortlich, sondern stimuliert auch die Proteinsynthese. Aus der wechselseitigen Beziehung dieser beiden Makronährstoffe resultiert über positive Insulin-Implikationen eine bessere Muskelnettosynthese. Als Kohlenhydratkomponente hat sich sowohl im Kraftsport als auch im Ausdauersport Maltodextrin bewährt.

Der Eiweißbedarf eines Freizeitsportlers kann problemlos über eine ausgewogene Ernährung gedeckt werden. Im Leistungssport kann eine gezielte Proteinsupplementation jedoch die Leistungs- und Regenerationsfähigkeit der Muskulatur positiv beeinflussen. Das Angebot an entsprechenden Eiweißpräparaten ist groß. Hier gilt es die Spreu vom Weizen zu trennen, denn ihre Qualität ist abhängig von der Güte der Ausgangsmaterialien sowie vom Herstellungsverfahren. Die Produktpalette reicht vom mikrofiltrierten Molkeprotein über Sojaeiweiß bis hin zum minderwertigen Kollageneiweiß, das aus Schlachtabfällen hergestellt wird.

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