DAZ aktuell

Erfahrungen: Insulin lispro

Über den Wirkstoff Insulin lispro (Analog-Insulin Humalog®), der vor einem Jahr in Deutschland zugelassen wurde, liegen inzwischen verschiedene Studien und Erfahrungsberichte vor, die eine fundierte Einschätzung der therapeutischen Möglichkeiten erlauben.

Insulin lispro unterscheidet sich vom physiologischen Insulin durch den Austausch der beiden Aminosäuren Lysin und Prolin kurz vor dem C-terminalen Ende der B-Kette. Dies ändert nichts an der Wirksamkeit, jedoch verliert das Insulin dadurch die Neigung, sich spontan zu relativ stabilen Hexameren zusammenzulagern. Die Bildung der Hexamere erlaubt, umfangreiche Insulinspeicher in den Inselzellen des Pankreas anzulegen, die bei plötzlichem Insulinbedarf große Insulinmengen bereitstellen können. Bei der Applikation des Insulins in das Unterhautfettgewebe ist diese physiologische Funktion jedoch eher nachteilig. Denn die langsame Auflösung der Hexamere verzögert den Wirkungseintritt. Außerdem hält die Wirkung des Normalinsulins lange über die anschließende Mahlzeit hinaus an. Dies erfordert bei der Gabe von Normalinsulin, einen Spritz-Eß-Abstand einzuhalten und nach den Hauptmahlzeiten weitere Zwischenmahlzeiten einzunehmen. Letztere können die Tagesplanung der Patienten erschweren und laufen der bei vielen Diabetikern erwünschten Gewichtsreduktion zuwider. Diese Schwierigkeiten entfallen bei der Anwendung von Insulin lispro, dessen schneller eintretende und kürzer andauernde Wirkung dem Verlauf der physiologischen Insulinausschüttung beim Stoffwechselgesunden näher kommt. Während das Wirkungsmaximum des Insulin lispro etwa eine Stunde nach der Anwendung erreicht ist, vergehen beim Normalinsulin zwei bis drei Stunden bis zum Eintritt der maximalen Wirkung. Die Kinetik des Insulin lispro weist auch eine geringere Variabilität auf, die die Wirkung für die Patienten kalkulierbarer macht. Zudem ist die Abhängigkeit der Wirkungsdauer von der Dosis bei Insulin lispro weniger stark ausgeprägt als bei Normalinsulin. Dies erleichtert die Anwendung höherer Dosen bei größeren Mahlzeiten. Andererseits erfordert die Therapie mit Insulin lispro bei jeder Mahlzeit eine eigene Injektion.

Eine kanadische und eine aktuell veröffentlichte deutsche Studie haben die Verwendbarkeit des Insulin lispro in Insulinpumpen untersucht. Es ermöglicht eine deutliche Verkürzung der Bolus-Eß-Abstände. Da bei der Pumpentherapie die basale Versorgung mit einem langwirksamen Insulin fehlt, besteht theoretisch unter dem extrem kurzwirksamen Insulin lispro eine größere Gefahr für Ketosen, der jedoch durch regelmäßige Blutglukosemessungen wirksam zu begegnen ist. Daher wird eine entsprechende Zulassungserweiterung erwartet. Für die Verwendung als Pumpeninsulin sind beim Insulin lispro keine stabilisierenden Zusätze erforderlich. Insgesamt besteht eine steigende Tendenz zur Versorgung von Diabetikern mit Insulinpumpen, was jedoch stets eine subjektive Wahl darstellt.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.