Zweite Frau an der DPhG-Spitze

Dagmar Fischer ist neue Präsidentin der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft

Berlin - 08.01.2020, 16:00 Uhr

Professor Dr. Dagmar Fischer ist neue DPhG-Präsidentin. (Foto: DPhG)

Professor Dr. Dagmar Fischer ist neue DPhG-Präsidentin. (Foto: DPhG)


Professor Dr. Dagmar Fischer von der Friedrich-Schiller-Universität Jena hat zu Jahresbeginn ihr Amt als Präsidentin der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) angetreten. Fischer ist die zweite Frau in diesem Amt seit die DPhG 1890 gegründet wurde. Sie will ihre Zeit an der Spitze der Fachgesellschaft dazu nutzen, die Pharmazie fit für die Zukunft zu machen.  

Dagmar Fischer, Professorin für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie, ist die 25. Präsidentin der rund 10.000 Mitglieder zählenden Fachgesellschaft – allerdings erst die zweite Frau in dieser Position. Von 2004 bis 2007 hatte Professor Dr. Ulrike Holzgrabe das Amt bekleidet. Zuletzt stand Professor Dr. Stefan Laufer an der Spitze der DPhG. Wie ihre Vorgänger ist die Jenaer Pharmazeutin für eine vierjährige Amtszeit gewählt.

Die DPhG ist eine der größten wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland und die einzige, die alle pharmazeutischen Fachdisziplinen vereint. Ihr Ziel ist, die Vernetzung der pharmazeutischen Wissenschaften zu fördern und den Erkenntnistransfer in die pharmazeutische Praxis sowie die Öffentlichkeit zu unterstützen. Außerdem nimmt die DPhG regelmäßig Stellung zu aktuellen Themen von öffentlichem Interesse aus dem medizinisch-pharmazeutischen Bereich. Als aktuelles Beispiel nennt Fischer die Lieferengpässe. Bereits Anfang 2018 habe die DPhG einen Runden Tisch mit Politikern, Krankenkassen und Behörden gefordert, so Fischer. „Wir brauchen dringend spezielle Regelungen, um die lückenlose Versorgung mit wichtigen Arzneimitteln jederzeit gewährleisten zu können“.

Pharmazie 2030“

Während ihrer Amtszeit als Präsidentin möchte sich Dagmar Fischer vor allem dafür einsetzen, ihr Fach fit für die Zukunft zu machen, heißt es in einer Pressemitteilung der Uni Jena. „Damit meine ich zum einen Nachwuchsförderung – von der Werbung von Studierenden bis zum Mentoring für Absolventinnen und Absolventen oder Promovierende – und zum anderen die Ausrichtung unseres Faches auf Zukunftsthemen, wie Digitalisierung, personalisierte Medizin und evidenzbasierte Pharmazie“, erläutert sie. Dazu wollen Fischer und ihre Fachkolleginnen und -kollegen das Konzept „Pharmazie 2030 – Perspektiven für Forschung und Lehre“ entwickeln und diese Zukunftsthemen verstärkt in die Hochschulpharmazie sowie die Fort- und Weiterbildung der Apothekerinnen und Apotheker einbringen.

In ihrem Jahresausblick in der neuen DAZ nennt Fischer zudem die Qualitätssicherung von Rezeptur und Defektur als diesjährigen Schwerpunkt der DPhG. Erklärtes Ziel sei es, durch gezielte Maßnahmen, angefangen vom Studium, über das praktische Jahr bis in die Apotheken die Sicherung und Optimierung der Qualität der Rezeptur- und Defekturherstellung in der Apotheke zu gewährleisten.

Fischer forscht und lehrt seit 2008 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Den Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen Arbeit setzt sie aktuell auf Mikro- und Nanopartikel, die als Wirkstoffträger zur Behandlung von Infektions- und Entzündungskrankheiten eingesetzt werden sollen. Sie und ihr Team verarbeiten dafür insbesondere Naturstoffe sowie schwer lösliche oder makromolekulare Wirkstoffe. Neben ihren Studien zur Interaktion von nanopartikulären Arzneiformen mit verschiedenen Zelltypen und biologischen Barrieren, wie der menschlichen Haut oder dem Darm, forscht Dagmar Fischer auch an alternativen Modellen zu Tierversuchen.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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2 Kommentare

„Pharmazie 2030 – Perspektiven für Forschung und Lehre“

von Cornelius Zink am 13.01.2020 um 10:51 Uhr

Der Konzeptname spiegelt leider sehr gut die Realität wieder Forschung vor Lehre.

Wie mit dieser Reihenfolge junge Menschen für Pharmazie begeistert werden oder gar fit für die Zukunft gemacht werden sollen, bleibt offen.

Das sehr gute Lehre Grundlage für gute Apothekenpraxis und auch Forschung ist, scheint an vielen Hochschulen wenig bekannt oder in Vergessenheit geraten zu sein.

Bleibt zu hoffen, dass wenigsten Frau Prof. Fischer der Lehre Priorität einräumt!

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Rolle des öffentlichen Apothekers in der DPhG

von Dr. Jochen Pfeifer am 09.01.2020 um 9:17 Uhr

Zunöchst einmal Herzlichen Glückwunsch an Frau Prof. Fischer. Für mich als Inhaber einer öffentlichen Apotheke stellt sich nur die Frage, was eine so hoch angesehene wissenschaftlichen Institution wie die DPhG überhaupt noch für die öffentlichen Apotheker tun kann, tun soll oder ob sie überhaupt noch Ansprechpartner sein kann.

Während sich die DPhG über legitime und wichtige wissenschaftliche Themen äußert, beschäftigen wir uns mit SGB V, Lieferengpässen, politischem Druck, Preiskampf auf allen Ebenen, Bonpflicht und allen anderen Themen, die nun nicht gerade als (natur-) wissenschaftlich oder medizinisch bezeichnet werden können. Da wird uns die von Frau Prof. Fischer angesprochene Kompetenz bei der Rezeptur auch nicht weiterhelfen können. Selbst der letzte "Strohhalm" der pharmazeutischen Bedenken wurde uns ja letztens im aktuellen Arzneiliefervertrag praktisch gestrichen.

Ich sehe in der gegenwärtigen Sitation eine Gefahr der Trennung in die weiterhin wissenschaftlich tätigen Kolleginnen und Kollegen in Forschung, Industrie, Verbänden etc und den Kollegen in den öffentlichen Apotheken, die sich eben nicht mit pharmazeutisch-wissenschaftlichen Themen beschäftigen können und dürfen, obwohl sie es durchaus wollen.

Diese Zweiteilung führt leider auch dazu, dass viele junge Kolleginnen und Kollegen nicht unbedingt in die öffentliche Apotheke wollen- sie haben nicht vier Jahre lang gebüffelt um zB Formfehler der Ärzte bei Entlassrezepten zu korrigieren oder für Lieferengpässe, für die sie nichts können, beschimpft zu werden- aber das ist eben auch das tägliche Geschäft in der öffentliche Apotheke.

Ist die DPhG also nichts mehr für den öffentlichen Apotheker?

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