Johnson & Johnson startet mit Lieferung

Die Corona-News des Tages

12.04.2021, 08:00 Uhr

(Bild: Thaut Images / stock.adobe.com)

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Bundesregierung will Unternehmen zu Corona-Testangeboten verpflichten / Zahl der täglichen Corona-Toten im Gazastreifen steigt auf Rekordwert / Frist für die letzten Maskengutscheine läuft ab  / Aerosol-Forscher warnen Politik vor symbolischen Corona-Maßnahmen

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie überschlagen sich an manchen Tagen die Nachrichten zu COVID-19. Um Ihnen den Überblick zu erleichtern, bietet DAZ.online Ihnen hier einen Überblick über die wichtigsten Corona-News des Tages – direkt aus dem News-Kanal der Deutschen Presse-Agentur. 

Forscher: Arbeitswelt bei Corona-Eindämmung mehr in Blick nehmen / Großer Corona-Impftag in Dänemark / Frankreich impft ab 55-Jährige / USA: Corona-Infektionen steigen / Roche erreicht Studienziel bei Corona-Antikörpern Casirivimab und Imdevimab

17:35 Uhr

Mögliche EU-Zulassung von Sputnik V: EMA-Experten in Moskau

MOSKAU (dpa-AFX) - Im Zuge der Prüfung für eine EU-Zulassung des russischen Corona-Impfstoffes Sputnik V haben Experten der Europäischen Arzneimittelagentur EMA Moskau besucht. Sie hätten in der russischen Hauptstadt bereits zwei Kliniken besichtigt, in denen Patienten während der wichtigen Phase III der klinischen Studien betreut worden seien, meldete die Nachrichtenagentur Interfax am Montag unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen. „Sie haben alle angeforderten Informationen erhalten.“ Dem Bericht zufolge sprachen die EMA-Experten mit medizinischem Personal. Geplant seien zudem Besuche von Produktionsstandorten.

Die EMA hatte Anfang März ein Prüfverfahren für Sputnik V im Zuge einer sogenannten Rolling Review begonnen. Dabei werden Testergebnisse bereits geprüft, auch wenn noch nicht alle Daten vorliegen und noch kein Zulassungsantrag gestellt wurde. Sputnik ist nach Angaben aus Moskau bereits in 59 Ländern registriert. Auch Deutschland führt Gespräche über mögliche Lieferungen des Vakzins.

 

17:25 Uhr

45.000 Arztpraxen mit Corona-Impfungen

BERLIN (dpa-AFX) - Immer mehr niedergelassene Ärzte in Deutschland impfen ihre Patienten gegen Corona. Die Zahl der teilnehmenden Arztpraxen ist in der neuen Woche um 10.000 auf 45.000 gestiegen, wie ein Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) der Deutschen Presse-Agentur am Montag in Berlin sagte. Die meisten sind Hausarztpraxen.

Allerdings dürften die Impfzahlen dennoch vorerst nicht weiter spürbar ansteigen, denn die Menge an Impfstoff stagniert voraussichtlich zunächst wie vorhergesagt. Bis zu diesem Dienstag sollen rund eine Million Dosen des Vakzins von Biontech/Pfizer in den Praxen ausgeliefert werden. „Das Engagement der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte steigt gewaltig – hoffentlich auch bald die Impfstoffmengen“, sagte der KBV-Sprecher.

Insgesamt wurden inzwischen 18 Millionen Impfdosen gespritzt; 15,9 Prozent der Menschen in Deutschland erhielten mindestens die Erstimpfung. Die Zahlen reichen von 19,2 Prozent in Bremen, 18,2 im Saarland und 17,7 Prozent in Schleswig-Holstein bis zu den Schlusslichtern mit 15,1 Prozent (Niedersachsen), 14,6 Prozent (Hessen) und 14,4 Prozent (Mecklenburg-Vorpommern).

