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Bad Elster – ein Jungbrunnen

Bad Elster ist das größte Heilbad Sachsens und zugleich der neuen Bundesländer. Der eisenhaltige Natrium-Sulfat-Chlorid-Hydrogencarbonat-Säuerling der Moritzquelle war schon im Mittelalter bekannt. Seinen Aufstieg zum modernen Bad verdankt das im südlichen Vogtland an der Weißen Elster gelegene, 4300 Einwohner zählende Städtchen großenteils dem Apotheker Carl Klingner.

Apotheker Klingner

"Es fiel just in der Weihnachtszeit ein leuchtend Meteor, der in dem weiten Weltenraum das Gleichgewicht verlor. Ein kluger Mann im Kessel fand's und zeigt's bei Zwicker vor. Bist du es oder bist du's nicht, mein funkelnd' Meteor?"

So spöttelte der Apotheker und Königliche Kammerrat Carl Klingner (1858 – 1923), als ein Konditor am ersten Weihnachtstag in "Zwickers Restaurant" einen sechzehn Pfund schweren Kieselstein ausstellte und als den Meteor ausgab, der am Heiligabend über Bad Elster gesehen worden war.

Klingner kommentierte jedoch nicht nur kuriose Geschehnisse in dem vogtländischen Kurort mit Witz und Ironie. Zur Eröffnung des Naturtheaters 1911 verfasste er das musikalische Schauspiel "Hermann und Dorothea" nach Goethes gleichnamigem Epos. 1923 erschien seine Schrift "Bad Elster in siebzehn Bildern".

Darin heißt es: "Wenn auch der Strom des brausenden Lebens mächtig flutend während des Sommers jetzt Bad Elster durchrauscht, es hat sich trotz aller Zugeständnisse an die Neuzeit doch seinen friedlich stillen Charakter zu bewahren gewusst und wird ihn auch, dank seiner glücklichen Lage zwischen anmutenden Bergen und ernsten Wäldern, nicht verlieren können."

Erste balneologische Gutachten

Als älteste Druckschrift über das Heilwasser von Elster erschien 1669 "Acidularum elistranarum lympha. Das ist Kurtzer Bericht des Elster-Sauerlings". Darin beschreibt der Physicus und Medicus Ordinarius Georg Leisner aus Plauen das Brunnentrinken der damaligen Zeit. Er warnt auch vor übermäßigem Genuss: "Wenn er (der Kurgast) nicht nachließe, den Säuerling zu trinken, würde er ehestens uffn Rücken zur Kirchen gehen", also als Leiche in das Gotteshaus getragen werden.

1786 beauftragte Kurfürst Friedrich August von Sachsen das Dresdner Sanitätskollegium, die Quelle in Bad Elster zu untersuchen. Auf dessen Empfehlung wurde der Gesundbrunnen 1789 in Granit aus dem Fichtelgebirge gefasst. Sechs Jahre später besuchte Johann Wolfgang von Goethe den Ort im Dreiländereck Böhmen/Bayern/Sachsen und widmete ihm in "Hermann und Dorothea" einen Hexameter:

"Herrliches Wasser – säuerlich wars und erquicklich, gesund zu trinken den Menschen."

1799 bestätigte Professor Wilhelm August Lampadius von der Bergakademie Freiberg in einem Gutachten, dass "der Elsterbrunnen unter den vorzüglichsten Mineralwassern Deutschlands zu zählen" sei und "in Hinsicht seiner Bestandteile dem Eger- und Pyrmonterbrunnen am nächsten" komme.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurden ein Apotheker aus Plauen und ein Brunnengräber beauftragt, nach weiteren Quellen zu forschen. Es war nämlich aufgefallen, dass im Flussbett der Elster Gasblasen aufstiegen. Sie entdeckten drei neue Sauerquellen, und nach der Verlegung des Elsterbettes wurden 1810 abermals Mineralquellen entdeckt.

