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Kammerversammlung Westfalen-Lippe
„Die Mischkalkulation gibt es nicht mehr“
Münster - 06.06.2024, 09:16 Uhr
![„Es ist die Verantwortung der Politik, die Arzneimittelversorgung in Deutschland aufrechtzuerhalten“, sagte: AKWL-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. (Foto: AKWL)](https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/_Resources/Persistent/5/3/2/1/532150583a7f407a1240dce3294c539131d061f5/Overwiening_Gabriele_Regina-1024x576-637x358.png)
„Es ist die Verantwortung der Politik, die Arzneimittelversorgung in Deutschland aufrechtzuerhalten“, sagte: AKWL-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. (Foto: AKWL)
Steigende Kosten bei eingefrorenem Honorar bringen die Apotheken in Deutschland an ihre Grenzen. In der Folge gehe inzwischen das Konzept Mischkalkulation nicht mehr auf, sagte AKWL-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening am Mittwoch in Münster. Sie forderte die Politik eindringlich auf, endlich die Apothekenvergütung anzupassen und so die flächendeckende Arzneimittelversorgung sicherzustellen.
Seit mehr als zehn Jahren stagniert das Apothekenhonorar – die Kosten hingegen steigen stetig weiter und haben zuletzt nochmals kräftig zugelegt. Vor diesem Hintergrund geht laut Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, das Konzept Mischkalkulation nicht mehr auf. „Früher konnten wir auch mal eine defizitäre Rezeptur herstellen oder einen defizitären Notdienst erbringen. Heute wird das immer schwieriger“, sagte sie bei der Delegiertenversammlung ihrer Kammer am gestrigen Mittwoch in Münster. „Die Mischkalkulation gibt es nicht mehr.“
Immer wieder appellierte sie an die Parlamentarier in Berlin, die Vergütung der Apotheken endlich anzufassen. „Es ist die Verantwortung der Politik, die Arzneimittelversorgung in Deutschland aufrechtzuerhalten“, betonte Overwiening. „Dafür braucht es eine faire Honorierung der Leistungen der Apotheken.“ Aktuell kämpft die ABDA für eine Anhebung des Fixums auf 12 Euro je Rx-Packung – bisher mit mäßigem Erfolg. Alternativ beschäftige sich die Standesvertretung mit dem Gedanken, wenigstens bei der Vergütung bestimmter Leistungen ein Plus zu erringen, etwa bei der Betäubungsmittelabgabe, der Rezepturherstellung und dem Notdienst.
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Das Problem: All diese Honorierungskomponenten sind in der Arzneimittelpreisverordnung verankert. Die Zuständigkeit dafür liegt derzeit noch im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, soll aber bald ins Bundesministerium für Gesundheit wechseln. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) fühle sich folglich nicht mehr in der Pflicht, Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist es noch nicht – ein Dilemma für die Apothekerschaft, die schnellstmöglich eine Honoraranpassung braucht, um der rollenden Schließungswelle etwas entgegenzusetzen.
Nicht an, sondern mit Apotheken sparen
Die Präsidentin warb dafür, nicht an den Apotheken zu sparen, sondern mit ihnen. Die Ergebnisse der Arzneimittelinitiative Sachsen Thüringen (ARMIN) zeigten eindrucksvoll, was die Apothekenteams zu leisten imstande sind. „Wenn ein Arzneimittel die Sterblichkeit um 16 Prozent senken würde, würde es jeder haben wollen“, unterstrich sie. Non-Adhärenz verursache Schätzungen zufolge jedes Jahr Kosten in Höhe von etwa 10 bis 20 Milliarden Euro. Um diese Kosten zu senken, könnten die Apotheken viel beitragen. „Und wenn wir dann das bekommen, was wir einsparen, bin ich zufrieden.“
Skonto-Urteil verschärft die Situation
Stattdessen verschärfe das Skonto-Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Februar 2024 die Lage der Apotheken zusätzlich. „Die Folgen werden die Apotheken hierzulande nicht verkraften können“, warnte Overwiening. Bei den Abgeordneten sei zwar angekommen, dass in diesem Punkt Handlungsbedarf besteht. Ob und wie schnell tatsächlich etwas passieren wird, bleibe jedoch abzuwarten. Auch die Art der Umsetzung sei bisher unklar.
Heilberufliche Kompetenzen stärken
Doch auch wenn das Berufsbild der Inhaberinnen und Inhaber kaufmännische Anforderungen mit sich bringt, wehrt sich Overwiening dagegen, darauf reduziert zu werden. „Wir brauchen auch eine Stärkung unserer heilberuflichen Kompetenzen“, hob sie hervor. Manche Versorgungsideen, die am Grünen Tisch entstanden seien, offenbarten, dass die Urheber „weit weg sind von den Menschen“. Logistik und Pharmazie ließen sich nicht trennen, sagte sie. „Bei der Abgabe entsteht Kontakt und daraus wird Versorgung“, führte die Präsidentin aus. Auch dem Plan, Apotheken ohne Approbierte zu etablieren, erteilte sie eine klare Absage. „Damit würde das fein aufeinander abgestimmte Regelwerk für die Apotheken ad absurdum geführt.“
Nicht resignieren!
Innerhalb des Berufsstands sei der Frust darüber, nicht gesehen zu werden, deutlich spürbar. „Vielleicht will man uns auch nicht sehen, und dann nützen die besten Argumente nichts“, so die Vermutung der Präsidentin. Resignation sei oftmals die Folge. Vor diesem Hintergrund lobte Overwiening ausdrücklich das große Engagement der Kolleginnen und Kollegen im Zuge der Proteste im Juni 2023. Der Zusammenhalt und die Geschlossenheit der Apothekenteams bundesweit sei beeindruckend gewesen – sie forderte alle auf, nicht nachzulassen und weiterhin die Gespräche mit den Abgeordneten zu suchen. Denn leider habe sich in der Zwischenzeit nichts zum Positiven gewandelt.
5 Kommentare
Stagnation Honorar 10 Jahre
von Roland Mückschel am 06.06.2024 um 15:01 Uhr
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Gespräche bringen nichts mehr.
von Kleiner Apotheker am 06.06.2024 um 12:42 Uhr
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Letzte Versuch!
von Dr. Radman am 06.06.2024 um 11:16 Uhr
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Nur die ABDA hat resigniert
von Dr. Radman am 06.06.2024 um 9:56 Uhr
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Eindringlich reicht nicht
von Thomas Brongkoll am 06.06.2024 um 9:53 Uhr
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