 

17:06 Uhr

WHO: Kampf gegen Coronavirus ist an einem kritischen Punkt

Genf (dpa) - Im Kampf gegen das Coronavirus ist nach Überzeugung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein kritischer Punkt erreicht. Die Zahl der Neuinfektionen und der Todesfälle sei zum siebten Mal in Folge auch in der vergangenen Woche deutlich angestiegen, warnte die WHO am Montag in Genf. „Die Kurve der Pandemie wächst gerade exponentiell“, sagte WHO-Expertin Maria Van Kerkhove. Vergangene Woche seien 4,4 Millionen Neuinfektionen gemeldet worden, vor einem Jahr seien es um diese Zeit etwa 500 000 Fälle gewesen. Die Lieferung und Verabreichung von Impfstoffen laufe zwar, aber das reiche zumindest aktuell nicht aus.

Hände waschen, Ansammlungen vermeiden, Masken tragen und Räume lüften sind laut WHO erprobte Maßnahmen, die auch jetzt helfen. Wenn Neuinfektionen zurückgingen, mache das auch das Auftreten von Virus-Varianten unwahrscheinlicher. Stand jetzt gelte aber: „Die Pandemie ist weit davon entfernt, vorüber zu sein“, warnte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.16:06 Uhr

Experten: Dringend auf Studie zu Asthma-Medikament aufbauen

Oxford/Berlin (dpa) - Experten beurteilen die Ergebnisse einer aktuellen Studie zur Einnahme eines Asthma-Sprays bei COVID-19 als vielversprechend. „Der beschriebene Effekt ist beachtlich und bedeutsam“, so der Direktor der Klinik für Infektiologie und Pneumologie der Berliner Charité, Norbert Suttorp. Die Studie unter Leitung der Universität Oxford wurde im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht.

Sie hatte ergeben, dass bei Patienten, die im frühen Stadium ihrer COVID-Erkrankung das antientzündlich wirkende Medikament Budesonid inhalierten, das Risiko für einen Krankenhausaufenthalt deutlich sank. Zudem seien sie schneller genesen, so die Autorinnen und Autoren.

„Das sind überaus interessante Ergebnisse und vom biologischen Ansatz plausibel“, sagt der Leiter des Zentrums für klinische Studien des Universitätsklinikums Jena, Frank M. Brunkhorst. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach nennt die Studie gar einen möglichen „Game Changer“. „Die Ergebnisse machen klinisch Sinn, weil die antientzündliche Wirkung in der Lunge den Verfall der Lungenfunktion verhindern kann“, schreibt der Mediziner auf Twitter. Es gebe zudem kaum Nebenwirkungen.

Auch der Infektiologe Clemens Wendtner sieht eine große Chance im Einsatz des Mittels: „Mit dieser simplen, nebenwirkungsarmen und auch noch kosteneffektiven Behandlung könnte nicht nur vielen ambulanten Patienten mit milder COVID-Erkrankung in der Frühphase medizinisch geholfen werden.“ Auch der Druck auf die Krankenhäuser könnte reduziert werden, was ein wichtiges Argument in Zeiten von knappen Betten angesichts der laufenden dritten Corona-Welle sei, so der Chefarzt der München Klinik Schwabing.

Die Experten sowie die Studienautoren selbst weisen darauf hin, dass die Ergebnisse der Untersuchung mit relativ wenigen Patienten in einer breiter angelegten Studie bestätigt werden müssen. Man brauche „dringend“ eine große Phase-III Studie mit etwa 1000 Patienten, so Brunkhorst. Wenn sich die Beobachtungen bewahrheiteten, habe das eine enorme Wirkung - und Budesonid sei überall auf der Welt verfügbar, fasst Suttorp zusammen.

15:45 Uhr

Thüringen: Streit um Maskenpflicht in Schulen

Weimar/Erfurt (dpa) - Das Thüringer Bildungsministerium will sich juristisch gegen einen umstrittenen Beschluss des Amtsgerichts Weimar zur Maskenpflicht an zwei Schulen wehren und eine mündliche Verhandlung erwirken. „Da der Beschluss des Amtsgerichts ohne mündliche Verhandlung ergangen ist, wird das TMBJS fristgerecht außerdem noch einen Antrag auf Durchführung der mündlichen Verhandlung stellen“, sagte eine Sprecherin des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport (TMBJS) am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Das Amtsgericht hatte zuvor beschlossen, dass die „Leitungen und Lehrer“ von zwei Schulen den Kindern und Jugendlichen dort das Tragen von Corona-Schutzmasken nicht anordnen dürfen. Nach Angaben der Sprecherin des Amtsgerichts, Inez Gloski, gebe es mehrere weitere Verfahren „zum gleichen Gegenstand“.

