Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

26.06.2022, 07:30 Uhr

Wann endlich fordern die deutschen Apothekers mehr Honorar? (Foto: Alex Schelbert)

Wann endlich fordern die deutschen Apothekers mehr Honorar? (Foto: Alex Schelbert)


23. Juni 2022

Beim Umgang mit Sponsoren will er sich nichts nachsagen lassen, der Seeheimer Kreis, der eher konservative Flügel der SPD: alles transparent, alles öffentlich. Da werden genau geführte Listen veröffentlicht, wie viel ein Sponsor bezahlt und was er dafür bekommen hat. Mit den Sponsorengeldern werden dann wunderschöne Seeheimer Gartenfeste ausgerichtet oder die. berühmten Seeheimer Spargelessen. Und jeder Teilnehmer zahlt auch noch 50 Euro selbst – man will sich da nichts nachsagen lassen. So hat beispielsweise vor Kurzem die Spargelfahrt 2022 auf dem Berliner Wannsee stattgefunden – mit Hilfe der Sponsoren, die diese Gelegenheit für Lobby-Gespräche gerne nutzten. In einer offiziell veröffentlichten „Preisliste für Lobbyisten“ lässt sich nachlesen, dass Interessenten unter vier Sponsoring-Paketen auswählen konnten zu Kosten zwischen 5.000 und 10.000 Euro. Beim Paket 3 für 10.000 Euro durfte man z. B. das Firmen-Logo auf der Sponsorenwand präsentieren, außerdem eine ganzseitige Anzeige in der Bordbroschüre schalten, Flyer mit Sponsorenlogos ausgeben, man bekam eine Fotodokumentation sowie fünf Bordkarten. Lobbyisten der Sponsoring-Unternehmen shippern dann in lauschiger Atmosphäre bei leckeren Spargelessen auf einem netten Kahn über den Wannsee und tauschen sich mit SPD-Politprominenz aus. DocMorris durfte da nicht fehlen, das Versandunternehmen hatte sich mit 10.000 Euro Sponsoring-Beitrag Zugang zum Spargel-Event des Seeheimer Kreises verschafft. Mein liebes Tagebuch, so läuft das halt mit dem Lobbying und dem Sponsoring in unserer Republik. Über Geld verschafft man sich einen direkteren, persönlicheren Zugang zu Politikern. Welche Sponsoring-Aktivitäten stehen eigentlich bei unserer Standesvertretung auf der Liste?

 

Digitalisierung und Innovation der pharmazeutischen Berufsausübung wird bei der Bayerischen Landesapothekerkammer ganz großgeschrieben. Delegierte konnten mit einem Antrag erreichen, dass ein neuer Ausschuss gegründet wird, der sich genau mit diesen Themen befasst: Telepharmazie, die Herstellung personalisierter Darreichungsformen mittels 3D-Druck oder digital vernetzte Arzneiformen. Bestens, mein liebes Tagebuch, dass nun endlich eine Kammer hier verstärkt aktiv werden muss – auf Bundesebene ist zu diesen Themen gelinde gesagt nicht allzu viel zu vernehmen. Dabei sollte man doch vor allem die Telepharmazie nicht aus den Augen verlieren. Denn es ist gut möglich, dass hier EU-Versender in Zukunft verstärkt tätig werden. Dabei haben doch gerade die Telepharmazie und die telepharmazeutische Beratung für Vor-Ort-Apotheken enormes Potenzial: Das Netz der Apotheken dünnt sich Jahr für Jahr aus, die Wege der Bevölkerung zur Apotheke werden länger – da lässt sich manche Frage zum Arzneimittel durchaus einfacher auf telepharmazeutischem Weg klären. Das Thema hat Zukunft, genauso wie das Thema der digital vernetzten Arzneiformen, bei dem sich derzeit sogar schon Ärzte als Ansprechpartner anbieten, oder auch die personalisierte Arzneimittelherstellung über den 3D-Druck. Mein liebes Tagebuch, da wird sich mit Sicherheit in naher Zukunft einiges tun. Die Apotheke darf diese Entwicklung auf keinen Fall verschlafen oder aus der Hand geben. Schön, dass die Bayern sich dieses Themas angenommen haben.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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8 Kommentare

darf ich heute wieder langweilen zu eRezept?

