Arzneimittel und Therapie

Meningitis: Prophylaxe auch für Kinder ab zwei Monaten

In den letzen Wochen wurden in Deutschland viele Fälle von Meningitis diagnostiziert. Trotz dieser Häufung ist nicht von einer Epidemie zu sprechen, denn jedes Frühjahr treten Erkrankungsfälle vermehrt auf. Die bakterielle Meningitis ist ein akuter Notfall, Verlauf und Prognose hängen entscheidend vom frühzeitigen Erkennen und der unverzüglich eingeleiteten Therapie ab. Leitsymptome sind Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen, Nackensteifigkeit und Bewusstseinstrübung.

Verursacht werden bakterielle Meningitiden in Deutschland vor allem durch Meningokokken (Neisseria meningitidis) und Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae). Gegen diese beiden gefährlichen Erreger stehen nun nach einer Mitteilung von Wyeth Pharma mit Meningitec gegen Meningokokken und Prevenar gegen Pneumokokken nue Konjugat-Impfstoffe zur Verfügung. Der Vorteil dieser neuen Impfstoffe: Erstmalig können auch Säuglinge und Kleinkinder ab dem zweiten Lebensmonat geschützt werden. Und besonders die Jüngsten werden bislang durch Pneumokokken-Infektionen bedroht.

Kopfschmerzen, Fieber und Übelkeit

Anzeichen für eine Infektion sind plötzlich auftretende Kopfschmerzen, Fieber, Übelkeit und Erbrechen, Nackensteife und Photophobie. Das Spektrum einer invasiven Pneumokokken- oder Meningokokken-Infektion reicht von einer transienten Bakteriämie bis zu Multiorganversagen innerhalb weniger Stunden. Die Infektion manifestiert sich als Meningitis und/oder Septikämie (letztere gekennzeichnet durch ein hämorrhagisches Exanthem). Langzeit- und Spätfolgen können Hörschäden, Hydrozephalus, eine verzögerte Entwicklung, Krampfleiden bzw. subdurale Ergüsse sein. Auch wenn die Infektion innerhalb weniger Stunden mit Antibiotika behandelt wird, kommt es bei rund 10% der Patienten zu Hirnschäden, Hörverlust oder zum Verlust der Gliedmaßen. Darüber hinaus verlaufen durchschnittlich 10 bis 20% der Fälle tödlich.

Diagnose und Therapie

Das wichtigste Diagnoseverfahren für den Nachweis einer bakteriellen Meningitis ist die Lumbalpunktion mit anschließender Bewertung der Liquorparameter, die Blutwerte sowie das Resistenzprofil nachgewiesener Erreger. Die beiden notwendigen Maßnahmen sind die sofort einzuleitende kausale Antibiotikatherapie (bei noch unbekanntem Erreger) und die symptomatische Behandlung vitaler Dysfunktionen.

Prophylaxe gegen Pneumokokken und Meningokokken

Da eine Meningitis durch verschiedene Erreger ausgelöst wird, können bisher Risikogruppen oder die gesamte Bevölkerung nicht mit einer einzigen Impfung geschützt werden. Bei den Impfstoffen gegen einzelne Erreger muss unterschieden werden zwischen Polysaccharid-Vakzinen und Polysaccharid-Konjugat-Vakzinen. In den ersten beiden Lebensjahren, dem Zeitraum der höchsten Meningitis-Inzidenz, bieten Polysaccharid-Impfstoffe keinen Schutz. Moderne Konjugat-Impfstoffe hingegen können das Immunsystem schon ab dem 2. Lebensmonat stimulieren und schützen nach einer vollständigen Immunisierung langfristig vor dem jeweiligen Erreger. Seit der Einführung des HiB-Impfstoffes und dessen breiter Anwendung spielt Haemophilus influenzae Typ b als Erreger von Meningitiden in Deutschland kaum noch eine Rolle.

Jetzt können auch Kinder ab zwei Monaten wirksam gegen Pneumokokken geschützt werden. Der Konjugatimpfstoff Prevenar, der Anfang Februar die europäische Zulassung erhalten hat und im April eingeführt wird, schützt vor invasiven Erkrankungen, die durch die sieben häufigsten Serogruppen von S. pneumoniae (4, 6B, 9V, 14, 18C, 19F und 23F) verursacht werden. Knapp 90% der invasiven Meningitis-Erkrankungen, die bei Kindern unter zwei Jahren durch Pneumokokken ausgelöst werden, können mit Hilfe von Prevenar verhindert werden. An der Pneumokokken-Meningitis sterben jedes Jahr 20 bis 25 Kinder, die meisten werden nicht einmal zwei Jahre alt.

Gegen Meningokokken Serotyp C kann seit diesem Jahr erstmals der neue Konjugat-Impfstoff Meningitec eingesetzt werden, der die besonders gefährdeten Jugendlichen und Erwachsenen und auch Säuglinge ab dem 2. Lebensmonat wirksam schützt. Bei dieser Vakzine ist ein Oligosaccharid aus der Kapseln von Neisseria meningitidis an das CRM197-Protein konjugiert, ein nicht toxisches Derivat des Diphtherietoxins. Impflinge bilden aufgrund dieser Konjugation ein immunologisches Langzeitgedächtnis aus. Gegen Meningokokken der Serogruppe B gibt es bisher noch keine Impfstoff.

In den letzten Wochen wurden in Deutschland viele Fälle von Meningitis diagnostiziert, denn in jedem Frühjahr treten Erkrankungsfälle vermehrt auf. Die bakterielle Meningitis ist ein akuter Notfall. Verlauf und Prognose hängen entscheidend vom frühzeitigen Erkennen und der unverzüglich eingeleiteten Therapie ab. Leitsymptome sind Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen, Nackensteifigkeit und Bewusstseinstrübung.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.