Arzneimittel und Therapie

Ernährung: Länger leben mit Vitamin C?

In einer großen prospektiven Bevölkerungsstudie wurde jetzt die Wirkung der Ascorbinsäure auf die Gesundheit genauer untersucht: Eine geringe Erhöhung der Ascorbinsäurekonzentration im Blut, die schon durch 50 g mehr Obst und Gemüse täglich (etwa ein halber Apfel oder eine kleine Möhre) erreicht wird, senkt das Risiko der Gesamtsterblichkeit um 20%. Allerdings hatte die Einnahme von Vitaminpräparaten in dieser Studie keinen Einfluss, wichtig war nur der Verzehr von Obst und Gemüse.

Die Ascorbinsäure (Vitamin C) spielt in vielen biologischen Prozessen eine wichtige Rolle. Als Antioxidans schützt sie Zellen vor freien Radikalen, indem sie diese abfängt und neutralisiert. Aufgrund dieser antioxidativen Wirkung wurde der Ascorbinsäure eine Schutzfunktion vor bestimmten chronischen Erkrankungen zugeschrieben, obwohl eindeutige Studiendaten bisher fehlten. In einigen prospektiven Studien wurde zwar überprüft, ob Ascorbinsäure tatsächlich vor kardiovaskulären Krankheiten oder Krebs schützt, aber die jeweiligen Studienergebnisse waren völlig uneinheitlich.

Große prospektive Bevölkerungsstudie

Um zu überprüfen, welche Wirkung die Ascorbinsäure auf die Gesundheit hat, wurde in einer großen prospektiven Bevölkerungsstudie der Zusammenhang zwischen der Ascorbinsäurekonzentration im Blut und der Gesamtsterblichkeit untersucht. Ermittelt wurde auch, wie viele Studienteilnehmer an kardiovaskulären Erkrankungen, ischämischen Herzkrankheiten und Krebs starben.

Die Probanden dieser prospektiven Studie entstammten der EPIC-Norfolk-Studie (EPIC, European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) aus Norfolk, Großbritannien. Insgesamt handelte es sich um 19 496 Männer und Frauen im Alter von 45 bis 79 Jahren, die einen Fragebogen zum Gesundheitszustand und zu ihren Ernährungsgewohnheiten ausfüllen mussten. Zusätzlich wurden sie bei einem Klinikbesuch untersucht.

Die Ascorbinsäurekonzentration im Blut wurde bei den Studienteilnehmern einmal gemessen. Entsprechend ihrer Konzentration wurden sie in fünf Gruppen aufgeteilt. Da Frauen generell höhere Ascorbinsäurekonzentrationen aufweisen als Männer, wurden die Gruppen anschließend noch geschlechtsspezifisch getrennt. Alle Studienteilnehmer wurden vier Jahre lang betreut, und innerhalb dieses Zeitraumes wurden Todesfälle sowie Todesursachen ermittelt.

Schon 50 g mehr Obst und Gemüse reichen aus

Die Datenanalyse zeigte: je höher die Ascorbinsäurekonzentration im Blut der Studienteilnehmer war, desto niedriger war ihr Risiko, an diversen Krankheiten, speziell an der ischämischen Herzerkrankung und anderen kardiovaskulären Erkrankungen zu sterben. Das Sterblichkeitsrisiko war in der Gruppe mit der höchsten Ascorbinsäurekonzentration im Blut gegenüber der Gruppe mit dem geringsten Vitamin-C-Gehalt sogar um die Hälfte reduziert.

Eine Erhöhung der Ascorbinsäurekonzentration um 20 µmol/l, die schon durch eine tägliche Aufnahme von 50 g mehr Obst und Gemüse erreicht wird, reduzierte das Risiko der Gesamtsterblichkeit um 20%. Dieser Effekt war unabhängig vom Alter, systolischem Blutdruck, Blutcholesterinspiegel, Zigarettenkonsum, Diabetes und auch von der Einnahme von Vitaminpräparaten.

Vitamin C schützt vor Krebs

Es zeigte sich auch, dass Männer mit hohen Ascorbinsäurekonzentrationen im Blut seltener an Krebs starben als Teilnehmer mit einem geringerem Vitamin C-Gehalt. Allerdings wurde dieser Effekt bei Frauen nicht beobachtet. Der Grund, weshalb diese Wirkung bei Frauen ausblieb, liegt vermutlich an den unterschiedlichen Krebsformen, von denen Männer und Frauen am meisten betroffen waren. Bei Männern traten Lungen-, Darm- und Prostatakrebs am häufigsten auf, bei Frauen hingegen Brust- und Darmkrebs.

Schutz vor Arteriosklerose?

Möglicherweise schützt die Ascorbinsäure auch vor der koronaren Herzerkrankung. Studien an Meerschweinchen (die ebenso wie der Mensch nicht selbst Vitamin C herstellen können) haben gezeigt, dass ein Vitamin-C-Mangel eine Zunahme von arteriosklerotischen Läsionen verursacht. Diese Läsionsbildung lässt sich bei Meerschweinchen mit hohen Vitamin-C-Dosen hemmen. Eindeutige epidemiologische Beweise für einen konkreten Zusammenhang von Ascorbinsäure und koronaren Herzerkrankungen fehlen bisher aber.

Wirkung ist unklar

Da die Ascorbinsäure an vielen biologischen Prozessen beteiligt ist, gibt es derzeit nur Vermutungen, wie sie den Körper vor Krankheiten schützen könnte. Wahrscheinlich spielt ihre antioxidative Wirkung die entscheidende Rolle. Denkbar ist allerdings auch, dass die Ascorbinsäure ein Indikator für andere Schutzfaktoren ist. Da Vitaminpräparate keinen Einfluss auf die Sterblichkeit der Studienteilnehmer hatten, sondern nur der Obst- und Gemüseverzehr, wäre es möglich, dass dieser Effekt nicht nur allein auf der Ascorbinsäure beruht. Vielleicht sind noch andere Substanzen dafür verantwortlich, die ebenfalls in Vitamin-C-haltigen Lebensmitteln vorkommen. Obwohl der Wirkmechanismus noch unklar ist, kann man als Fazit dieser Studie festhalten: Wer regelmäßig auch nur eine kleine Portion Obst oder Gemüse zu sich nimmt, lebt, so scheint es, länger.

Literatur: Khaw, K. T., et al.: Relation between plasma ascorbic acid and mortality in men and women in EPIC-Norfolk prospective study: a prospective population study. Lancet 357, 657-663 (2001).

In einer großen prospektiven Bevölkerungsstudie wurde jetzt die Wirkung der Ascorbinsäure auf die Gesundheit genauer untersucht: Eine geringe Erhöhung der Ascorbinsäurekonzentration im Blut, die schon durch 50 g mehr Obst und Gemüse täglich (etwa ein halber Apfel oder eine kleine Möhre) erreicht wird, senkt das Risiko der Gesamtsterblichkeit um 20%. Allerdings hatte die Einnahme von Vitaminpräparaten in dieser Studie keinen Einfluss, wichtig war nur der Verzehr von Obst und Gemüse.

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