Lieferengpass bei Venlafaxin (Teil 3 von 3)

So „relevant“ ist Venlafaxin

Stuttgart - 06.01.2020, 06:59 Uhr

Depressionen sind keine seltene Bagatellerkrankung. Sie nehmen nach Schätzungen der WHO zu. (b/Foto: Jorm S / stock.adobe.com)

Depressionen sind keine seltene Bagatellerkrankung. Sie nehmen nach Schätzungen der WHO zu. (b/Foto: Jorm S / stock.adobe.com)


Depressionen verkürzen die Lebenszeit

Das Risiko, im Laufe des Lebens an einer Depression (alle Formen) zu erkranken, liegt bei 16 bis 20 Prozent. Depressionen sind kein leicht zu therapierendes Gebiet: Etwa ein Drittel aller Patienten sprechen nicht ausreichend auf das primär eingesetzte Antidepressivum an, mehr als die Hälfte der Patienten haben auch nach acht Wochen antidepressiver Behandlung keine Vollremission erreicht. Zudem erweist sich jeder fünfte Patient mit einer schweren Depression (Major Depression) als therapieresistent, was laut Fachkreisen dann der Fall ist, wenn zwei oder mehr Medikationsversuche mit Antidepressiva erfolglos geblieben sind.

Zudem sind psychische Erkrankungen – somit auch Depressionen – Studien zufolge mit einer doppelt so hohen Sterblichkeit assoziiert wie in der Allgemeinbevölkerung. Dabei sind zwei Drittel der Todesursachen natürlich, das heißt: Dem Tod liegt kein Selbstmord zugrunde. 

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Diese „natürliche“ Übersterblichkeit bei schweren psychischen Störungen führen Wissenschaftler laut einer großen Untersuchung anhand von deutschen GKV-Krankenkassendaten („Mortalität und somatische Komorbidität bei Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen“, veröffentlicht 2019 im Ärzteblatt) auf bestimmte körperliche Erkrankungen zurück, die gehäuft gemeinsam mit psychischen Erkrankungen auftreten (somatische Komorbidität): So seien bösartige Neubildungen bei schweren unipolaren Depressionen besonders stark erhöht, daneben gehörten Adipositas, Diabetes, Herz- und Gefäßerkrankungen, COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung), Lungenentzündung und Infektionskrankheiten wie HIV und Hepatitis zu Begleiterkrankungen. Patienten mit unipolaren Depressionen (es fehlt eine wahnhafte Komponente) sterben – je nach Alter und Geschlecht – zwischen 2,6 und 4,8 Jahre früher als Vergleichsgruppen in der Allgemeinbevölkerung.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Venlafaxin

von Carmen Müller-Pick am 04.02.2020 um 18:08 Uhr

Auch ich nehme seit 2006 durchgehend Antidepressiva, nach starken Nebenwirkungen bei
cimbalta ist auf venlafaxin 75 ret umgestiegen worden und ich fühle mich damit gut. Vergesse ich das Medikament mal 3 Tage, sei es dass der Arzt Urlaub hatte oder sonstiges, bin ich sehr schnell ganz unten und nur am weinen.
Letzten Monat gab es keine, Gott sei Dank hatte ich noch eine kleine Reserve. Aber jetzt habe ich die letzten 10 Stück und frage mich wie ich herausfinden kann wo noch welche zu haben sind

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Venlafaxin Lieferengpass

von Kai Fiedler am 28.01.2020 um 14:58 Uhr

Ich nehme Venlafaxin retard 75 mg, seit 2006 täglich ein. Ich bin seit dieser Zeit Depressions-, und Angstfrei. Ich hatte keine Rückfälle mehr, wie vorher mit anderen Medikamenten. Ich bin gut eingestellt und gehe Vollzeit arbeiten. Wenn da Medikament nicht mehr lieferbar ist, werde ich auf unbestimmte Zeit nicht mehr arbeiten können. Das wird meine Chefin nicht erfreuen, da ich im ambulanten Pflegedienst arbeite, wo jede Kraft gebraucht wird. Ich bin dafür, das Venlafaxin auf die Dringlichkeitsliste gehört, denn es hat sehr starke Absatzerscheinungen und kann nur langsam ausgeschlichen werden. Und es gibt keine relewande Alternative ! Kai Fiedler / Sachsen

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