Arzneimittel und Therapie

Umgang mit sexuellen Problemen: Befriedigender Sex ist in jedem Alter wichtig

War Sexualität früher ein Tabu, wird unsere Gesellschaft inzwischen von sexuellen Reizen überflutet. Kaum eine Plakatwand, auf der nicht ein nackter Busen prangt, kaum eine Werbung mehr, die ohne sexuelle Reize arbeitet. Eine weltweite Studie, die GSSAB (globale study of sexual attitudes and behaviours), sollte nun Aufschluss darüber bringen, wie es um sexuelle Gesundheit, Partnerschaft und den Umgang mit sexuellen Problemen tatsächlich bestellt ist.

Weltweit wurden 26 000 Männer und Frauen zwischen 40 und 80 Jahren per Telefoninterview befragt, darunter jeweils 750 Männer und Frauen in Deutschland. Fazit: Sexualität hat einen hohen Stellenwert für die Lebensqualität, aber auch für den gesamten Gesundheitszustand – und zwar in allen Altersgruppen.

Für 80 Prozent der Befragten ist die sexuelle Aktivität essenzieller Bestandteil des Lebens und sie bewerteten sie als "wichtig" oder "sehr wichtig". Der hohe Stellenwert zeigte sich auch daran, dass 74 Prozent der Befragten im vergangenen Jahr mindestens einmal pro Woche sexuell aktiv waren.

Im Mittel hatten die Befragten ein- bis viermal im Monat Geschlechtsverkehr. Dementsprechend hält es die Mehrzahl der Befragten für wichtig, dass er bzw. der Partner zum Geschlechtsverkehr in der Lage ist, Frauen weniger als Männer.

Was die Zufriedenheit mit ihrem Sexualleben angeht, unterscheiden sich die Deutschen von anderen Nationen. Weltweit geben 44 Prozent der Frauen und 39 Prozent der Männer an, im vergangenen Jahr mit sexuellen Problemen konfrontiert worden zu sein, die länger als zwei Monate anhielten.

Hierzulande ist der Prozentsatz niedriger. Der Grund dafür wird noch diskutiert. Möglicherweise ist die sexuelle Gesundheit in Deutschland tatsächlich sehr hoch. Es gilt aber auch als wahrscheinlich, dass sexuelle Probleme eher bagatellisiert werden.

Wenn es nicht klappt

Die Sorge, dass es mit dem Sex nicht mehr richtig klappen könnte, steigt mit zunehmendem Alter. Dabei quälen Jüngere vor allem Versagensängste, während Ältere oft gestresst oder krank sind und Erektionsprobleme haben. Immerhin 20 Prozent in der Gruppe der 60- bis 69-Jährigen machen sich Sorgen um ihre Sexualität.

Bei Frauen wird ein Zusammenhang zwischen Depressionen, insbesondere im Zuge der Wechseljahre, und unbefriedigendem Geschlechtsverkehr gesehen. Hier kommt es zwischen dem 50. und 59. Lebensjahr oft zu einem Bruch in der sexuellen Zufriedenheit.

Sex gut – alles gut?

Dass sich eine befriedigende Sexualität insgesamt positiv auf das Lebensgefühl auswirkt, zeigt die in der Studie enge Korrelation zwischen dem allgemeinen Gesundheitszustand und der sexuellen Gesundheit. Sexuelle Störungen gelten zudem schon länger als Frühwarnsystem für andere Erkrankungen, insbesondere Herzinsuffizienz, koronare Herzkrankheit und Diabetes. Der Sexualität sollte daher auch in der Betreuung von Patienten ein hoher Stellenwert eingeräumt werden. Hier tun sich allerdings große Defizite auf.

Dass generell Barrieren bestehen über die eigene Sexualität zu sprechen, zeigt schon die Tatsache, dass nur etwa die Hälfte sexuelle Probleme mit seinem/ihrem Partner bespricht. Der Arzt wird nur von einem Bruchteil der Befragten um Hilfe gebeten wird.