von Karl Friedrich Müller am 26.06.2022 um 17:18 Uhr

vor ein paar Tagen habe ich dem LAV geschrieben und deren öffentliche Haltung zum eRezept kritisiert. Der gesammten Standesvertretung.
Als Antwort kam, dass man trotz der bekannten Mängel öffentlich keine Zweifel zeigen wolle, damit der Kunde nicht zu den Versendern abwandere. Man habe auch Bauchschmerzen.
Was ist denn das für eine Sicht? Wenn es in der Apotheke vot Ort nicht klappt, hat der Kunde noch viel mehr Grund, zum Versand abzuwandern, dann ist man auch noch inkompetent.
Es geh darum, das eRezept in seiner derzeitigen Form zu veerhindern. Das schafft man nicht mit JUBEL: Persönlich halte ich das Argument sowieso für vorgeschoben.
Dann lese ich in der DAZ 25, dass 2 Kollegen die Shop Apotheke erfolgreich verklagt haben. Sie haben das getan, weil ABDA und KAMMERN KEIN INTERESSE zeigten.
Jo - das verdeutlicht grell das Desinteresse der Standesvertretung an Vertretung Offensichtlich lebt man in einer eigenen Bubble. Da wird außer devotem Verhalten gegenüber KK und Politik nichts kommen. Schon gar nicht im Punkt Inflationsausgleich. Die fühlen sich nicht zuständig!
In DAZ 25 ist weiter ein Artikel zweier Nichtapotheker (aber mit VIEL Erfahrung), Mitarbeiter bei NOVENTI, Manager und Wirtschaftsinformatiker, Giermann und Thees, die Ratschläge zur Umsetzung zum Handling mit dem eRezept geben wollen.
Meine Fresse.
BOTENGANG!!!! Klar, manche Kollegen mögen auf dem Weg zur Digitalisierung schon sehr weit sein. Aber wie soll das praktisch gehen? Also der analoge Teil dabei? 1. ist das sauteuer, 2. brauchh ich noch mehr Personal und 3. total realitätsfremd. Botengang "aus Kundensicht zur rechten Zeit". LOL. Botendienst "aktiv bewerben", aber "nicht zu viel versprechen" und "kostendeckend". LOL
Ich verstehe den allgegenwärtigen Druck Richtung Botengang gar nicht. Im Moment sind die Kunden noch nicht soooo sehr darauf fokussiert. Hier wird eine Unmenge unnötiger Stress produziert. WAS soll das? Wozu habe ich Geschäftsräume? Darf ich die dann alleine bevölkern, während meine PTA alle unterwegs sind, Paracetamol für 1,86€ auszufahren?
Es ist nicht hilfreich, wenn Personen, die vom Betrieb eine Apotheke keine Ahnung haben, in dieser Weise zu Wort kommen, auch wenn sie sonst - in ihrem Aufgabengebiet - sehr kompetent sein mögen.
Und ja, ich bin ein alter Sack. Und ich bin hoffentlich bald weg.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: darf ich heute wieder langweilen zu

von Karl Friedrich Müller am 27.06.2022 um 6:55 Uhr

PS
Während man so tut, als wäre alles in Ordnung: Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie viele Apotheken plötzlich zum Verkauf stehen? Die Meisten meckern nicht, sie gehen mehr oder weniger still und leise. Die Erosion hat begonnen. Ob es ein Erdrutsch wird?
Die deutschen Regierungen schleifen eine Infrastruktur nach der anderen. Und wie schon bei der verpassten Energiewende wird das Erwachen böse. Auch im Pflegebereich. In NRW streiken seit Wochen die Pflegekräfte. Das wird noch nicht mal veröffentlicht.

AW: darf ich heute wieder langweilen zu

von Jürgen Weinberg am 27.06.2022 um 16:52 Uhr

Lieber Kollege, Sie habe ja so recht! Bei mir sind es noch 5 Jahre...
Gott sei Dank!!!

Nachwuchs

von Dr. Radman am 26.06.2022 um 12:19 Uhr

Der Umgang der Kassen mit den Apothekern und deren industrialisiere Retax-Wahn lässt keinen Nachwuchs begeistern. Die Verbände und deren unterwürfigen Verhandlungen mit den Kassen erschrecken jeden jungen Apotheker vor Selbständigkeit ab. Zu Recht.

Ich schlage vor, dass die gewonnenen Summen aus der Retaxationen nicht den Kassen und deren beauftragten Firmen zugutekommen, sondern direkt dem Gesundheitsfond . Die KK haben eigentlich keinen Anspruch darauf. Aber wem sagen wir das? Die Verbände?
Mir wurde kein Rederecht auf dem DAT eingeräumt. Warum wohl?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Arbeitskreise helfen nicht bei PTAs!

von Ulrich Ströh am 26.06.2022 um 9:09 Uhr

Wenn ungelernte , angelernte Sicherheitskräfte auf deutschen Flughäfen aktuell mehr verdienen als langjährige PTAs in unseren Apotheken…dann stellt sich die Frage.wie lange die PTAs in Offizinapotheken das noch mitmachen.

