Krankenkassen-Umfrage

Geschlechtsspezifische Dosierungsangaben gewünscht

Stuttgart - 13.06.2022, 12:45 Uhr

Frauen erhalten in Relation zu ihrem Körpergewicht häufig eine zu hohe Dosis. (c / Foto: NPS Studio / AdobeStock)

Frauen erhalten in Relation zu ihrem Körpergewicht häufig eine zu hohe Dosis. (c / Foto: NPS Studio / AdobeStock)


Arzneimittel wirken bei Männern und Frauen zuweilen unterschiedlich. Insbesondere die Dosierung kann sich unterscheiden. Eine Umfrage der Krankenkasse BKK VBU zeigt allerdings, dass Patient:innen hierauf nur selten von ihrer Ärztin oder ihrem Apotheker aufmerksam gemacht werden. So wundert es nicht, dass die große Mehrheit sich entsprechende geschlechtsspezifische Informationen im Beipackzettel wünscht.

78 Prozent der Menschen in Deutschland sind noch nie über die unterschiedliche Wirkung von Medikamenten für Männer und Frauen durch ihren Arzt, ihre Ärztin oder ihre Apothekerin und ihren Apotheker aufmerksam gemacht worden. Das erklärten 82 Prozent der Frauen und 75 Prozent der Männer in einer repräsentativen bundesweiten Umfrage der Krankenkasse BKK VBU unter mehr als 1.000 Erwachsenen. 

Dabei gibt es sowohl beim Verlauf von Erkrankungen als auch bei ihrer Behandlung durchaus Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Das kann etwa an verschiedenen Fett-, Wasser- und Muskelanteilen liegen oder der unterschiedlichen hormonellen Aufstellung von Männern und Frauen. Zudem sind Frauen im Durchschnitt kleiner und wiegen weniger als Männer. Dennoch bleibt all dies bei der Dosierung im medizinischen Alltag meist unberücksichtigt. Am Ende erhalten Frauen in Relation zu ihrem Körpergewicht häufig eine zu hohe Dosis. 

Angesichts der vielfach ausbleibenden Beratung scheint es nachvollziehbar, dass die Befragten sich mehrheitlich einen Hinweis auf der Packungsbeilage wünschen. Etwa Dreiviertel der Befragten (74 Prozent) halten geschlechtsspezifische Dosierungsangaben im Beipackzettel für sinnvoll. Auffällig ist, dass sich besonders junge Menschen unter 29 Jahren mit 86 Prozent verstärkt hierfür aussprechen. Bei den über 60-Jährigen liegt der Anteil bei 69 Prozent.

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„Bis heute gilt das männliche Geschlecht als die Norm in der Medizinforschung. Es ist an der Zeit, endlich den Blick in der medizinischen Versorgung auf die biologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau zu lenken, sodass beide Geschlechter davon profitieren. Unsere Umfrageergebnisse bestätigen uns, dass dies auch die Patientinnen und Patienten für eine optimale Gesundheitsversorgung einfordern“, kommentiert Andrea Galle, Vorständin der Krankenkasse BKK VBU die Umfrageergebnisse.


Deutsche Apotheker Zeitung
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Am Patienten

von Christiane Patzelt am 13.06.2022 um 21:30 Uhr

Wir sind zu über 80% Frauen in den Apothekenteams und natürlich sind wir uns der Unterschiedlichkeit mehr als bewusst. Logischerweise beraten wir unsere weibliche Klientel dahingehend, dass Dosierungen differenziert zu wählen sind. Wenn so eine BKK es hier erwähnt, rieche ich doch schon wieder den nächsten Retax-Grund.....

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