Der Grund: Die meisten glauben, ihre Probleme seien altersbedingt und müssten daher hingenommen werden. Medizinische Hilfe wäre ohnehin nicht möglich. Aber auch die Ärzte versagen hier. Nur 11 Prozent der Studienteilnehmer wurde vom Arzt auf seine Sexualität angesprochen, Frauen häufiger als Männer. Dagegen wollen über die Hälfte der Männer regelmäßig nach ihrer sexuellen Gesundheit gefragt werden.

Effektive Therapie auch für kardiovaskuläre Risikopatienten

Die Frage nach sexuellen Problemen macht aber auch deshalb Sinn, weil die Therapiemöglichkeiten in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben. Insbesondere seit Einführung der Phosphodiesterase-Hemmer wie Sildenafil kann Patienten mit Erektionsstörungen wirksame Hilfe angeboten werden kann. Das Problem: Erektionsstörungen treten selten bei gesunden Männern auf, sind aber eine häufige Begleiterkrankungen von Hypertonikern und Diabetikern. Diese Patienten erhalten aber ohnehin bereits eine Vielzahl von Medikamenten.

Eine Studie sollte nun zeigen, ob Sildenafil auch bei diesen Patienten eine effektive und sichere Therapieoption darstellt. An der multinationalen plazebokontrollierten Untersuchung nahmen 562 Probanden teil, davon wurden 324 mit zwei, 235 mit drei und mehr Antihypertensiva behandelt. Zunächst wurde über sechs Wochen doppelblind behandelt. Dann wurde die Studie über weitere sechs Wochen offen geführt.

Der "International Index of Erectile Function", ein standardisierter Fragebogen zur Überprüfung der Erektion, diente zur Auswertung. Dabei zeigte sich, dass Sildenafil die Erektion auch bei kardiovaskulären Risikopatienten verbessert. Auch die Partnerinnen bewerteten den Therapieerfolg positiv. Immerhin lag die Zahl der erfolgreichen Versuche in Sachen Geschlechtsverkehr unter Sildenafil bei 62,4 Prozent, unter Plazebo nur bei 26,1 Prozent.

Hohe Sicherheit trotz antihypertensiver Behandlung

Noch bedeutender als die Effektivität war in diesem Patientenkollektiv aber der Blick auf die Verträglichkeit. Zwar lag die Häufigkeit von Nebenwirkungen im Vergleich zu Plazebo deutlich höher, wie bereits aus anderen Studien bekannt ist. Sie war jedoch bei den behandelten Hypertonikern nicht höher als bei Nicht-Hypertonikern und unabhängig von der Zahl der eingenommenen Antihypertensiva. Die Mehrzahl klagte über Kopfschmerzen (10 Prozent) oder Flush (6,8 Prozent). Schwere Nebenwirkungen traten bei keinem Patienten auf und bei weniger als 1 Prozent musste die Behandlung wegen negativer Begleiterscheinungen abgebrochen werden.

Kasten BPH-Patient: der typische ED-Kandidat

Männer mit benigner Prostatahyperplasie (BPH) leiden sehr viel häufiger an einer erektilen Dysfunktion (ED) als man meint. Dies zeigte eine Querschnittsstudie, in der 10000 Patienten mit benigner Prostatahyperplasie in Deutschland mittels Dokumentationsbögen befragt wurden.

Nur bei 37,3 Prozent der BPH-Patienten war die erektile Dysfunktion anamnestisch bekannt. Konkretes Nachfragen ergab jedoch eine tatsächliche Prävalenz von 62,1 Prozent. Dabei galt: Je ausgeprägter die benigne Prostatahyperplasie war, um so häufiger war sie mit einer erektilen Dysfunktion assoziiert. Fazit: BPH-Patienten sollten gezielt nach einer erektilen Dysfunktion befragt werden.

Quelle

Prof. Dr. U. Hartmann, Hannover, Prof. Dr. J. Altwein, München, Prof. Dr. med. E. Kromer, Hanau; Fachpressekonferenz "Der gesunde Mann – Hindernis Erektile Dysfunktion", Wiesbaden, 18. September 2002, veranstaltet von der Pfizer GmbH, Karlsruhe.

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