Hintergrund ist eine Entscheidung des Bildungsministeriums, wonach die Maskenpflicht im Unterricht an allen Thüringer Schulen und für alle Klassenstufen, also auch an Grundschulen, ausgeweitet wurde. Dagegen ging eine Familie mit einem Grundschulkind und einem Kind an einer Regelschule juristisch vor und bekam von einem Richter des Amtsgerichts zunächst recht. Allerdings ist die Sache im Hauptsacheverfahren noch nicht entschieden.

14:40 Uhr

Bundesregierung will Unternehmen zu Corona-Testangeboten verpflichten

Berlin (dpa-AFX) - Unternehmen sollen ihren Beschäftigten Corona-Tests anbieten müssen, wenn diese nicht im Homeoffice arbeiten. In der Bundesregierung wird nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dazu eine Paketlösung angestrebt. Die entsprechende Änderung der Arbeitsschutzverordnung soll dabei gemeinsam mit der geplanten Novelle des Infektionsschutzgesetzes für eine bundesweite Corona-Notbremse kommen. Die Arbeitgeber sollen die Tests zur Verfügung stellen. Sie müssen aber voraussichtlich nicht dokumentieren, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Tests auch in Anspruch nehmen.

Der „Spiegel“ berichtete, dass das Wirtschaftsministerium von Peter Altmaier (CDU) seinen Widerstand gegen eine Testangebotspflicht aufgegeben habe. Wer viel Kundenkontakt habe oder mit Lebensmitteln arbeite, solle Anspruch auf zwei Tests haben, so der „Spiegel“.

Wirtschaftsverbände wollen derweil mehr staatliche Unterstützung für freiwillige Corona-Tests in Unternehmen. In einem gemeinsamen Brief an das Kanzleramt, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, fordern die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft die Bundesregierung auf, den Firmen bei der Ausweitung des Testangebots unter die Arme zu greifen.

Probleme haben die Unternehmen demnach vor allem bei der Beschaffung von Tests. „Ein Drittel der Unternehmen gibt an, Schwierigkeiten bei der Verfügbarkeit von Tests zu haben“, schreiben die Verbände. Sie fordern von der Bundesregierung, dass Selbsttests, die von anderen Bedarfsträgern nicht abgerufen werden, der Wirtschaft für wenig Geld zur Verfügung gestellt werden. Außerdem solle die Zulassung weiterer Tests beschleunigt werden.

Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen sei ein regelmäßiges Testen ein großer bürokratischer und finanzieller Aufwand, heißt es in dem Schreiben. Durch eine Verzahnung etwa mit kommunalen Testangeboten könne die Situation für die Arbeitgeber erleichtert werden. Eine Testpflicht lehnen die Verbände nach wie vor ab.

12:59

Johnson & Johnson startet mit Lieferung von Corona-Impfstoff in EU

Brüssel (dpa) - Die Corona-Impfungen mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson können nun auch in der Europäischen Union starten. Der Hersteller beginne am Montag mit der Lieferung an die EU-Staaten, bestätigte die EU-Kommission in Brüssel. Sie erwartet bis Ende Juni bis zu 55 Millionen Dosen des Impfstoffs. Gut 10 Millionen Dosen sollen nach Deutschland gehen.

Die Besonderheit: Das Vakzin muss nur einmal gespritzt werden, statt wie die übrigen drei zugelassenen Corona-Impfstoffe zweimal. Deshalb setzen Deutschland und andere Staaten große Hoffnungen darauf, dass die Impfkampagne damit beschleunigt wird. Die belgische Impf-Taskforce bestätigte der Nachrichtenagentur Belga, dass bereits für Montag 36.000 Impfdosen von Johnson & Johnson in Belgien erwartet würden.

