DAZ-Podcast

Mehr Zusammenarbeit üben!

Münchingen - 03.03.2023, 17:50 Uhr

Im Gespräch: Professor Tobias Dreischulte und Peter Ditzel. (Fotos: privat)

Im Gespräch: Professor Tobias Dreischulte und Peter Ditzel. (Fotos: privat)


Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Heildisziplinen der Medizin und der Pharmazie läuft noch nicht rund. Aber gerade die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen rufen nach einem partnerschaftlichen Arbeitsverhältnis zwischen Ärztinnen, Ärzten und Apothekerinnen, Apothekern. Die neue „Partner-Studie“ hat sich zum Ziel gesetzt, herauszufinden, ob Datenaustausch und gemeinsame Fortbildungen mit Fall-Konferenzen die Zusammenarbeit zwischen beiden intensivieren können. In meinem Podcast-Gespräch fragte ich den Studienleiter, Professor Dreischulte, auch, wo die Ursachen für die Kooperationsdefizite liegen. 

Eine Studie, die der Frage nachgeht, ob und wie die Arzneimitteltherapie verbessert werden kann, wenn Hausärzte und Apotheken enger miteinander zusammenarbeiten, ist längst überfällig. Professor Tobias Dreischulte, von Haus aus Pharmazeut und heute Professor für klinische Versorgungsforschung am Institut für Allgemeinmedizin der Universität München, hat das Forschungsprojekt „Partner“ aufgesetzt, eine vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses geförderte Studie. Sie zielt darauf ab, die erweiterte Medikationsberatung in einen strukturierten Behandlungspfad einzubinden, in dem Hausärztinnen und -ärzte und Apothekerinnen und Apotheker aufeinander abgestimmt vorgehen.

Wie Dreischulte im Gespräch berichtet, kann er auf Erfahrungen aus Schottland zurückgreifen, wo er mehrere Jahre gearbeitet hat. Dort arbeiten Apotheker gemeinsam mit Hausärzten in Gesundheitszentren zusammen, alle haben Zugang zu den gleichen Patientendaten. Dreischulte: „Hausärzte sind dort nicht genervt und empfinden die Zusammenarbeit mit Apothekern als hilfreich, vor allem weil sie ihnen Arbeit abnehmen, etwa beim Medikationsmanagement.“ 

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Mit dem „Partner“-Projekt soll nun erprobt werden, ob verstärkter Datenaustausch und gemeinsame Fortbildung mit Fall-Konferenzen dazu geeignet sind, Apotheker und Ärzte zu einer intensiveren Zusammenarbeit zu bringen. Die Studie will natürlich auch evaluieren, ob dadurch die Medikationssicherheit erhöht wird und Patienten davon profitieren.

In der Studie bildet jeweils eine Hausarztpraxis mit einer oder mehreren Apotheken eine Kooperationseinheit. Die Arztpraxis übernimmt dabei die Rekrutierung von bis zu 15 geeigneten Patientinnen und Patienten. Für beide Berufsgruppen gibt es eine Aufwandsentschädigung. Praxen und Apotheken der Kontrollgruppe erhalten 120 Euro pro Patient, in der Interventionsgruppe liegt die Summe bei 180 Euro pro Patient. 

Für die Studie, die in den Gebieten von München, Bielefeld und Witten/Herdecke stattfindet, werden noch weitere Hausarztpraxen gesucht, die in dieser Studie mit einer „Partner“-Apotheke gemeinsam neue Wege für eine verbesserte Medikationssicherheit gehen wollen. Aber es können sich auch Apotheken melden, die bereits heute mit einer Hausarztpraxis zusammenarbeiten. Die „Partner-Studie“ läuft bis zum 31. Mai 2025. Interessenten können sich bis Juni 2023 unter folgender E-Mail-Adresse melden, um weitere Informationen zu erhalten: projekt-partner@med.uni-muenchen.de.

Professor Dreischulte freut sich über ein Echo aus der Apothekerschaft: „Letztlich geht es um ein partnerschaftliches Arbeitsverhältnis zwischen Ärzten und Apothekern.“


Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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