Lieferengpass bei Venlafaxin (Teil 3 von 3)

So „relevant“ ist Venlafaxin

Stuttgart - 06.01.2020, 06:59 Uhr

Depressionen sind keine seltene Bagatellerkrankung. Sie nehmen nach Schätzungen der WHO zu. (b/Foto: Jorm S / stock.adobe.com)

Depressionen sind keine seltene Bagatellerkrankung. Sie nehmen nach Schätzungen der WHO zu. (b/Foto: Jorm S / stock.adobe.com)


Direkte und indirekte Kosten durch Depressionen

„Hohe direkte und indirekten Kosten, die durch Depression verursacht werden, weisen auf die hohe gesellschaftsökonomische Relevanz der Erkrankung hin“, erklären die Leitlinien-Experten. So hätten depressive Arbeitnehmer mit 6,1 Tagen wesentlich mehr Arbeitsunfähigkeitstage im Monat als nicht depressive Arbeitnehmer (1,7 Tage). Zudem reduziere neben der allgemeinen Antriebsstörung auch eine verminderte Konzentration die berufliche Leistungsfähigkeit. Die direkten Kosten der Depressionen, das heißt die Inanspruchnahme von medizinischen Heilbehandlungen, Präventions-, Rehabilitations- und Pflegemaßnahmen, lagen nach Zahlen in der Leitlinie im Jahr 2008 bei etwa 5,2 Milliarden Euro und machten somit fast ein Fünftel aller durch psychische Erkrankungen verursachten Kosten in Höhe von 28,7 Milliarden Euro aus. Davon entfielen mehr als die Hälfte (2,9 Milliarden Euro) auf stationäre Maßnahmen. 

Wer bekommt Venlafaxin?

Patienten, die Venlafaxin verordnet bekommen, dürften eher – zumindest wenn sie nach Leitlinie therapiert werden – unter mittelschweren bis schweren Depressionen leiden. Bei leichten Depressionen kommen Antidepressiva nur unter bestimmten Voraussetzungen zum Einsatz: Wenn die Symptomatik nach anderen Interventionen fortbesteht oder vorausgegangene depressive Episoden zumindest mittlerer Schwere oder der ausdrückliche Wunsch des Patienten den Einsatz von Antidepressiva auch in dieser Indikation nahelegen. 

Auch die Zulassung von Venlafaxin gibt gute Hinweise auf die Patienten in der Apotheke: Venlafaxin mit verzögerter Freisetzung (retardiert) wird eingesetzt zur Behandlung von Episoden einer Major Depression (schwere Depression), Rezidivprophylaxe von Episoden einer Major Depression, zur Behandlung der generalisierten Angststörung und der sozialen Angststörung sowie zur Behandlung der Panikstörung, mit oder ohne Agoraphobie (Platzangst). Die schnellfreisetzenden Tabletten sind lediglich indiziert zur Behandlung von Episoden einer Major Depression und werden zur Vorbeugung des Wiederauftretens neuer depressiver Episoden (Rezidivprophylaxe) eingesetzt.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Venlafaxin

von Carmen Müller-Pick am 04.02.2020 um 18:08 Uhr

Auch ich nehme seit 2006 durchgehend Antidepressiva, nach starken Nebenwirkungen bei
cimbalta ist auf venlafaxin 75 ret umgestiegen worden und ich fühle mich damit gut. Vergesse ich das Medikament mal 3 Tage, sei es dass der Arzt Urlaub hatte oder sonstiges, bin ich sehr schnell ganz unten und nur am weinen.
Letzten Monat gab es keine, Gott sei Dank hatte ich noch eine kleine Reserve. Aber jetzt habe ich die letzten 10 Stück und frage mich wie ich herausfinden kann wo noch welche zu haben sind

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Venlafaxin Lieferengpass

von Kai Fiedler am 28.01.2020 um 14:58 Uhr

Ich nehme Venlafaxin retard 75 mg, seit 2006 täglich ein. Ich bin seit dieser Zeit Depressions-, und Angstfrei. Ich hatte keine Rückfälle mehr, wie vorher mit anderen Medikamenten. Ich bin gut eingestellt und gehe Vollzeit arbeiten. Wenn da Medikament nicht mehr lieferbar ist, werde ich auf unbestimmte Zeit nicht mehr arbeiten können. Das wird meine Chefin nicht erfreuen, da ich im ambulanten Pflegedienst arbeite, wo jede Kraft gebraucht wird. Ich bin dafür, das Venlafaxin auf die Dringlichkeitsliste gehört, denn es hat sehr starke Absatzerscheinungen und kann nur langsam ausgeschlichen werden. Und es gibt keine relewande Alternative ! Kai Fiedler / Sachsen

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