Der von der Unternehmenstochter Janssen in den Niederlanden entwickelte Impfstoff ist der vierte, der in der EU zugelassen wurde und verwendet werden kann. In den USA wird er schon länger eingesetzt.

Vorige Woche hatte die EU-Arzneimittelagentur EMA mitgeteilt, dass sie Fälle von Thrombosen nach einer Corona-Impfung mit dem Vakzin von Johnson & Johnson prüfe. Vier ernsthafte Fälle von Blutgerinnseln seien nach einer Impfung aufgetreten, eine Person sei gestorben. Die Behörde betonte, dass ein Zusammenhang mit dem Impfstoff des US-Herstellers noch nicht festgestellt worden sei.

12:38

Kambodscha droht nicht auffindbaren Corona-Kranken mit Haft

Phnom Penh (dpa) - Kambodschaner, die positiv auf das Coronavirus getestet werden und sich den Behörden entziehen, riskieren in dem südostasiatischen Land zwischen einem und fünf Jahren Haft. Dies kündigte die Regierung am Montag an, nachdem Dutzende Menschen, deren Testergebnis positiv ausgefallen war, nicht mehr auffindbar sind. Wer an Covid-19 erkrankt, sich nicht behandeln lässt und das Virus weiter verbreitet, riskiert den Angaben zufolge sogar bis zu zehn Jahre Haft.

Die Regierung verhängte auch eine Impfpflicht für Beamte und Mitglieder der Streitkräfte. Vorausgegangen war ein Anstieg der Infektionszahlen, nachdem Kambodscha zuvor vergleichsweise sehr glimpflich durch die Krise gekommen war.

Das Land mit 16,5 Millionen Einwohner hat in den vergangenen Tagen stets mehrere hundert Neuinfektionen vermeldet, nachdem die Ansteckungsrate lange extrem niedrig war. Bislang haben sich rund 4.500 Menschen mit dem Virus infiziert, 30 sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben.

12:36

Zahl der täglichen Corona-Toten im Gazastreifen steigt auf Rekordwert

Gaza (dpa) - Die Zahl der täglichen Todesfälle in Verbindung mit dem Coronavirus hat im Gazastreifen einen Rekordwert erreicht. Wie das Gesundheitsministerium in dem von der islamistischen Hamas beherrschten Palästinensergebiet am Montag mitteilte, wurden binnen 24 Stunden 17 neue Tote registriert. Das ist die höchste Zahl seit Beginn der Pandemie vor mehr als einem Jahr. Insgesamt starben in dem Küstengebiet demnach 694 Menschen nach einer Corona-Infektion.

Im Gazastreifen leben etwa zwei Millionen Menschen auf engem Raum, unter teilweise miserablen Bedingungen und bei schlechter medizinischer Versorgung. Die Pandemie bringt das Gesundheitssystem in dem Gebiet an seine Grenzen. Die Zahl der Neuinfektionen stieg vergangene Woche auf einen Rekordwert. Mehr als ein Drittel der Tests fiel zuletzt positiv aus. Am 22. Mai ist in den Palästinensergebieten die erste Parlamentswahl seit 15 Jahren geplant.

12:27

Aerosol-Forscher warnen Politik vor symbolischen Corona-Maßnahmen

Berlin (dpa) - Führende Aerosol-Forscher aus Deutschland fordern von der Politik einen Kurswechsel bei den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. «Wenn wir die Pandemie in den Griff bekommen wollen, müssen wir die Menschen sensibilisieren, dass DRINNEN die Gefahr lauert», heißt es in einem Brief an die Bundesregierung und an die Landesregierungen, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Sars-CoV-2 werde fast ausnahmslos in Innenräumen übertragen.

«Leider werden bis heute wesentliche Erkenntnisse unserer Forschungsarbeit nicht in praktisches Handeln übersetzt», kritisieren die Verfasser. In Wohnungen, Büros, Klassenräumen, Wohnanlagen und Betreuungseinrichtungen müssten Maßnahmen ergriffen werden. In Innenräumen finde auch dann eine Ansteckung statt, wenn man sich nicht direkt mit jemandem treffe, sich aber ein Infektiöser vorher in einem schlecht belüfteten Raum aufgehalten habe, warnen sie.

