Reaktion auf die Eckpunkte zum Generika-Gesetz

Overwiening: 50 Cent Aufschlag für Lieferengpass-Management sind „eine Frechheit“

Berlin - 20.12.2022, 12:45 Uhr

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening kritisiert Minister Lauterbach für sein Eckpunktepapier zum Generika-Gesetz scharf. (s / Foto: DAZ / Schelbert)

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening kritisiert Minister Lauterbach für sein Eckpunktepapier zum Generika-Gesetz scharf. (s / Foto: DAZ / Schelbert)


Im Eckpunktepapier zum angekündigten Generika-Gesetz gesteht Bundesgesundheitsminister Lauterbach den Apotheken eine Aufwandspauschale von 50 Cent zu, sofern sie zu einem als versorgungskritisch eingestuften Arzneimittel Rücksprache mit der Praxis halten müssen. Eine Frechheit, meint ABDA-Chefin Overwiening, und wirft dem Minister vor, die Apotheken mit „Spott und Hohn“ zu überziehen.

Seit Wochen fordert die ABDA ein Honorar für die Apotheken, die bisher auf eigene Kosten die überbordenden Lieferengpässe managen. Dem will das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) jetzt nachkommen – allerdings in einer Sparversion, die den Aufwand der Apotheken keineswegs auffangen dürfte. 50 Cent Aufwandspauschale sollen sie laut dem jetzt vorgelegten Eckpunktepapier zu einem Lieferengpass-Gesetz bekommen, allerdings nur, wenn der BfArM-Beirat das betreffende Arzneimittel als versorgungskritisch eingestuft hat und eine Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt nötig wird.

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Overwiening: Vergütung für Engpass-Management ist zwingend

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening schäumt. Zwar sei es richtig, die Patientinnen und Patienten von anfallenden Mehrkosten zu entlasten und die Arzneimittelproduktion in Europa zu stärken. „Über die Apotheken, die seit Monaten mit großem Engagement und Aufwand die Lieferengpässe managen und somit die Menschen zuverlässig versorgen, gießt das Ministerium aber nun offenbar Hohn und Spott aus“, sagt die oberste Apothekerin im Land laut einer Pressemitteilung der ABDA.

Dass für die Mühen der Apotheken gerade einmal 50 Cent eingepreist sind und auch nur unter ganz bestimmten Umständen, ist Overwiening zufolge „wirklich eine Frechheit! Damit wird die Bürokratie noch erhöht, der teils stundenlange Arbeitsaufwand nicht einmal ansatzweise bezuschusst – und als Zeichen der Wertschätzung kann man dieses Almosen wohl auch kaum bezeichnen.“

Cent-Aufschlag wird Versorgungssicherheit nicht stabilisieren

Gerade jetzt an den Feiertagen zu Weihnachten und Neujahr, wo Nacht- und Notdienste für die Apotheken noch zusätzlichen Stress bedeuten, könne kein Apotheker und keine Apothekerin verstehen, wie solch ein Cent-Aufschlag die Versorgungssicherheit stabilisieren oder gar verbessern soll, kritisiert die ABDA-Chefin. „Wenn in den nächsten Tagen alle Apotheken das Lieferengpassmanagement einstellen und keine Mühe mehr auf die Suche nach Ersatzpräparaten verwenden würden, müssten Politik und Kassen zusehen, wie die Arzneimittelversorgung in Deutschland zusammenbricht.“


Christina Grünberg, Apothekerin, Redakteurin DAZ (gbg)
cgruenberg@daz.online


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5 Kommentare

verhandlungen auf Augenhöhe.

von pille62 am 22.12.2022 um 11:15 Uhr

sehe ich genauso
Kündigen sämtlicher Rahmenerträge, ev. sogar fristlos w.g. fehlender Geschäftsgrundlage.Ja ich weiß eher schwierig.
Neuverträge in einem Vertragswerk für alle Kassen zur Entschlackung der Bürokratie und Kosteneinsparung, sowohl für die Krankenkassen und Apotheken!!
Ansonsten geht die miese Behandlung weiter bis es nur noch ca 12000 Apotheken gibt.


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ausgequetscht

von J.M.L. am 20.12.2022 um 19:31 Uhr

Deutschland hat für alles und jeden Millionenbeträge zur Verfügung, wir sind ein reiches Land, aber für die eigene Bevölkerung, das eigene Gesundheitswesen, diejenigen die hier schuften und alles vor dem Zusammenbruch bewahren (siehe Mangel bei Pflegekräften, siehe Apothekenschließungen zu Tausenden, siehe Fallpauschalen bei den Ärzten, siehe Ärzte die 24 Stunden Dienst schieben müssen, u.s.w., u.s.w.). Hier quetscht man den letzten Cent raus bis das System zusammenbricht, ich selbst hatte schon eine Retax über 0,01€, kein Witz! Das ist peinlich. WARUM KÜMMERT SICH DER STAAT NICHT IN ERSTER LINIE UM SEINE EIGENE BEVÖLKERUNG, DAS EIGENE GESUNDHEITSWESEN UND SEINE DARIN BESCHÄFTIGTEN BÜRGER?

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AW: ausgequetscht

von Anita Peter am 21.12.2022 um 6:55 Uhr

Um es mit Angela Merkels Worten zu sagen: Wir wollen eben unser freundliches Gesicht zeigen. Natürlich nur gegenüber den Menschen, die wir mit unseren Steuergeldern beglücken wollen und gegenüber Menchen die sich in unserem Sozialsystem wohl fühlen sollen ( O-Ton Katrin Göring-Eckardt ).
Wir sind nur dazu da, diese Party zu finanzieren.

Verhandlungen auf Augenhöhe

von Dr. Radman am 20.12.2022 um 14:50 Uhr

Nochmal.. Es ist der richtige Zeitpunkt für die Kündigung alle Rahmenverträge. Es war noch nie so günstig wie jetzt, dass wir mit den Kassen auf Augenhöhe verhandeln können. Die Chance wird auch nie wieder vorkommen. Aber, was weiß ich schon.

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AW: Verhandlungen auf Augenhöhe

von Anita Peter am 21.12.2022 um 6:51 Uhr

Dazu benötigt es Mumm und Chuzpe. Beides bei den Verbänden nicht vorhanden. Bleibt nur ein lautes Buuuuuuh.

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