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Ernst, aber optimistisch in die Zukunft

ESSEN (cs). Am 23. November 2011 fand in Essen die 73. Generalversammlung der Noweda eG statt. Auch wenn die Auswirkungen des AMNOG sowie des GKV-Änderungsgesetzes und die damit verbundene Beschneidung der Großhandelsspanne in der zweiten Hälfte des Bilanzzeitraumes deutlich zu spüren waren, konnte das Geschäftsjahr 2010/2011 mit einem guten Ergebnis abgeschlossen werden. Das Umsatzwachstum lag mit 5,2 Prozent deutlich über dem Branchendurchschnitt von 1,8 Prozent. Der Bilanzgewinn fiel im Vergleich zum Jahresabschluss 2009/10 mit 21,9 Millionen Euro um 2,4 Millionen Euro höher aus.
Foto: Noweda
Wilfried Hollmann hatte bei der Vorstellung des Noweda-Geschäftsberichts nicht nur gute Nachrichten. Auf jeden Fall positiv ist für ihn aber, dass immer mehr Mitglieder die Noweda zum alleinigen Lieferanten machen.

Erfreulicherweise konnte die Noweda, dies betonte der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Klaus G. Brauer in seinen Begrüßungsworten, durch flankierende Maßnahmen ein Abrutschen in die roten Zahlen, wie dies bei einigen anderen Großhändlern zu beobachten war, verhindern. Aber die Kompensationsmöglichkeiten durch Maßnahmen des Gesetzgebers und seitens der Industrie würden auch in Zukunft beschränkt sein. Umso wichtiger sei es, dass alle Mitglieder ihre Umsätze auf die Noweda konzentrierten und weitere Apotheker für die Idee der Genossenschaft gewonnen werden können.

Rohertrag unter Druck

Die Auswirkungen der gesetzlich verordneten Beschneidungen zeigen sich, so der Vorstandsvorsitzende Wilfried Hollmann, in seinem Bericht, vor allem im Rohertrag, der im Bilanzzeitraum um 5,7 Millionen Euro auf 189,1 Millionen Euro gesunken ist. Das entspricht einem Rückgang von 2,9 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Unter Berücksichtigung des gestiegenen Umsatzes sei ein Rohertragsverlust von 15,9 Mio. Euro zu beklagen, was die Auswirkungen des Großhandelsabschlags von 0,85 Prozent widerspiegelt. Abgeschwächt wurde der Rohertragsrückgang – nimmt man die absoluten Zahlen – durch das Umsatzwachstum von 5,23 Prozent.

Positiv wirkte sich auch aus, dass die Mitgliederzahl erneut deutlich zunahm und immer mehr Mitglieder die Noweda zum alleinigen Lieferanten machten. Ebenfalls positiv ausgewirkt hat sich, dass die Noweda ihr sechsprozentiges Anzag-Aktienpaket über die Börse günstig verkaufen konnte. Die Personalkosten konnten trotz des Umsatzzuwachses um 1,1 Millionen auf insgesamt 85,7 Millionen Euro gesenkt werden. Dies sei dem besonderen Engagement der Mitarbeiter zu verdanken, so Hollmann.

Hollmann charakterisierte in seinen Ausführungen die allgemeine aktuelle wirtschaftliche Situation trotz Euro-Ängsten als positiv, da das Wirtschaftswachstum unverändert gut sei, die Steuereinnahmen sprudelten und auch der Arbeitsmarkt entspannt sei. Gesamtwirtschaftlich bestünde kein Grund zu Fatalismus. Ganz anders in der Pharmabranche, wo die politischen Entscheidungen mehr und mehr die Luft zum Atmen abschnürten. Für das laufende Geschäftsjahr entwickelten sich zwar die Umsatzzahlen erfreulich, doch der Rohertrag sei weiterhin rückläufig. Im Hinblick auf die Einführung des sogenannten Kombimodells für die Großhandelsspanne ab 2012 müsse man mit weiteren Verlusten rechnen. Bislang sei zudem nicht klar geregelt, inwiefern das Kombimodell auch von Herstellern im Direktvertrieb beachtet werden muss. Im ungünstigsten Fall könne dies zu einer Wettbewerbsverzerrung zulasten der Noweda führen.