Berliner Mobilitätsforscher sehen Nachbesserungsbedarf vor allem in der Arbeitswelt. «Im Bereich Arbeit wird unserer Meinung nach immer noch viel zu wenig gemacht», sagte der Leiter des Fachgebiets Verkehrssystemplanung und Verkehrstelematik der TU Berlin, Kai Nagel, dem RBB-Sender Radioeins. Für Mehrpersonenbüros etwa müsse gelten, dass man dort nur mit gültigem Schnelltest oder nach Corona-Impfung sitzen dürfe - oder alle müssten FFP2-Maske tragen. Für die Schulen gebe es im Vergleich relativ viele Maßnahmen, sagte Nagel. «Vielleicht sogar manchmal ein bisschen mehr als man machen müsste.»

Es gilt als sicher, dass sich das Coronavirus vor allem über die Luft verbreitet. Das kann über die Tröpfchen geschehen, die beim Husten und Niesen entstehen und beim Gegenüber über die Schleimhäute aufgenommen werden. Oder über Aerosole, Gemische aus festen oder flüssigen Schwebeteilchen in der Luft, die Sars-CoV-2-Partikel enthalten. Sie sind definiert als Tröpfchenkerne kleiner als fünf Mikrometer und bleiben meist länger in der Luft als größere Tropfen, die rasch zu Boden sinken. Aerosol-Teilchen können Stunden bis Tage in der Luft schweben. Andere Infektionswege - etwa über Oberflächen - spielen eine wesentlich geringere Rolle für das Infektionsgeschehen.

Debatten über das Flanieren auf Flusspromenaden, den Aufenthalt in Biergärten, das Joggen oder Radfahren seien kontraproduktiv, heißt es in dem Brief der Aerosol-Forscher weiter. Maßnahmen wie die Maskenpflicht beim Joggen an der Alster in Hamburg etwa seien eher symbolischer Natur und ließen «keinen nennenswerten Einfluss auf das Infektionsgeschehen erwarten». Im Freien seien Ansteckungen äußerst selten, im Promille-Bereich. Hierauf sollten die begrenzten Ressourcen nicht verschwendet werden. Auch würden im Freien keine größeren Gruppen - sogenannte Cluster - infiziert, wie das in Innenräumen etwa in Heimen, Schulen, Veranstaltungen, Chorproben oder Busfahrten zu beobachten sei.

Auch Ausgangssperren, wie sie der Bund befürwortet, versprechen aus Sicht der Aerosol-Experten mehr, als sie halten können. «Die heimlichen Treffen in Innenräumen werden damit nicht verhindert, sondern lediglich die Motivation erhöht, sich den staatlichen Anordnungen noch mehr zu entziehen», schreiben sie. Auch Wissenschaftler um den TU-Forscher Nagel empfehlen in einer Stellungnahme, Aufenthalte im Freien im öffentlichen Raum allein oder mit maximal einer weiteren Person nicht zu verbieten - «um die Akzeptanz der Regelung in der Bevölkerung zu sichern».

Die Bundesregierung dringt darauf, bei der Regelung bundesweiter Corona-Schutzmaßnahmen auch nächtliche Ausgangsbeschränkungen von 21.00 bis 5.00 Uhr vorzuschreiben, wenn in Landkreisen binnen sieben Tagen mehr als 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern registriert werden.

Stattdessen empfehlen die Aerosol-Experten, Treffen in Innenräumen so kurz wie möglich zu gestalten, mit häufigem Stoß- oder Querlüften Bedingungen wie im Freien zu schaffen, effektive Masken in Innenräumen zu tragen sowie Raumluftreiniger und Filter überall dort zu installieren, wo Menschen sich länger in geschlossenen Räumen aufhalten müssen - etwa in Pflegeheimen, Büros und Schulen.

«Die Kombination dieser Maßnahmen führt zum Erfolg», heißt es weiter. «Wird das entsprechend kommuniziert, gewinnen damit die Menschen in dieser schweren Zeit zugleich ein Stück ihrer Bewegungsfreiheit zurück.» Zu den Unterzeichnern zählen der Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, Christof Asbach, Generalsekretärin Birgit Wehner und der frühere Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin, Gerhard Scheuch.

