Kostendämpfung in der PKV: "Private" hätten gern aut idem

Bonn (im). Die privaten Krankenversicherer verzeichnen die stärksten Ausgabensteigerungen bei den Arznei- und Verbandmitteln. Um 6,5 Prozent stiegen die Aufwendungen für Medikamente im Jahr 2002 Ų das sind die zuletzt verfügbaren Zahlen Ų gemessen an 2001. Dies weist der jüngste Rechenschaftsbericht aus, der zur Mitgliederversammlung des Verbands der privaten Krankenversicherung (PKV) am 12. Juni in Dresden veröffentlicht wurde. Darin wird bemängelt, dass die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) durch Aut-idem, Apotheken-, Großhandels- oder Herstellerrabatte Kosten senken könnten, die privaten Assekuranzen jedoch nicht.

Pharmazentralnummer fehlt

Nach Angaben der PKV ist der Anstieg bei den Arzneiausgaben im vergangenen Jahr zwar gebremst worden, die fehlende Pharmazentralnummer verhindere jedoch eine effiziente Erstattungsprüfung. Zugleich werden die steigenden Arzneimittelpreise sowie die so genannten Scheininnovationen thematisiert, bei denen die Hersteller höhere Preise als für die am Markt etablierten Präparate verlangten, so die Darstellung der privaten Krankenversicherer. Während der Gesetzgeber der GKV durch die Aut-idem-Regelung, sowie Apotheken-, Großhandels- oder Herstellerrabatte Möglichkeiten zur Kostensenkung gegeben hätte, sei die PKV "bei der Einführung dieser Maßnahmen unberechtigterweise ausgeschlossen", so der Seitenhieb ihres Verbands.

Kostenerhöhungen

Für ambulante ärztliche Behandlung gab die PKV im vergangenen Jahr vier Prozent mehr als in 2001 aus. Vermutet wird hier, dass Mediziner die immer enger werdenden Spielräume in der GKV durch steigende Forderungen bei Privatversicherten zu kompensieren versuchen. Mit Ausnahme des Krankenhausbereichs sei die Kostenerhöhung in allen Leistungssegmenten geringer als im Vorjahr ausgefallen. Demnach stiegen die Aufwendungen für Zahnbehandlung und Zahnersatz um 2,6 Prozent in 2002 gemessen am Vorjahr, die für Heil- und Hilfsmittel um 3,9 Prozent.

Die Ausgaben für die Behandlung in Kliniken seien insgesamt um 2,7 Prozent gewachsen, allerdings müsse dies differenziert werden. Während die Kosten für die Wahlleistung Unterbringung fast zweistellig sanken (minus 9,6 Prozent), kletterten die für allgemeine Krankenhausleistungen (plus 5,1 Prozent) und die für die Wahlleistung Chefarzt (plus 3,6 Prozent).

Einnahmen über Ausgaben

In der PKV stiegen laut Rechenschaftsbericht 2002 die Beitragseinnahmen um 6,8 Prozent (1,35 Milliarden Euro) auf 21,11 Milliarden. Im Vorjahr seien es 19,763 Milliarden Euro gewesen. Damit seien die Einnahmen stärker als die Leistungsausgaben gestiegen. Nur zum Teil seien die wachsenden Einnahmen durch die neuen Mitglieder hereingekommen, ein weiterer Grund seien Beitragserhöhungen, teilte der in Köln ansässige PKV-Verband mit.

220 800 Neue

Wie in 2001 konnten die privaten Assekuranzen im abgelaufenen Jahr mehr neue Mitglieder gewinnen. 2002 versicherten sich 220 800 Deutsche neu bei einem der 50 PKV-Mitgliedsunternehmen und damit etwas mehr als im Vorjahr, als 216 400 zur PKV wechselten. Ende 2002 hatten 7,931 Millionen Deutsche einen privaten Krankheits-Vollschutz (2001: 7,71 Millionen). Den leichten Anstieg bei der Versichertenzahl führt der Verband auf die Diskussion um die Erhöhung der Versicherungspflichtgrenze zurück.

Seit dem 1. Januar dieses Jahres können diejenigen mit einem Monatseinkommen über 3 825 Euro in ein PKV-Unternehmen wechseln. Nach Angaben des Verbands verloren dadurch 750 000 gesetzlich Krankenversicherte ihre Wahlfreiheit zwischen GKV und PKV, weil sie unter diese Grenze rutschten. Im Standardtarif waren im Jahr 2002 demnach 7 919 Personen versichert (Vorjahr: 6 507). Dieser Tarif bietet Leistungen wie das gesetzliche System zu einem Beitrag maximal bis zum GKV-Höchstbeitrag an.

Eine Krankentagegeldversicherung hatten zum Jahresende fast drei Millionen Versicherte abgeschlossen. Zwei Drittel von ihnen waren privat voll versichert, während ein Drittel das Krankentagegeld zusätzlich zum gesetzlichen Versicherungsschutz wählte. Die Versicherung von Wahlleistungen im Krankenhaus wählten 4,525 Millionen Personen, 72 300 mehr als in 2001. Für eine ambulante Zusatzversicherung entschieden sich 5,074 Millionen, das sind 466 100 Personen mehr als in 2001. Den recht hohen Zulauf führt die PKV auf die Diskussion um Leistungseinschränkungen in der gesetzlichen Krankenversicherung zurück.

Bezahlte Leistungen

In der privaten Krankenversicherung beliefen sich in 2002 die ausgezahlten Versicherungsleistungen auf rund 14,7 Milliarden Euro, das seien 800 Millionen Euro mehr als im Vorjahreszeitraum. Als Grund dafür wurden vor allem Kostenerhöhungen angegeben. So habe die Steigerung 3,6 Prozent pro Versichertem betragen und damit etwas unter der des Vorjahres gelegen, der Kostenanstieg hat sich demnach etwas abgeflacht.

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