Lieferengpass bei Venlafaxin (Teil 3 von 3)

So „relevant“ ist Venlafaxin

Stuttgart - 06.01.2020, 06:59 Uhr

Depressionen sind keine seltene Bagatellerkrankung. Sie nehmen nach Schätzungen der WHO zu. (b/Foto: Jorm S / stock.adobe.com)

Depressionen sind keine seltene Bagatellerkrankung. Sie nehmen nach Schätzungen der WHO zu. (b/Foto: Jorm S / stock.adobe.com)


WHO: Depressionen gehören zu den wichtigsten Volkskrankheiten

Eine klare Meinung – nicht zu Venlafaxin im Speziellen, aber zur Erkrankung, bei der Venlafaxin eingesetzt wird – offenbart die Leitlinie zu Unipolaren Depressionen. Sie spiegelt hier die Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wider: „Depressive Störungen haben unter den psychischen Störungen eine besonders hohe Bedeutung für die Gesundheitsversorgung. Nach einer WHO-Studie zählen depressive Störungen zu den wichtigsten Volkskrankheiten und werden in den nächsten Jahren noch deutlich an Bedeutung zunehmen. Eine Maßeinheit ist hierbei besonders relevant: Der Indikator „Disability-adjusted Life Years“ (DALYs) erfasst die Summe der Lebensjahre, die durch Behinderung oder vorzeitigen Tod aufgrund einer Erkrankung verloren gehen. Die Zahlen werden dabei aufgrund regionaler epidemiologischer Befunde auf die Weltbevölkerung extrapoliert. Hierbei nahmen unipolare depressive Störungen 2004 den dritten Rang ein, was ihre Bedeutung unter allen weltweiten Erkrankungen auf Lebensbeeinträchtigung und vorzeitigen Tod angeht. Die WHO geht darüber hinaus davon aus, dass unipolare Depressionen bis 2030 unter den das Leben beeinträchtigenden oder verkürzenden Volkskrankheiten insgesamt die größte Bedeutung vor allen anderen Erkrankungen haben werden.

Antidepressiva wirken am besten bei schweren Depressionen

Laut Analyse der an der Leitlinie beteiligten Wissenschaftler zeigen Antidepressiva in Studien von maximal zwölf Wochen Dauer eine 50-Prozent-Response-Rate (Verbesserung der Depression um 50 Prozent) zwischen meist 50 und 60 Prozent. Unter Placebo erreichen eine 50-prozentige Verbesserung meist 25 bis 35 Prozent der Patienten. Antidepressiva sind den Experten zufolge eher überschätzt in der Bevölkerung, Das führen sie darauf zurück, dass Studien, in denen Antidepressiva Placebo überlegen waren, häufiger publiziert würden. 

Wirksamkeitsvorteile zeigen Antidepressiva vor allem bei mittelschweren bis schweren Depressionen, unter anderem eine Indikation von Venlafaxin. Hier sei „der Wirkunterschied zwischen Antidepressiva und Placebo ausgeprägter, da bei den schwersten Formen bis zu 30 Prozent der behandelten Patienten über die Placebo-Rate hinaus von Antidepressiva profitieren“, so die Leitlinie.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Venlafaxin

von Carmen Müller-Pick am 04.02.2020 um 18:08 Uhr

Auch ich nehme seit 2006 durchgehend Antidepressiva, nach starken Nebenwirkungen bei
cimbalta ist auf venlafaxin 75 ret umgestiegen worden und ich fühle mich damit gut. Vergesse ich das Medikament mal 3 Tage, sei es dass der Arzt Urlaub hatte oder sonstiges, bin ich sehr schnell ganz unten und nur am weinen.
Letzten Monat gab es keine, Gott sei Dank hatte ich noch eine kleine Reserve. Aber jetzt habe ich die letzten 10 Stück und frage mich wie ich herausfinden kann wo noch welche zu haben sind

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Venlafaxin Lieferengpass

von Kai Fiedler am 28.01.2020 um 14:58 Uhr

Ich nehme Venlafaxin retard 75 mg, seit 2006 täglich ein. Ich bin seit dieser Zeit Depressions-, und Angstfrei. Ich hatte keine Rückfälle mehr, wie vorher mit anderen Medikamenten. Ich bin gut eingestellt und gehe Vollzeit arbeiten. Wenn da Medikament nicht mehr lieferbar ist, werde ich auf unbestimmte Zeit nicht mehr arbeiten können. Das wird meine Chefin nicht erfreuen, da ich im ambulanten Pflegedienst arbeite, wo jede Kraft gebraucht wird. Ich bin dafür, das Venlafaxin auf die Dringlichkeitsliste gehört, denn es hat sehr starke Absatzerscheinungen und kann nur langsam ausgeschlichen werden. Und es gibt keine relewande Alternative ! Kai Fiedler / Sachsen

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