Forscher der Technischen Universität Berlin hatten im Februar Berechnungen zum Ansteckungsrisiko für verschiedene Innenraum-Szenarien veröffentlicht. Unter den dabei gesetzten Voraussetzungen ist das Risiko beim Friseur, in wenig ausgelasteten Museen, Theatern und Kinos, aber auch in Supermärkten demnach vergleichsweise gering. Deutlich höher sei es in Fitnessstudios und vor allem in Oberschulen und Mehrpersonenbüros, errechnete das Team um Studienleiter Martin Kriegel.

Solche Berechnungen seien unheimlich komplex, hatte Aerosol-Experte Scheuch zu den Daten zu bedenken gegeben. Die Resultate, die das Risiko sehr exakt angeben, erweckten den Eindruck einer Präzision, die es so nicht gebe.

In den kommenden warmen Monaten dürften Forschern zufolge draußen zusätzliche saisonale Effekte greifen: So nimmt bei höheren Temperaturen die Stabilität der Virushülle ab. Sonnenstrahlen, insbesondere UV-Strahlung, schädigen die genetische Information des Virus - der Erreger wird inaktiviert. Hinzu kommt ein im Sommer anders arbeitendes menschliche Abwehrsystem und möglicherweise auch ein Effekt durch die wieder anspringende Bildung von Vitamin D mit Hilfe des Sonnenlichts. Wie stark saisonale Effekte das Infektionsgeschehen zu bremsen vermögen, ist allerdings unklar.

12:07

Frist für die letzten Maskengutscheine läuft ab

Stuttgart (dpa/lsw) - Die Gutscheine für Corona-Schutzmasken können nur noch bis einschließlich Donnerstag eingelöst werden. Mit einer Verlängerung dieser Frist sei nicht zu rechnen, teilte der Landesapothekerverband Baden-Württemberg am Montag mit. Ab Mitte April dürfen die Apotheken die Berechtigungsscheine nicht mehr annehmen. «Wir empfehlen allen bezugsberechtigten Bürgerinnen und Bürger, diesen Schein bis zum 15. April in ihrer Apotheke vor Ort einzureichen», erklärte Verbandspräsident Fritz Becker.

Die Bundesregierung hatte im Dezember die kostenlose Abgabe von FFP2-Masken für Risikogruppen beschlossen. Seit Januar gibt es dafür spezielle Coupons von den Krankenkassen. Für die je sechs Masken muss ein Eigenanteil von insgesamt 2 Euro bezahlt werden. Bezugsberechtigt waren etwa 34 Millionen Bürger.

FFP2-Masken filtern Partikel besonders wirksam aus der ein- oder ausgeatmeten Atemluft, sie bieten allerdings keinen 100-prozentigen Schutz.

11:53

Forscher: Arbeitswelt bei Corona-Eindämmung mehr in Blick nehmen

Berlin (dpa) - Für eine bessere Eindämmung des Coronavirus sprechen sich Berliner Mobilitätsforscher für mehr Infektionsschutz auch in der Arbeitswelt aus. «Im Bereich Arbeit wird unserer Meinung nach immer noch viel zu wenig gemacht», sagte der Leiter des Fachgebiets Verkehrssystemplanung und Verkehrstelematik der TU Berlin, Kai Nagel, am Montag dem RBB-Sender Radioeins. Für Mehrpersonenbüros etwa müsse gelten, dass man dort nur mit gültigem Schnelltest oder nach Corona-Impfung sitzen dürfe - oder alle müssten FFP2-Maske tragen.

Für die Schulen gebe es im Vergleich relativ viele Maßnahmen, sagte Nagel. «Vielleicht sogar manchmal ein bisschen mehr als man machen müsste.» In einer schriftlichen Stellungnahme spricht sich die Gruppe um den TU-Professor für eine weitgehende Eindämmung von Infektionen in allen Bereichen aus. Dies sei «wesentlich effizienter» als Infektionen in nur manchen Bereichen komplett zu unterdrücken, etwa durch Schließungen.

