Alliance Boots/Anzag

Pessina: Keine Ketten-Ambitionen

Berlin - 20.10.2010, 10:25 Uhr


Nach der Mehrheitsübernahme bei der Anzag setzt der britische Pharmahändler Alliance Boots weiter auf Expansion. Konzern-Chef Stefano Pessina hat insbesondere den Ausbau des Pharmagroßhandels sowie den Vertrieb der eigenen

„Wir wollen Alliance Boots zu einem globalen Konzern formen“, sagte Pessina dem „Handelsblatt“. Bisher ist Alliance Boots außerhalb Europas bereits in Russland, der Türkei, Thailand sowie mit einem Joint Venture in China vertreten. Die Präsenz in China oder anderen großen Märkten will Pessina nun verstärken. Den Schwerpunkt sieht Pessina dabei im weiteren Ausbau des Pharmagroßhandels sowie im Vertrieb der eigenen Kosmetik- und Pflegeprodukte, die bisher etwa ein Zehntel zum Konzernumsatz von umgerechnet rund 21 Milliarden Euro beitragen. Die Pharma-Distribution sei in vielen Ländern letztlich ähnlich strukturiert.

Der Aus- oder Aufbau von Apothekenketten ist Pessina zufolge hingegen weder im internationalen Geschäft noch in Europa ein wichtiges Thema. Alliance Boots betreibt Apotheken vor allem in Großbritannien, Irland, Norwegen und den Niederlanden. Auf dem europäischen Kontinent habe man in dieser Hinsicht keine Ambitionen. Vielmehr setze man hier voll auf die Partnerschaft mit selbstständigen Apotheken. Das gelte auch für den deutschen Markt – und das unabhängig vom bestehenden Fremd- und Mehrbesitzverbot. „Wir verfolgen keinerlei Pläne, etwa Boots-Apotheken oder -Drogerien in Deutschland zu etablieren“, sagte Pessina.

Bei Anzag sind nach den Worten Pessinas nach der Übernahme keine gravierenden Veränderungen geplant. Auch das Management bei dem drittgrößten deutschen Pharmahändler soll an Bord bleiben. Ziel sei es, die Effizienz und die Beziehungen zu den Apotheken weiter zu verbessern, unter anderem durch zusätzliche ServiceAngebote.

Der Anzag-Vorstandsvorsitzende Dr. Thomas Trümper begrüßte indessen im Namen des Vorstandes die Übernahme durch Alliance Boots: „Die langjährige Zusammenarbeit mit Vertretern des Unternehmens im Aufsichtsrat der Anzag und Gespräche mit der Unternehmensleitung führen uns zu der Überzeugung, dass der neue Mehrheitsaktionär die bisherige Strategie der Anzag und ihr Handeln im Markt unterstützt“. Nach wie vor stehe die intensive Zusammenarbeit mit der inhabergeführten selbstständigen Apotheke im Fokus der Unternehmenspolitik, betonte Trümper. Überdies bringe die Mehrheitsübernahme einen Zugewinn an Know-How und mehr Möglichkeiten für die internationale Vernetzung und Zusammenarbeit.

Alliance Boots hatte sich am Montag mit den bisherigen Anzag-Großaktionären Celesio Phoenix und Sanacorp auf den Kauf von deren Anteilen für zusammen rund 130 Millionen Euro (26 Euro je Aktie) geeinigt. Damit hält der britische Konzern nun mehr als 80 Prozent der Anteile.


Kirsten Sucker-Sket