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Plant Pfizer eine Systemveränderung?

Lieferschwierigkeiten und Arzneimittelfälschungen – das sind die beiden Gründe, die Pfizer offiziell angibt, warum das Unternehmen seine Produkte nicht mehr wie bisher an den Großhandel verkaufen will, sondern stattdessen die generelle Direktbelieferung über einen "Partner" (der auch der Großhandel sein kann) anstrebt. Gäbe es diese Probleme in Deutschland wirklich in dem Ausmaß, wie es Pfizer uns glauben machen will, dann wäre schon längst ein Aufschrei durch die Branche gegangen, viele Hersteller und Großhandlungen hätten sich schon zu Wort gemeldet und versucht, solche Missstände abzuschaffen. Aber, haben Sie schon andere Stimmen zu diesen vermeintlich bei uns vorherrschenden Problemen gehört? Mir kommen die Pfizer-Aktivitäten vor, als wolle man in Deutschland vereinzelt und selten auftretende Probleme (z. B. Lieferschwierigkeiten) nutzen, verstärkt Kontrolle über Großhandlungen und Apotheken auszuüben, um Arzneimittelströme zu lenken und Daten zu gewinnen und um auf die Verteilungswege mehr Einfluss zu bekommen. Denn die proklamierten Sicherheitsziele lassen sich auch auf andere Weise – mit geringerem Aufwand – erreichen, ohne in die hervorragenden Distributionswege so massiv einzugreifen. Was die Arzneimittelfälschungen anbelangt, so lassen sich schon heute fälschungssichere und manipulationssichere Packungen herstellen.

Durch Aufbringen von Codes auf die Packungen oder in naher Zukunft mit Hilfe von Mikroantennen (RFID-Technologie) ist es möglich, eine Arzneimittelpackung vom Hersteller bis zum Verbraucher zu verfolgen.

Dreist geht Pfizer bei den Anforderungen an den Großhändler – Pfizer spricht sicher nicht ohne Grund von "Partner" – vor, der die Pfizer-Ware liefern darf: Pfizer zwingt ihn, seine Preiskalkulation für die Logistikdienstleistungen offen zu legen. Ist das nicht allein Sache des Großhändlers? Fällt das nicht schon unter das Geschäftsgeheinmnis? Geht Pfizer hier mit dem Großhändler nicht um wie mit einem unerfahrenen Kleintransporteur? Spricht Pfizer hier deshalb schon bewusst von "Partner" und nicht von Großhandel, da man davon ausgeht, dass auch andere Logistiker attraktive Angebote zur Arzneimitteldistribution machen können? Letztendlich hat die Vorgehensweise auch Auswirkungen auf die Apotheke selbst, denn Rabatte oder Skonti werden bei diesem Modell mit Pfizer ausgehandelt, nicht mit dem Großhandel.

Mir kommt es vor, als ob hier ein amerikanischer Mutterkonzern versucht, US-Methoden auf Good Old Europe übertragen zu wollen, und dabei mal so nebenbei hervorragende Distributionsleistungen und Geschäftsbeziehungen zerschlägt. Ich bin gespannt, ob sich die Großhandlungen, die sich in dieser Woche zu Beratungen treffen, diese arrogante Behandlung des Konzerns gefallen lassen. Und was sagen wir Apothekerinnen und Apotheker dazu?

Peter Ditzel

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