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Boots-Apotheken in den Niederlanden geben auf

(tmb). Die britische Apothekenkette Boots gibt ihre Apotheken in den Niederlanden auf. Damit ist der erste Versuch, die Apothekenkette auf dem europäischen Festland zu etablieren, gescheitert. Offenbar ist das Konzept von den niederländischen Kunden nicht hinreichend angenommen worden. Außerdem litten die Boots-Apotheken zunehmend unter Personalknappheit.

Begonnen hatte das Engagement von Boots in den Niederlanden 1997. Gleichzeitig eröffneten Boots-Apotheken in Thailand, vor etwa eineinhalb Jahren dann auch in Japan. Die Niederlande ließen damals als einziges kontinentaleuropäisches Land eine rechtliche Konstruktion zu, mit der eine Apothekenkette betrieben werden konnte. Seit etwa eineinhalb Jahren ist Fremdbesitz dort ausdrücklich erlaubt. Die Politik begrüßte die Aktivitäten von Boots, offenbar deckte sich die Boots-Idee mit den Reformvorstellungen mancher Politiker. So brach dann Boots auch - zum Teil auf gerichtlichem Wege - in die Versorgungsverträge zwischen Krankenkassen und etablierten Apotheken ein.

Vielversprechendes Konzept

Das Boots-Konzept "3 in 1" vereinte Apotheke, Drogerie und Parfümerie unter einem Dach. Damit unterschieden sich die Boots-Apotheken deutlich von den typischen niederländischen Apotheken. In den Niederlanden ist die Apothekendichte für deutsche Verhältnisse sehr niedrig. So ergeben sich oft lange Wartezeiten. Zudem mag in manchen Apotheken auch der Anreiz fehlen, sich aktiv um Patienten zu bemühen, wenn es in der Umgebung kaum Wettbewerber gibt und der Umsatz mit nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ohnehin zum großen Teil an die Drogerien geht. Denn die etablierten Apotheken beliefern fast nur Rezepte. Rezeptfreie Arzneimittel werden zum großen Teil in Drogerien verkauft, die zumeist an gut frequentierten Orten liegen und damit gut zu erreichen sind. Doch gibt es dort keine Beratung durch pharmazeutisches Fachpersonal. Die Voraussetzungen für das Boots-Konzept erschienen damit in den Niederlanden optimal. Boots wollte die gute Erreichbarkeit und die geringe Hemmschwelle für ein Kundengespräch mit dem Angebot rezeptpflichtiger Arzneimittel und der Beratungskompetenz einer "richtigen" Apotheke verbinden.

Misserfolg in der Realität

Doch offenbar ging diese Überlegung in der Realität nicht auf. So waren die ersten Boots-Geschäfte extrem groß und sahen nach niederländischen Begriffen "nicht nach Apotheke" aus. Dies lag wohl auch an der fehlenden Rezeptur, die sonst das Bild vieler niederländischer Apotheken prägt. In den Boots-Apotheken wurden keine Rezepturen angefertigt, obwohl diese in niederländischen Apotheken eine viel größere Bedeutung als in Deutschland haben. Stattdessen wurden die Boots-Rezepturen zentral hergestellt. Durch diesen Gesamteindruck war vielen Kunden nicht klar, dass sie bei Boots nicht nur rezeptfreie Arzneimittel und Drogerieartikel kaufen, sondern auch Rezepte einlösen konnten. Außerdem gab es in der Nähe der gutfrequentierten Innenstadtlagen nur wenige Ärzte und wenige Einwohner. Kenner der niederländischen Situation vermuten, dass vielleicht auch die Zielgruppen von Parfümerie und Apotheke nicht zusammen passten.

Schluss wegen Personalknappheit

Boots begründet seinen Rückzug aus dem Apothekengeschäft in den Niederlanden hauptsächlich mit der Personalknappheit. Niederländische Apotheker sind weitgehend nur an die Belieferung von Rezepten gewöhnt. Der Verkauf von Artikeln des "Randsortimentes" erscheint wenig attraktiv, wenn andere Apotheken mit der gewohnten Beschäftigung locken. Da Apotheker und auch pharmazeutisches Assistenzpersonal in den Niederlanden sehr gesucht sind, wurden die klassischen Apotheken als Arbeitgeber offenbar vorgezogen. Mit einer kleinen Personaldecke konnte Boots nicht das angestrebte Ziel erreichen, dass jederzeit ein Apotheker anwesend ist. Dies ist in niederländischen Apotheken nicht vorgeschrieben und war daher ein wichtiges Argument für die angestrebte hohe Beratungsqualität. Außerdem waren ohne ausreichende Personalstärke Expansion und Marktwachstum unmöglich, die aber die entscheidenden Voraussetzungen für die Rentabilität eines neu aufzubauenden Filialnetzes bilden. So werden bis Mitte August die Apotheken in den niederländischen Boots-Filialen geschlossen. Die Geschäfte bleiben als Drogerien und Parfümerien weiter bestehen. Doch unterscheiden sie sich dann nicht mehr wesentlich von den anderen bereits länger etablierten Drogerien. Auch diese sind in den Niederlanden als Ketten organisiert und stehen untereinander in einem harten Wettbewerb.

Die britische Apothekenkette Boots gibt ihre Apotheken in den Niederlanden auf. Damit ist der erste Versuch, die Apothekenkette auf dem europäischen Festland zu etablieren, gescheitert. Offenbar ist das Konzept von den niederländischen Kunden nicht hinreichend angenommen worden. Außerdem litten die Boots-Apotheken zunehmend unter Personalknappheit.

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