BAH-Umfrage

Viele kennen Bestellplattformen, wenige nutzen sie

Traunstein - 20.06.2022, 15:15 Uhr

Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller hat nachgehakt: Wie sehen die Bürger:innen Arzneimittel-Bestellplattformen? Kennen sie solche überhaupt? (c / Foto: BAH)

Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller hat nachgehakt: Wie sehen die Bürger:innen Arzneimittel-Bestellplattformen? Kennen sie solche überhaupt? (c / Foto: BAH)


Wie bekannt sind die Bestellplattformen, wie oft werden sie von wem genutzt? Welche Dienstleistungen würden die Kunden gerne in den Apotheken wahrnehmen? Und welche Gründe veranlassen die Menschen, bei einem Arzneimittelversender zu bestellen? Das (und vieles mehr) wollte der Bundesverband der Arzneimittelhersteller mit einer Bevölkerungsumfrage klären.

Bestellplattformen sollen Vor-Ort-Apotheken die Möglichkeit bieten, in der digitalen Welt präsent zu sein. Doch wie bekannt sind die Plattformen in der Bevölkerung, in welchem Ausmaß werden sie genutzt? Antworten darauf gibt der BAH-Gesundheitsmonitor. Dazu wurden im März 2022 von NielsenIQ im Auftrag des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH) 1.006 Personen befragt. Da die Befragung online stattfand, ist von einer gewissen Verzerrung der Ergebnisse zugunsten von Internet-affinen Menschen auszugehen.

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Für die Vor-Ort-Apotheken besonders spannend ist die Frage, inwieweit Bestellplattformen in der Bevölkerung überhaupt bekannt sind. Das ist bei der Hälfte der Teilnehmer der Fall: Auf die Frage „Kennen Sie die Möglichkeit, über digitale Bestellplattformen Arzneimittel online zu bestellen und diese dann bei Ihrer Apotheke vor Ort abzuholen oder per Botendienst geliefert zu bekommen?“ gaben 20 Prozent der Befragten an, diese zu kennen und zu nutzen. Weitere 30 Prozent kennen die Möglichkeit zwar, aber nutzen sie nicht. Knapp jeder Vierte kennt die Plattformen nicht, würde sie in Zukunft jedoch gerne nutzen. Ein gutes Fünftel kennt sie nicht und möchte sie auch nicht nutzen.

Besonders beliebt sind Bestellplattformen bei den 30- bis 39-Jährigen 

Besonders groß ist das Potenzial bei den 30- bis 39-Jährigen: Hier kennen und nutzen 40 Prozent der Befragten die Bestellplattformen, weitere 31 Prozent kennen sie, aber nutzen sie nicht, und 19 Prozent kennen sie nicht, würden sie aber nutzen. Das ist insofern wenig erstaunlich, als diese Altersgruppe mitten in der „Rushhour des Lebens“ steckt und dank Kindern und Karriere wenig Zeit, aber einen nicht zu unterschätzenden Bedarf an Medikamenten und Gesundheitsprodukten hat.

Am bekanntesten ist ihreapotheken.de

Doch wie bekannt und wie stark genutzt sind die verschiedenen Plattformen? Sowohl bei der Bekanntheit als auch bei der Nutzung steht ihreapotheken.de vom Zukunftspakt Apotheke, zu dem unter anderem die Noweda und der Burda-Verlag gehören, auf Platz 1. Bei 40 Prozent derjenigen Befragten, die Bestellplattformen überhaupt kennen, ist ihreapotheken.de bekannt, 17 Prozent nutzen das Angebot auch. An zweiter Stelle steht die von Phoenix und Noventi ins Leben gerufene Plattform gesund.de mit 33 Prozent Bekanntheit und 14 Prozent Nutzung. Auf dem dritten Platz folgt die Plattform des Deutschen Apothekerverbandes mein-apothekenmanager.de, die 24 Prozent der Befragten kennen und 14 Prozent nutzen. Deutlich abgeschlagen sind die Lieferdienste First A (Bekanntheit 7 Prozent, Nutzung 3 Prozent) und Mayd (Bekanntheit 6 Prozent, Nutzung 3 Prozent).

Abb.: Bekanntheit und Nutzung von Apotheken-Bestellplattformen 
Basis: Alle Befragten, die Bestellplattformen kennen (n = 505)

Wenig erstaunlich ist, dass die Bekanntheit der Plattformen mit zunehmendem Alter sinkt. So kennt mehr als die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen aus der Teilgruppe derer, denen die Plattformen überhaupt ein Begriff sind, ihreapotheken.de. Bei den 50- bis 59-Jährigen sind es dagegen nur 28 Prozent. Bei gesund.de ist die Bekanntheit mit 40 Prozent bei den 30- bis 39-Jährigen am größten und bei den 50- bis 59-Jährigen mit 28 Prozent am geringsten. Einen Ausreißer gibt es allerdings bei ihreapotheken.de in der Gruppe der ab 60-Jährigen: Hier kennen 41 Prozent die Plattform. Dabei dürfte eine Rolle spielen, dass Apothekenkundenzeitschriften sich in dieser Generation außerordentlicher Beliebtheit erfreuen und der Zukunftspakt durch „My Life“ mit einem eigenen Angebot in den Apotheken präsent ist.

Großes Interesse an Medikationsanalyse

Vor dem Hintergrund, dass die pharmazeutischen Dienstleistungen nun schon bald in den Apotheken angeboten werden können, ist eine weitere Frage interessant, die den Umfrage-Teilnehmern ebenfalls im März 2022 gestellt wurde. Zu: „Auch die Apotheken möchten in Zukunft ihr Angebot erweitern. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie folgende Angebote in Anspruch nehmen würden?“ wurden den Befragten verschiedene Vorgaben genannt. Aufgrund des Zeitpunkts der Umfrage umfassen diese allerdings nicht konkret die erst vor Kurzem bekannt gewordenen Dienstleistungen, die zwischen dem Deutschen Apothekerverband und dem GKV-Spitzenverband vereinbart wurden.

An der Spitze steht mit 66 Prozent die „Durchführung von Messungen“, es folgen „Ausführliche Beratung beim Arzneimittelkauf“ (64 Prozent) und „Allgemeine Gesundheits- und Pflegetipps“ (60 Prozent). Immerhin knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) würde gerne eine „Analyse ihrer gesamten Arzneimitteleinnahmen“ in Anspruch nehmen. Das lässt darauf schließen, dass die Nachfrage nach der nun vereinbarten Dienstleistung „Erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation“ in den Apotheken auf große Nachfrage stoßen wird. 

Der Preis ist heiß

Zudem wurde abgefragt, welche zusätzlichen Angebote sich die Teilnehmer beim OTC-Kauf wünschen. Dabei nannten jeweils 40 Prozent „Informationsveranstaltungen der Apotheke“ sowie einen „Preisnachlass“. An dritter Stelle werden „Informationsbroschüren aus der Apotheke“ angegeben (38 Prozent). Das korrespondiert damit, dass für knapp die Hälfte der Befragten ein „Geringerer Preis“ der Grund für die Nutzung einer Versandapotheke ist (49 Prozent). Weitere wesentliche Gründe sind: „Es ist bequemer“ und „Unabhängigkeit von Öffnungszeiten“ (jeweils 36 Prozent) sowie „Zeitersparnis“ (28 Prozent) und „Größere Produktauswahl“ (24 Prozent).


Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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