Brief an iranischen Präsidenten

Bundesärztekammer fordert Sicherheit und Freiheit für Ärzte im Iran

Berlin - 11.11.2022, 12:00 Uhr

Logo der Bundesärztekammer, Herbert-Lewin-Platz, Berlin-Charlottenburg (x / Foto: IMAGO / Steinach)

Logo der Bundesärztekammer, Herbert-Lewin-Platz, Berlin-Charlottenburg (x / Foto: IMAGO / Steinach)


Auf die Proteste im Iran reagiert das Regime mit Gewalt. Es unterdrückt zudem Mediziner:innen, die Verletzte behandeln. In einem Schreiben an die Bundesärztekammer forderten aus dem Iran stammende Ärzte, Apotheker und Zahnärzte die Solidarität mit Heilberuflern, die im Iran bedroht werden. BÄK-Präsident Klaus Reinhardt reagierte nun mit einem Brief an den iranischen Präsidenten.

Am 16. September starb die 22-jährige Mahsa Amini, nachdem sie drei Tage zuvor von der iranischen Sittenpolizei in Teharan festgenommen wurde. Der Grund Ihrer Verhaftung: Sie habe ihre Kopfbedeckung in der Öffentlichkeit nicht korrekt getragen. Ihr Tod entfesselte eine Reihe von Protesten im Iran.

40 Tage nach dem Tod Aminis, dem 26. Oktober, also am Ende der Trauerzeit, hatten sich die Demonstrationen über das ganze Land ausgebreitet. Iranische Polizeikräfte griffen die Protestierenden mit Tränengas, Gummigeschossen, und manchmal auch mit scharfer Munition an. Laut offiziellen Angaben starben seit September weit mehr als 300 Menschen.

Am 26. Oktober schlug die Sittenpolizei auch eine Demonstration der iranischen Ärztekammer in Teharan nieder. In einem offenen Brief richteten sich nun 225 aus dem Iran stammende Apotheker, Ärzte und Zahnärzte, die in Deutschland arbeiten, an den Präsidenten der Bundesärztekammer.

Sie schreiben: Die Ärzt:innen hätten mit ihrem Protest unter anderem den freien Zugang der Verletzten zur medizinischen Versorgung gefordert. „Es wurden unzählige Kolleginnen verletzt und verhaftet. Darunter auch viele junge  Medizinstudenten.“ Ein Tiefpunkt sei die Ermordung der Ärztin Dr. Parisa Bahmani gewesen. 

Ärzte sollen Morde verschleiern

Mit dem Genfer Gelöbnis des Weltärztebundes verpflichten sich Ärzt:innen, ihr medizinisches Wissen selbst unter Bedrohung nicht zur Verletzung von Menschenrechten und bürgerlichen Freiheiten anzuwenden. Doch im Iran seien Medizinier:innen in den vergangenen Wochen immer mehr unter Druck geraten, wollten sie dem Gelöbnis Folge leisten.

Ärzte seien „tagtäglich genötigt, die Diagnosen und Todesursachen der ermordeten Demonstranten zu verschleiern“, schreiben die Verfasser des offenen Briefs. Weigerten sich Ärzte, ihren Eid abzulegen, würden sie weggesperrt und ihre Familien unter Druck gesetzt.

Die Autoren verurteilen die brutale Vorgehensweise der Regierung. Die Stürmung medizinischer Einrichtung durch Milizen müsse sanktioniert werden. Zudem fordern sie, dass alle festgenommenen Demonstrant:innen sofort freigelassen werden.

„Als jahrelange Mitglieder der Ärztekammer hoffen wir, dass Sie Ihre Stimme erheben und sich unseren Forderungen anschließen“, so die Verfasser. Den Brief unterzeichneten unter anderem zehn Apotheker:innen, die in verschiedenen Städten Deutschlands leben.

Ärztekammerpräsident richtet sich an iranischen Präsidenten

Der Präsident der Bundesärztekammer reagierte auf den offenen Brief. Am 7. November wandte sich Klaus Reinhardt mit einem Schreiben direkt an den iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi.

Darin fordert er das Staatsoberhaupt auf, die medizinische Neutralität zu respektieren. Unterdrückung und Inhaftierung von Mediziner:innen müssten ein sofortiges Ende finden, heißt es im Brief Reinhardts.

„Die Sicherheit und Neutralität medizinischer Einrichtungen und des Personals muss immer respektiert werden“, schreibt Reinhardt. „Dafür haben unsere iranischen Kollegen demonstriert, und die Deutschen medizinischen Fachberufe stehen ihnen solidarisch zur Seite.“

Er mahnt den Präsidenten, sofort Freiheit und Sicherheit für die Medizinier:innen in der Islamischen Republik Iran zu garantieren.


Apotheker Marius Penzel
redaktion@daz.online


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