Apothekenketten: Boots und Alliance UniChem planen Elefantenhochzeit

LONDON (tmb). Der anstehende Verkauf des Arzneimittelherstellers Boots Healthcare International durch den Boots-Konzern (siehe Bericht in DAZ 38) ist offenbar keine zufällige Laune der Unternehmensführung, sondern Teil eines viel größeren Geschäfts. Wie am 3. Oktober von der Nachrichtenagentur dpa bekannt gegeben wurde, wollen die beiden britischen Konzerne Boots und Alliance UniChem fusionieren.

Während Boots ohne das Herstellerunternehmen primär eine Apotheken- und Drogeriemarktkette darstellt, ist Alliance UniChem in vielen Ländern Europas als Pharmagroßhändler tätig oder an Großhandlungen beteiligt und betreibt zudem in einigen Ländern Apothekenketten. In Deutschland hält der Konzern eine Beteiligung von 29,99% an der Andreae-Noris Zahn AG (Anzag).

Der fusionierte Konzern aus Boots und Alliance UniChem würde in zwölf europäischen Ländern einen Jahresumsatz von etwa 19 Mrd. Euro erzielen und über 3000 Verkaufsstellen (Apothekenfilialen und Drogerien) verfügen. Die beiden Partner der Fusion bewegen sich in der gleichen Größenordnung. Während Boots an der Börse mit etwa 4,4 Mrd. britischen Pfund bewertet wird, ist Alliance UniChem etwa 3,1 Mrd. Pfund wert. Zum gemeinsamen Gewinn von 473 Mio. Pfund würde Boots etwa 64% beisteuern, Alliance UniChem würde aber 62% des Umsatzes erzielen. Vom künftigen Boots-Anteil ist die zum Verkauf stehende Boots Healthcare International abzuziehen.

Der neue Konzern soll den Namen Alliance Boots tragen. Die bisherigen Boots-Aktionäre sollen 50,2% seiner Aktien halten, die Alliance UniChem-Aktionäre die übrigen 49,8%. Die Synergieeffekte aus dem optimierten Verkauf und der Streichung von Doppelfunktionen sollen vom vierten Jahr an mindestens 100 Mio. Pfund jährlich betragen, es wird aber auch mit einmaligen Sonderbelastungen von 53 Mio. Pfund gerechnet. Das neue Unternehmen soll vom bisherigen Boots-Chef Richard Baker geführt werden.

Neuer Marktführer

Durch die Fusion der beiden Handelsketten und den angekündigten Verkauf der Herstellersparte wird ein bedeutender Groß- und Einzelhandelskonzern für Arzneimittel und Drogeriemarktprodukte entstehen, der im Filialbereich zum europäischen Marktführer wird. Die Landesbank Rheinland-Pfalz machte in einer Analyse deutlich, dass der Zusammenschluss von Boots und Alliance UniChem deren Einkaufsmacht verbessert und der bisherige Marktführer Celesio dagegen europaweit "nur" über 1800 Apothekenfilialen verfügt.

Aus der Perspektive der Apotheken ist die Fusion ein weiteres Zeichen dafür, wie die Zulassung von Apothekenketten zum Entstehen großer Konzernstrukturen beiträgt. Die vertikale Verknüpfung zwischen Großhandels- und Apothekenebene scheint dann geradezu unausweichlich zu sein. Die Börse honorierte die bevorstehende Fusion zunächst mit deutlich steigenden Kursen, insbesondere für Boots. Am folgenden Tag gaben beide Aktien aber nach.

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