Nach den TU-Modellierungen sind vor allem ungeschützte Kontakte in Innenräumen ein Problem in der Pandemie. In der Debatte um nächtliche Ausgangssperren rieten die Wissenschaftler daher, Aufenthalte im Freien im öffentlichen Raum allein oder mit maximal einer weiteren Person nicht zu verbieten - «um die Akzeptanz der Regelung in der Bevölkerung zu sichern». Das Team empfiehlt, die Berliner Regelung zu übernehmen, wonach zwischen 21.00 Uhr und 5.00 Uhr im Privaten keine Treffen mit Menschen aus anderen Haushalten erlaubt sind.

Anhand ihrer Modellierungen befürchten die TU-Forscher, dass die Belastung der Intensivstationen «bei nahezu jeder durchgerechneten Kombination» höher ausfallen werde als Anfang Januar. Damals waren dort mehr als 5.700 Covid-19-Patienten in Behandlung, ein Höchststand. Als «sehr gut wirksam» schätzen die Wissenschaftler ein fast vollständiges Verbot privater Besuche ein. Nur diese Maßnahme senke die Infektionszahlen innerhalb von drei Wochen sehr deutlich.

11:32

Großer Corona-Impftag in Dänemark

Kopenhagen (dpa) - In Dänemark sollen am Montag so viele Menschen an einem Tag gegen Covid-19 geimpft werden wie nie zuvor. Ziel ist es, landesweit im Laufe des Tages bis zu 100.000 Corona-Impfungen zu verabreichen. Das Ganze ist eine Generalprobe, ob die Impfzentren in den fünf dänischen Regionen mitsamt der nötigen Logistik und den IT-Systemen bereit sind, in kurzer Zeit im großen Maßstab impfen zu können. Dabei geht es um eine gute Vorbereitung für die Zeit, wenn bald mehr Corona-Impfstoff zur Verfügung steht. 68 Impfzentren im ganzen Land sind bei dem Stresstest dabei.

100.000 Impfungen mag für deutsche Ohren nicht nach dramatisch viel klingen, ist für ein Land mit nur knapp 5,8 Millionen Einwohnern aber eine ganze Menge. Schon Ende Februar hatte Deutschlands nördlichster Nachbar eine solche Generalprobe absolviert. Damals hatten mehr als 30.000 Menschen an einem Tag einen Stich erhalten.

Im EU-Vergleich zählt Dänemark zu den Ländern, die prozentual bislang den größten Bevölkerungsanteil gegen Covid-19 geimpft haben. Knapp 870.000 Däninnen und Dänen haben bislang ihre erste Impfung erhalten, rund 445.000 auch ihre zweite. Das entspricht einem Anteil an der Bevölkerung von 14,9 beziehungsweise 7,6 Prozent.

Am großen Impftag werden nur die Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna verabreicht: Dänemark hatte den Einsatz des Präparats von AstraZeneca wegen seltener Fälle von Blutgerinnseln im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen Mitte März ausgesetzt und anders als Deutschland und weitere Länder bislang auch nicht eingeschränkt nicht wiederaufgenommen.

9:46 Uhr

Frankreich weitet Impfkampagne auf Menschen über 55 aus

Frankreich öffnet seine Impfkampagne für Menschen über 55 Jahren. Ab Montag können sie die Vakzine von AstraZeneca oder von Johnson & Johnson erhalten, wie Gesundheitsminister Olivier Véran in der Sonntagszeitung „Journal du Dimanche“ ankündigt hatte. Demnach erhält Frankreich am Montag mit einer Woche Vorsprung 200.000 Dosen des Impfstoffes von Johnson & Johnson. Die Impfung mit AstraZeneca empfiehlt Frankreichs oberste Gesundheitsbehörde bereits nach dem kurzzeitigen Impfstopp Mitte März wegen Blutgerinnsel-Fällen nur noch für Menschen über 55 Jahre.

Um die Impfkampagne weiter voranzutreiben, soll zudem der Abstand zwischen der ersten und der zweiten Impfung für die Vakzine von Moderna und Biontech/Pfizer ausgeweitet werden. Statt nach bisher vier Wochen soll die zweite Dose nun nach sechs Wochen verabreicht werden. Véran zufolge erlaube dies, schneller zu impfen. An Schutz verliere man nicht, da das Impfalter sinke und die Immunität in dieser Gruppe ausreichend hoch sei.

