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KBV-Chef Köhler: 2006 wird ein raues Jahr

BERLIN (ks). Seit rund einem Jahr hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) einen hauptamtlichen Vorstand. Ihr Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Köhler zog am 2. Dezember in Berlin eine positive Bilanz des vergangenen Jahres. Erfolgreich habe die KBV damit begonnen, sich als Dienstleister zu profilieren: "Wir verstehen uns als aktiver Gestalter, nicht als reiner Verwalter". 2006, so prognostiziert Köhler, wird "berufspolitisch ein schwieriges und raues Jahr" werden.

Im kommenden Jahr muss die Politik die Weichen stellen, um das Gesundheitswesen zukunftssicher zu machen. Die KBV ist davon überzeugt, dass sie dabei stark gefragt sein wird – "allen Unkenrufen zum Trotz", so Köhler. Auch wenn es derzeit so aussehe, als wolle Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt viele Dinge über die Köpfe der Ärzte und Krankenkassenvertreter hinweg entscheiden, werde sie um den Sachverstand der gemeinsamen Selbstverwaltung nicht herumkommen. Die Ankündigung der Ministerin, ein Institut mit der Konzeption einer neuen Gebührenordnung zu betrauen, wertete Köhler als "wenig sinnvollen Alleingang".

Schon seit Jahren fordere die KBV eine Abrechnung in Euro und Cent und arbeite an einer morbiditätsorientierten Bezahlung der Ärzte. Ein weiteres Institut sei nicht notwendig. Schmidt solle sich lieber darauf konzentrieren, die chronische Unterfinanzierung im Gesundheitswesen zu beseitigen, erklärte Köhler. Die hohe Qualität der ambulanten Versorgung hielten die Kollegen nur noch aufrecht, indem sie einen Teil der Leistungen umsonst erbringen. Wenn die Ministerin nun noch beabsichtige, die Honorierung privatärztlicher Leistungen auf GKV-Niveau abzusenken, breche das Gesundheitssystem endgültig zusammen. Köhler nannte es "populistisch und unseriös", zu behaupten, Privatpatienten würden derzeit grundsätzlich besser behandelt als gesetzlich Versicherte.

Stärkere Dienstleistungsorientierung

Der KBV-Vorsitzende zeigte sich zufrieden mit dem, was seine Organisation in diesem Jahr auf den Weg bringen konnte. Beispiel für die stärkere Dienstleistungsorientierung sei etwa die KBV-Vertragswerkstatt: Vier Vertragsentwürfe für eine Kooperation von Gesundheitsberufen über Sektorengrenzen hinweg seien bereits fertig gestellt. Zuletzt stellte die KBV ein Vertragskonzept zur Behandlung Aids-Kranker vor. Zwei weitere Entwürfe für die Gebiete Kardiologie und Dialyse sollen in Kürze folgen. Auch beim Qualitätsmanagement habe man neue Maßstäbe gesetzt: Seit September kann die KBV ihr eigenes Qualitätsmanagementsystem flächendeckend allen Vertragsärzten und -psychotherapeuten anbieten. Mit dem GKV-Modernisierungsgesetz wurden nahezu alle Leistungserbringer verpflichtet, ein internes Qualitätsmanagement einzuführen – welches System sie hierfür wählen, stellt ihnen das Gesetz frei.

Ärztemangel endlich ernst genommen

Positiv wertete Köhler, dass die neue Regierung das Thema Ärztemangel inzwischen ernst nimmt: "Wir haben Vorschläge zur Flexibilisierung des Vertragsarztrechts gemacht, die das Bundesgesundheitsministerium in einem entsprechenden Gesetzentwurf zum Teil wörtlich aufgegriffen hat". Der KBV-Vorsitzende ist zuversichtlich, dass sich mit Initiativen für die Vereinbarung von Familie und Arztberuf sowie für die Möglichkeit der Tätigkeit in mehreren Praxen mehr junge Leute für den Dienst am Menschen gewinnen lassen. Zudem forderte er, dass "endlich Schluss" sein muss mit der ungleichen Honorierung in Ost und West.

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