Auf dem Weg zum Königlichen Bad

Erst 1818 erkannte der Gerichtsdirektor Staudinger aus Markneukirchen, der mit der Aufsicht über die Brunnen und die Leitung der Geschäfte beauftragt war, die Perspektiven für Elster als Badeort. Ein Jahr später wurde ein Holzschuppen mit Badestuben eröffnet. Der Adorfer Apotheker Bienert publizierte in der Regionalzeitung, dass "diese Quellen die größte Aufmerksamkeit verdienen." Weder sein Gutachten noch die Empfehlung des Leipziger Medizinalrates Dr. Clarus beeindruckten aber die Staatsregierung.

Erst in den 1840er-Jahren begann man sich in Dresden wieder für die Mineralquellen zu interessieren. Die Brunnen wurden neu gefasst, und am 25. Juni 1848 eröffnete man feierlich die erste Saison im "Königlichen Bade Elster". Wohl wissend, dass psychisches Wohlbefinden die körperliche Genesung erheblich fördert, projektierten die Kurdirektoren und Stadtväter in den folgenden Jahrzehnten weitläufige Parkanlagen und kulturelle Einrichtungen.

Architektonische Akzente

1890 wurde das Kurhaus eröffnet. Mit seiner filigran verzierten Fassade ist es einem italienischen Renaissancepalast ähnlich.

Das 1910 eröffnete "Albert-Bad" ist einem barocken Schloss nachempfunden. Im Inneren gibt der Jugendstil den Ton an. Die Hallen, Gänge und Kabinen wurden mit Meißener Keramikkacheln und Sandstein aus dem Elbsandsteingebirge ausgestattet. Es wurde in jüngster Zeit denkmalgerecht saniert und durch das Berliner Architektenbüro Behnisch und Partner zum Kurmittelhaus mit Wellnesslandschaft erweitert. Besondere Angebote sind das "Sanarium", ein aromatisches "Heubad" und "Rasul" – eine orientalische Methode der Körperpflege.

1914 wurde das Kurtheater durch König Friedrich August eingeweiht. Außer den zahlreichen fein herausgeputzten Gründerzeit- und Jugendstilvillen – Zeugnisse der Belle Epoque – zählt die St.-Trinitatis-Kirche zu den sehenswerten Bauwerken von Bad Elster.

1889 im neogotischen Stil errichtet, beherbergt sie Kostbarkeiten wie die Statuen der Apostel Petrus und Paulus, die 1490 in Hof geschnitzt wurden, sowie einen auferstandenen Christus, 1725 in der Werkstatt von Simon Zeitler in Grün/Doubrava gefertigt.

Auch die Bauhaus-Architektur hat in Bad Elster ihre Spuren hinterlassen: Die Wandel- und Trinkhalle der Moritzquelle und der Salzquelle wurde 1928 – wie könnte es anders sein – aus Sandstein des Elbsandsteingebirges erbaut. Ihre großflächigen Fenster vermitteln den Kurgästen den Eindruck, dass sie sich inmitten der Natur befinden. 1934 wurden die Marienquelle sowie der Badeplatz neu gestaltet.

Gleich neben der Marienquelle, in der Salzquellen-Halle, dokumentiert das Bademuseum die Geschichte des Kurwesens.

Höhepunkte im kulturellen Veranstaltungsprogramm von Bad Elster sind der "Chursächsische Sommer – Vogtländisches Kulturfestival" von Anfang Mai bis Anfang Oktober mit einem facettenreichen Repertoire aller Genres von Klassik bis Jazz, von Travestie bis Kabarett, die "Chursächsischen Festspiele" (12. bis 21. 9. 2003) und die "Chursächsischen Winterträume" im Dezember und Anfang Januar.

Heilanzeigen Erkrankungen der ableitenden Harnwege, Nachbehandlung von Operationen und Unfallverletzungen, Erkrankungen der Stütz- und Bewegungsorgane, chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankungen der Wirbelsäule, degenerativ-rheumatische Erkrankungen der Gelenke, chronische Formen des Weichteilrheumatismus, Frauenleiden.

Infos {te}Sächsische Staatsbäder GmbH, Badstraße 6, 08645 Bad Elster, Tel. (03 74 37) 7 11 11, www.bad-elster.de Vogtland Kurortmarketing e. V., Bahnhofstr. 2, 08645 Bad Elster, Tel. (03 74 37) 53 93 93, www.stadt-badelster.de

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