Mit Stand vom Samstag haben mehr als 10,7 Millionen der rund 67 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Frankreichs eine Impfung erhalten. Die Corona-Situation in dem Land ist weiterhin angespannt. Mehr als 98:000 Menschen starben nach einer Infektion mit dem Coronavirus. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte angekündigt, dass alle Erwachsenen, die sich impfen lassen wollen, bis zum Ende des Sommers eine Impfung erhalten.

9:12 Uhr

USA: Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt weiter

In den USA nimmt die Zahl der an einem Tag erfassten Corona-Neuinfektionen weiter zu. Mit 46.016 neuen Fällen am Sonntag meldeten die Behörden rund 11.000 mehr als vor genau einer Woche, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore vom Montagmorgen (MESZ) hervorging. Die Zahl der Toten mit einer bestätigten Corona-Infektion blieb mit 289 vergleichsweise stabil. Die bisherigen Höchstwerte wurden am 2. Januar mit 300.295 Neuinfektionen sowie am 12. Januar mit 4.476 Toten verzeichnet.

In dem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern haben sich bislang knapp 31,2 Millionen Menschen mit dem Erreger SARS-CoV-2 infiziert, rund 562.000 Menschen starben. In absoluten Zahlen gemessen – aber nicht relativ zur Bevölkerung – sind das mehr als in jedem anderen Land der Welt. Bislang haben landesweit mehr als 119,2 Millionen Menschen mindestens eine Impfdosis erhalten, 72,6 Millionen gelten als voll geimpft, wie Zahlen der Gesundheitsbehörde CDC zeigen.

Die Johns-Hopkins-Webseite wird regelmäßig aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder der CDC. In manchen Fällen werden die Zahlen – unter anderem die der Neuinfektionen binnen 24 Stunden, aber auch die der Toten – nachträglich aktualisiert.

7:24 Uhr 

Roche erreicht in Phase-III-Studie zu Corona-Medikament das Ziel 

Der Pharmakonzern Roche hat zusammen mit seinem Partner Regeneron die gesteckten Studienziele mit einem Antikörper-Cocktail gegen das Corona-Virus erreicht. Bei der Studie ging es darum, das Risiko und die Belastung durch COVID-19-Infektionen bei Haushaltskontakten von Infizierten zu verringern. Rund 1.500 solche Kontakte erhielten entweder das Antikörper-Präparat oder ein Placebo. Wie Roche am Montag in Basel mitteilte, senkte die Gabe von Casirivimab und Imdevimab das Risiko symptomatischer Infektionen um 81 Prozent. Bei Patienten mit einer symptomatischen Infektion klangen zudem die Symptome im Durchschnitt innerhalb einer Woche ab, verglichen mit drei Wochen in der Placebo-Gruppe. Die Ergebnisse der Studie würden den Zulassungsbehörden so bald wie möglich überreicht, hieß es weiter. Den Antikörper-Cocktail hatte Roche zusammen mit seinem Partner Regeneron entwickelt.

Zuvor präsentierten Studienergebnissen zufolge kann die Antikörper-Kombination bei Risikopatienten mit COVID-19 das Risiko für einen schweren Verlauf oder Tod um 70 Prozent reduzieren. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft das Präparat derzeit. In den USA hatte das Mittel eine Notzulassung erhalten. Mit ihm wurde unter anderem der frühere Präsident Donald Trump behandelt.

Monoklonale Antikörper werden im Labor hergestellt und sollen das Virus nach einer Infektion außer Gefecht setzen. Monoklonal bedeutet, dass die eingesetzten Antikörper alle gleich sind und das Virus an einem fest definierten Ziel angreifen. Auch in Deutschland wird die Antikörper-Kombination bereits bei individuellen Heilversuchen in bestimmten Kliniken eingesetzt – bei Risikopatienten in der Frühphase der Infektion mit dem Ziel, einen schweren Verlauf zu verhindern.


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