Kommentar

Der Konzern macht mächtig Druck

Um die Pfizer-Bombe zu entschärfen und nach einer gangbaren Lösung für alle zu suchen, trafen sich Mitte der vergangenen Woche Vertreter des Großhandels, des Deutschen Apothekerverbands (DAV) und des Arzneimittelkonzerns (siehe nebenstehenden Bericht). Dialogbereitschaft war bei allen vorhanden, von einer einvernehmlichen Lösung ist man jedoch noch (weit) entfernt. Immerhin, Pfizer hat Verständnis für den durch sein Distributionsmodell entstehenden Mehraufwand für die Apotheken und mögliche Probleme mit Großhändlern.

Für diese Probleme scheint man Lösungen gefunden zu haben. Doch weiter ist man nicht. Die Ware soll nach wie vor Eigentum von Pfizer bis zur Abgabe in der Apotheke bleiben, und nach wie vor beharrt das Unternehmen darauf, genaue Daten zu erhalten, wo sich seine Ware gerade befindet, welche Apotheke wie viele der Pfizer-Produkte geordert und geliefert bekommen hat. Der Grund dafür ist, dass Pfizer-Ware - unter anderem auch über Apotheken - in größerer Stückzahl als zur Versorgung der einheimischen Patienten nötig aufgekauft und in Länder mit Preisgefälle verkauft wird.

Das Gottmadinger Unternehmen A.C.A. Müller beispielsweise heuert bei Apotheken an, deutsche Original-Arzneimittel zum Apothekeneinkaufspreis aufzukaufen (monatlich bis zu 60.000 Euro) und schlägt als Anreiz 5 Prozent drauf. Das kann in der Tat dazu führen, dass kurzfristig Lieferengpässe in Deutschland bestehen. Diesen für Pfizer schmerzhaften Handel, der im Übrigen legal ist und bisher von Europapolitikern sogar als wünschenswert angesehen wurde, versucht das Karlsruher Unternehmen mit der Konzernzentrale in den USA durch seinen Vorstoß zu unterbinden.

Doch: Auch wenn führende Köpfe des Unternehmens betonen, man wisse bereits heute, welche Apotheke wie viele Pfizer-Präparate umsetze, und es gehe nicht um Daten – es bleibt mehr als ein G'schmäckle zurück. Selbst wenn man ein wenig Verständnis für Pfizer aufbringen wollte: Die Auswirkungen seines Modells sind heftig zum Nachteil für die deutsche Apotheke und den deutschen pharmazeutischen Groß–handel, weil dieser mit dem Pfizer-Modell nicht mehr der sein könnte, der er vorher war. Wenn erst einmal ein Konzern durch solche Methoden die totale Kontrolle über Daten und Distributionswege bis in die Apotheke hinein gewinnt, muss das Nachahmer locken.

Was das bedeutet, kann man nur erahnen. Ich hoffe nur, der DAV lässt sich nicht weich klopfen.

Peter Ditzel

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.