Kommentar

7,7 Mio Privatversicherte: PKV: Arzneimittel legen um 9 Prozent zu

Bonn (im). Für die Behandlung mit Arzneimitteln wendeten die privaten Krankenversicherungen im vergangenen Jahr 9,4 Prozent mehr pro Versichertem auf als in 2000. Die Kostensteigerung bei Medikamenten und Verbandmitteln falle "aus dem Rahmen", heißt es im Rechenschaftsbericht 2001 des Verbands der privaten Krankenversicherung (PKV) in Köln, der zur PKV-Mitgliederversammlung am 13. Juni veröffentlicht wurde.

Insgesamt stiegen die Ausgaben für Krankheitskosten je Privatversichertem im abgelaufenen Jahr um 5,2 Prozent, im Jahr 2000 hatte der Zuwachs bei 2,8 Prozent gelegen.

Pharmazentralnummer verlangt

Angesichts der wachsenden Aufwendungen für Arznei- und Verbandmittel forderte der PKV-Verband erneut verpflichtend die Auftragung der Pharmazentralnummer (PZN) durch die Apotheker auf die Rezepte. Ohne Kenntnis dieser Nummer sei eine effiziente Erstattungsprüfung unmöglich, schreiben Verbandsvorsitzender Peter Greisler und Verbandsdirektor Dr. Christoph Uleer im Rechenschaftsbericht. Der PKV-Verband fordert seit längerem die Auftragung der PZN analog zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), wo seinerzeit allerdings ein Vertrag mit entsprechender Vergütung für die Pharmazeuten durch die Krankenkassen geschlossen wurde. Greisler und Uleer kritisieren, der Gesetzgeber habe der PKV jede Hilfe versagt, die er den gesetzlichen Kassen gewährt habe, um die Arzneikosten in Zaum zu halten.

Wofür die PKV Geld ausgibt

Recht deutlich fiel darüber hinaus der Kostenanstieg bei Heil- und Hilfsmitteln mit einem Plus von fast sieben Prozent aus. Die privaten Assekuranzen erhoffen sich speziell bei den Hilfsmitteln durch "managed care" noch große Einsparpotenziale. Aber auch die wachsenden Ausgaben für ambulante Arztkosten (plus 6,1 Prozent) nennt der PKV-Verband "erneut auffallend". Da weder die Morbiditätsentwicklung noch der medizinische Fortschritt Gründe dafür seien, vermuten Greisler und Uleer, dass die Mediziner sinkende Finanzspielräume bei Kassenpatienten durch steigende Honorarforderungen bei den Privatpatienten versuchen auszugleichen. Für Zahnbehandlung und -ersatz gaben die privaten Krankenversicherer fünf Prozent in 2001 gemessen am Vorjahr aus, für die Behandlung in Kliniken lediglich 1,3 Prozent mehr aus.

Mitgliederzuwachs

215.800 Personen versicherten sich demnach neu in der PKV, so dass zum Jahresende 7,71 Millionen Deutsche einen privaten Krankheitsvollschutz abgeschlossen hatten. Den gemessen an 2000 größeren Zustrom (Neuzugang 166.000 Leute) führt der Verband vor allem auf die Diskussion über eine Anhebung der Versicherungspflichtgrenze zurück, wie sie vor allem von den Grünen, aber auch der SPD favorisiert wird.

Nachfrage nach Standardtarif

Wie in den Vorjahren wuchs die Zahl derjenigen Rentner, die den preisgünstigen Standardtarif wählen, bei dem die Leistungen denen der GKV vergleichbar sind bei einem Beitrag maximal bis zum GKV-Höchstbeitrag. Entschieden sich im Jahr 2000 3024 Personen dafür, waren es Ende des vergangenen Dezember bereits 6507 über 65-Jährige.

Krankentagegeld

Eine Krankentagegeldversicherung hatten laut Rechenschaftsbericht 2,779 Millionen Personen abgeschlossen, ein Plus von fast sechs Prozent, von denen die Mehrheit (rund 1,8 Millionen) diese zusätzlich zu ihrer privaten Vollversicherung wählten. Von diesen Vollversicherten seien rund 36 Prozent Freiberufler oder Selbstständige gewesen. Die übrigen ergänzten damit ihr Krankengeld von der gesetzlichen Kasse, hieß es.

Zusatzschutz

Bei der Zusatzversicherung für Wahlleistungen im Krankenhaus habe es im letzten Jahr einen Zuwachs von 80.000 Personen auf 4,474 Millionen gegeben, ein Jahr zuvor wählten nur 34.000 diesen ergänzenden Schutz. Eine ambulante Zusatzversicherung schlossen demnach fast 160.000 Personen ab, die Zahl der Versicherten belaufe sich hier auf knapp 4,6 Millionen.

Reise ins Ausland

Mehr Deutsche sicherten Risiken während einer Reise ins Ausland ab. Hier habe sich die Zahl der Versicherten um 1,72 Millionen auf mehr als 27 Millionen Personen erhöht.

Beitragsrückerstattung

Die Höhe der Summen, die an die Versicherten rückerstattet wurden, lag mit 630 Millionen Euro geringfügig unter der des Vorjahres (2000: 652,9 Millionen Euro)

Gesamtaufwendungen

Die Gesamtaufwendungen haben demnach 2001 für die Versicherten bei rund 25,3 Milliarden Euro gelegen, worin ausgezahlten Leistungen, Schadensregulierungen, veränderte Schadenrückstellungen, Zuführungen zur Alterungsrückstellung sowie Polster für Beitragsrückerstattungen enthalten sind. Wie in jedem Jahr liegen die Gesamtausgaben in der PKV über den Beitragseinnahmen (19,75 Milliarden Euro), da die privaten Assekuranzen neben den Beiträgen ihrer Versicherten erhebliche Kapitalerträge aus den Alterungsrückstellungen erhalten.

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