Ohne Geld, viel mehr Geld wird es nicht gehen.
Nach 18 Jahren.

Und dann sind wir beim Inflationsausgleich von Kai-Peter Siemsen. Bin gespannt ,was auf dem DAT draus wird.

Ein neuer Arbeitskreis hilft dabei nicht weiter.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Arbeitskreise helfen nicht bei PTAs

von Dr.Diefenbach am 26.06.2022 um 10:07 Uhr

Herr Ströhs Blick in die Zukunft stimmt leider wieder mal.Die Forderungen des Kollegen Siemsen halte ich übrigens
für relativ konservativ formuliert ,ich befürchte allerdings, dass im Zuge der Aussichten der GKV-Finanzen(zuletzt ist von einem
Fehlbetrag von 25 Mrd. Euro die Rede)von anderen Seiten massiver Widerstand kommt.Gerecht gehts doch schon lange nicht mehr zu,
betrachte ich mir die Jahresgehälter der entsprechenden Vorstände, weiterhin deutlich jenseits der 3oo TE.Irgendwo muss DIESES Geld ja herkommen.Und die blinde Betrachtung der apothekerlichen Jahresergebnisse von 2020 und 2021 ist sicherlich ein Hemmnis für Forderungen.AUSSER man
geht ehrlich mit uns um!
Was mich persönlich irritiert ist die Tatsache, dass man -so auch im Tagebuch-nur noch selten etwas über Wissenschaft liest.Dies zeigt aber dann
halt auch,dass es -in Zukunft noch intensiver als im Augenblick-mehr denn je ums Geld geht.Und kann da die Apothekenstruktur von der Organisation
her gegen die Globalplayer auf Dauer Paroli bieten?Ich wünsche dass die ABDA Präsidentin da Pflöcke einschlagen kann...
Das Gutachten zur Strukturanalyse, ja gleich von einigen Funktionsträgern verdammt:DAS muss man genau betrachten.Ist der Ansatz nach QMS-Richtlinien entsprechend durchgeführt?Ist "humaner Widerstand" dem möglichen Postenverlust geschuldet??Ich sehe aber :In unendlich vielen Unternehmen wird rationalisiert:Bei der ABDA wird-das ist bekannt-auch in den nächsten Jahren jeweils ein höherer Haushalt vorgelegt werden-
irgendwann kommt das Problem auf den Tisch, dass bei weiter sinkender Zahl der Betriebe die Beitragsbelastung auch für grosse Einheiten nicht akzeptiert werden könnte.Und dann??Eine Neuausrichtung wie im Gutachten gefordert scheint unausweichlich! "Schlankere Strukturen" sind eben
kein Fremdwort.Übrigens stellt sich auch die Frage;WAS für Ergebnisse weist die ABDA bzgl. "Brüssel" auf?Das ist auch nicht gerade günstig, insofern interessiert mal ,wie die Kollegen aus der Berufsspitze da im Standesinteresse intervenieren?
Eine Diskussion über die zukünftige Ausrichtung des Studiums in den Delegiertenversammlungen ,dies noch am Rande, ist sicher auch notwendig,wobei ich dann wieder bei Herrn Ströh und seiner Zukunftsbetrachtung wäre.Schade wenn solche Wünsche von Delegierten dann
schnell einkassiert werden, damit es ja keine Kontroversen gibt....

AW: Arbeitskreise helfen nicht bei PTAs

von Conny am 26.06.2022 um 11:07 Uhr

@Herrn Diefenbach : es geht nur ums Geld

Inflationsausgleich

von Torben Schreiner am 26.06.2022 um 8:16 Uhr

Ein Inflationsausgleich muss, neben moderner und steigenden Apothekenberufsausbildungen, das oberste Ziel der kommenden politischen Anstrengungen werden. Nicht nur Mitarbeiter und Inhaber, sondern auch die Apotheker von Morgen benötigen dringend neue finanzielle Anreize, gerade in Zeiten der permanenten Überarbeitung.
Das auf uns zurollende Spargesetz ist aus diesem Hintergrund ein blanker Hohn. Unsere Wertschätzung muss sich in der Vergütung widerspiegeln, in nichts anderem.

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