"Ohne Berücksichtigung der Erträge aus den Anzag-Aktien und ohne unser Kostensparpaket hätten wir, das ist ohne Wenn und Aber zu sagen, einen rückläufigen Gewinn ausweisen müssen. "


Wilfried Hollmann

Außerdem erläuterte er die Auswirkungen des Kombimodells auf die Rabattgewährung für die Apotheken. Der fixe Großhandelszuschlag von 70 Cent je Packung ist nach dem Willen des Gesetzgebers nicht rabattierbar. Bezugsgröße für die Rabattgewährung sei künftig der Herstellerabgabepreis plus dem wertabhängigen Aufschlag in Höhe von 3,15 Prozent.

Gestärkt werden konnte das Anlagevermögen. Dazu gehörte der Ausbau der Niederlassungen in Erfurt und Münster, sowie die Errichtung der neuen Niederlassung in Peine bei Hannover. Die zweite wichtige Investition, so Hollmann, sei die Übernahme von (bislang) knapp 70 Prozent der Anteile des Comptoir Pharmaceutique Luxembourgeois S. A. (CPL). Dieser Großhandel hat in Luxemburg einen Marktanteil von 45 Prozent und setzt rund 100 Millionen Euro im Jahr um. Die Noweda verspricht sich von dem Erwerb der Anteile Synergien zum Vorteil für ihre Mitglieder, während CPL in dem deutschen apothekereigenen Großhändler den idealen Partner zur Stärkung der inhabergeführten Apotheke auch in Luxemburg sieht. Trotz der Zusammenarbeit mit der Noweda wird CPL weiterhin als rein luxemburgisches Unternehmen agieren.


"Was in den letzten Jahren über die Apotheke hereingebrochen ist, taugt eher zum Wutmachen als zum Mutmachen. "


Dr. Klaus G. Brauer

Der Bericht aus dem Aufsichtsrat, den Bernd Roder vortrug, unterstrich, dass das Engagement der Noweda für die inhabergeführte Apotheke eine Mitgliedschaft doppelt attraktiv mache. Der deutliche Zuwachs an neu gezeichneten Geschäftsanteilen durch die Mitglieder der Genossenschaft belege, dass dies auch viele Mitglieder bereits erkannt hätten. Er betonte die gute Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat während des vergangenen Geschäftsjahres, so dass es möglich gewesen sei, sich auch unter schwierigen Bedingungen weiterhin für die Förderung der Mitglieder einzusetzen. Der Bericht über die gesetzlich vorgeschriebene Prüfung der Noweda durch den Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband fiel ebenfalls positiv aus.


"So schafft sich die Apotheke ab! "


Wilfried Hollmann zu abstrusen Vertriebsformen in Apotheken

Höchstkreditgrenze neu festgelegt

Nach dem Genossenschaftsrecht soll durch eine Festlegung der Höchstkreditgrenze eine unterschiedliche Bevorzugung von Mitgliedern verhindert werden. Im Jahr 1988 wurde die Höchstkreditgrenze letztmals durch die Generalversammlung der Noweda abgestimmt. Inzwischen ist die Noweda-Gruppe gewachsen und setzt sich zukünftig aus vier Unternehmen zusammen. Die Höchstkreditgrenze ist innerhalb eines solchen Verbundes jedoch eher hinderlich, da auch untereinander die Höchstkreditgrenze eingehalten und bei größeren Investitionen auf externe und kostenträchtigere Finanzierungsmöglichkeiten zurückgegriffen werden muss. Deshalb stellte Dr. Matthias Lempka einen Vorschlag zur Änderung der Höchstkreditgrenze vor: "In jedem Einzelfall wird die Kredithöchstgrenze mit 1,5 Prozent der letzten Bilanzsumme der Noweda eG festgelegt. Für Kredite an verbundene Unternehmen gilt diese Höchstgrenze nicht." Die Generalversammlung verabschiedete diese Neufestsetzung der Höchstkreditgrenze bei vier Gegenstimmen und einigen Enthaltungen.

Neuwahlen für den Aufsichtsrat

Bei den turnusgemäß stattfindenden Wahlen zum Aufsichtsrat wurden die ordentlichen Aufsichtsratsmitglieder Dr. Matthias Lempka aus Dortmund und Bernd Roder aus Bösel bestätigt. Als Ersatzmitglieder wurden Dr. Christoph Herrmann aus Duisburg und Manfred Saar aus Heusweiler im Saarland gewählt.



DAZ 2011, Nr. 48, S. 47

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