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Zum 75. Todestag von Carl Klingner


1997 veröffentlichte der Verein für vogtländische Geschichte, Volks- und Landeskunde e.V. das kleine biographische Lexikon -Berühmte Vogtländer. Unter den für dieses Büchlein ausgewählten ca. 100 Persönlichkeiten befinden sich auch sechs Apotheker (Rudolf Bauer, 1873-1965; Jacob Julius Böhler, 1804-1877; Johann Friedrich Böttger, 1682-1719; Johann Wolfgang Döbereiner, 1780-1849; Gottlob Friedrich Wilhelm Goebel, 1802-1857; Kurt Mothes, 1900 bis 1983). Schade, daß wegen des begrenzten Umfanges dieses kleinen Lexikons der Apotheker Carl Klingner nicht mit aufgenommen werden konnte. Aus diesem Grund soll hier zu seinem 75. Todestag seiner gedacht werden.
Carl Klingner wurde am 15. Juli 1858 in Potsdam geboren. Nach seiner Schulzeit und der praktischen Ausbildung zum Apotheker studierte er an der Universität Leipzig Pharmazie und bestand 1883 das pharmazeutische Staatsexamen. 1884 übernahm er die Apotheke in Bad Elster.
In seiner neuen Heimat im -Bäderwinkel des Vogtlandes begann Klingner sich nebenberuflich mit der Schriftstellerei zu befassen. 1898 erschien sein dreibändiges Werk -Bad Elster und Umgebung (9. Auflage 1937). In diesen Bänden beschrieb er die Stadt (seit 1875 Königlich-Sächsisches Staatsbad), ihre Geschichte und die Sagen, welche sich um diesen Ort und seine Umgebung rankten.
Auf einer Reise nach Karlsbad war Goethe Anfang Juli 1795 nach Elster gekommen. Zusammen mit dem Reichskonsulenten und Postmeister Pinder, der die Aufsicht über die Mineralquellen des oberen Vogtlandes führte, besuchte er in Elster die Moritz-Quelle (Säuerling), die ihn zu seinem Epos -Hermann und Dorothea (1798) inspiriert haben soll. Goethe schreibt in seiner Dichtung: -Und sie (Dorothea) reichte das Wasser herum. Da tranken die Kinder, und die Wöchnerin mit den Töchtern, so trank auch der Richter. Alle waren geletzt und lobten das herrliche Wasser; säuerlich war‚s und erquicklich, gesund zu trinken den Menschen.
Nachdem die Badedirektion von Bad Elster den in der Nähe der Moritz-Quelle befindlichen Brunnen gemäß der Beschreibung von Goethe restauriert und mit einer Gedenktafel versehen hatte, wurde diese Anlage am 9. Juli 1911 feierlich eröffnet. Zu diesem Anlaß schrieb Klingner das Festspiel -Hermann und Dorothea, das in der ebenfalls 1911 eröffneten Waldbühne seine Uraufführung erlebte. Die Musik zu diesem Festspiel stammte von dem Realgymnasium-Oberlehrer und Komponisten Professor Walter Dost (1874 bis 1947). Auch für verschiedene Lieder, deren Texte von Klingner stammten, wie z. B. das Vogtlandlied -Auf duftig grüner Halde, fernab vom Weltenbraus∑, hatte Professor Dost die Musik geschrieben.
Für die Kurgäste von Bad Elster organisierte Klingner alljährlich große Festspiele im Naturtheater. U. a. wurde dort auch sein Stück -Elsterbilder aus grauer Vorzeit bis zur Gegenwart (1918) aufgeführt. Klingner gehörte auch zu dem Personenkreis, der für König Albert von Sachsen und seine Gattin Carola die alljährlichen Festlichkeiten und Jagden in Bad Elster ausrichtete, und wurde zum Königlich sächsischen Kammerrat ernannt. Nach dem Ersten Weltkrieg (1918) versuchte er dem Kurort zu neuer Geltung zu verhelfen, z.B. mit dem berühmt gewordenen jährlichen Brunnenfesten, deren Gesamtleitung er übernahm.
Carl Klingner starb am 4. August 1923 in Bad Elster. Bis zu seinem Tod war er in seiner Apotheke tätig gewesen. Literatur G. Urdang: Der Apotheker als Subjekt und Objekt der Literatur, S. 24. Berlin 1926. Deutsche Apotheker-Biographie. Bd. 1, S. 326f. Stuttgart 1975. Bad Elster, Landschaft und Geschichte. Sachsenbuch 1992, S. 9. Bad Elster, 1997, S. 10f. Mitteilungen seiner Enkelin, Frau Ingeborg Kufal geb. Klingner, Oldenburg. Holm-Dietmar Schwarz, Bruchstraße 9b, 59939 Olsberg 49 Klingner

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