Arzneimittel und Therapie

Morbus Alzheimer: Neue Therapieansätze

Die Entwicklung der Acetylcholinesterasehemmstoffe Metrifonat und Donepezil gibt Anlaß zur Hoffnung, die Alzheimer-Krankheit künftig gezielter und effektiver zu beeinflussen und dadurch die Selbständigkeit der Patienten länger zu erhalten.

Häufig werden gegen Hirnleistungsstörungen sogenannte Nootropika wie Piracetam, Pyritinol und Mutterkornalkaloide eingesetzt. Sie fördern den herabgesetzten Gehirnstoffwechsel unter anderem durch eine Erhöhung des Glucoseumsatzes. Rheologika wie Pentoxyfyllin, Naftidrofuryl und Ginkgo-biloba-Extrakte verbessern die Fließeigenschaften des Blutes, indem sie die Verformbarkeit der Erythrozyten fördern und einer Thrombozytenaggregation entgegenwirken. Da das Gehirn auf diese Weise besser durchblutet wird, kann eine Versorgung mit wichtigen Energielieferanten wie Sauerstoff und Glucose besser stattfinden. Auch der Calciumantagonist Nimodipin zeigte in Studien signifikante Verbesserungen der Symptome von Hirnleistungsstörungen. Calciumantagonisten normalisierten die gestörte Calciumhomöostase der Nervenzellen. Dadurch kommt es zu einer Erhöhung der neuronalen Impulsfrequenz und einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit und Symptomatik. Psychopharmaka können sinnvoll sein, um Symptome wie Wahn, Halluzinationen und Angst, die bei rund 60 % der Alzheimer-Patienten auftreten und deren Leistungsfähigkeit noch weiter einschränken, zu unterdrücken. Die Pathogenese der Alzheimer-Krankheit ist zwar noch nicht vollständig geklärt, dennoch wurde in den letzten Jahren eine Reihe von pathologischen Befunden in den Gehirnen von Alzheimer-Erkrankten entdeckt. Dazu gehört vor allem die zu Beginn der Krankheit auftretende Abnahme der cholinergen Innervation, verbunden mit einer starken Abnahme des Neurotransmitters Acetylcholin, der essentiell für die kognitiven Fähigkeiten. Diese Beobachtung führte zur Entwicklung von Hemmstoffen des Enzyms Acetylcholinesterase (AChE), welches den Neurotransmitter Acetylcholin zu Cholin und Acetat abbaut. Durch Gabe dieser Hemmstoffe kann die Acetylcholin-Konzentration im synaptischen Spalt erhöht und gezielt die eingeschränkte Informationsübertragung zwischen den Nervenzellen gesteigert werden. Die erste Substanz dieser Stoffgruppe, die für diese Indikation eingesetzt wird, ist Tacrin (Cognex R), das bereits seit September 1995 in Deutschland auf dem Markt ist. Außerdem werden neue Substanzen für diese Indikation entwickelt. Dazu gehören Donepezil und Metrifonat. Donepezil soll im Oktober in Deutschland auf den Markt kommen. In einer bisher unveröffentlichten, dreimonatigen, doppelblinden plazebokontrollierten Dosisfindungsstudie mit Metrifonat konnte nach einmaliger Verabreichung pro Tag als Tablette gezeigt werden, daß die Substanz dosisabhängig in der Lage ist, die typischen Alzheimer-Symptome zu verbessern. Auch eine anschließend durchgeführte Studie hat gezeigt, daß Metrifonat die Krankheitssymptome signifikant gegenüber Plazebo für die Dauer von mindestens sechs Monaten verbessert. Beobachtungskriterien waren Kognition, Verhalten und das klinische Gesamturteil. Da das Nebenwirkungsprofil auch bei hohen Dosen günstig ist, und die aufgetretenen unerwünschten Wirkungen wie Diarrhö und Erbrechen ohne klinische Relevanz waren, hofft man, daß durch weitere Dosissteigerungen eine noch längere Wirkungsdauer von Metrifonat erzielt werden kann. Studien dazu werden gerade durchgeführt. Mit der Zulassung von Metrifonat für diese Indikation wird innerhalb des nächsten Jahres gerechnet. Vor allem eine ganzheitliche Therapie, die neben den oben genannten Medikamenten mentales Training (Gehirn-Jogging), Ergo- und Bewegungstherapie beeinhaltet, verspricht Erfolg und trägt entscheidend zur Verbesserung der Lebensqualität von Alzheimer-Patienten und ihren Angehörigen bei. Auch eine entsprechende Diät ist sehr wichtig, da aufgrund des oft gestörten Eß- und Trinkverhaltens Mangelerscheinungen auftreten, die ausgeglichen werden müssen, weil auch beispielsweise eine Dehydratation zur zusätzlichen Verschlechterung der Hirnleistung führen kann. Die Entlastung der Patienten und der Angehörigen durch betreutes Wohnen trägt ebenfalls zum Ziel einer verbesserten Lebensqualität bei.

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