Schweiz

Migros schluckt Topwell-Apothekenkette

Remagen - 03.12.2018, 15:30 Uhr

Der Schweizer Migros-Konzern verstärkt seine Tätigkeiten im Gesundheitssektor und übernimmt die Apothekenkette Topwell. (Foto: Imago)

Der Schweizer Migros-Konzern verstärkt seine Tätigkeiten im Gesundheitssektor und übernimmt die Apothekenkette Topwell. (Foto: Imago)


Der schweizerische Migros-Genossenschafts-Bund expandiert weiter im Gesundheitssektor. Über 30 Medbase-Gesundheitszentren gehören bereits „zum Club“, ebenso wie die Versandapotheke Zur Rose als Kooperationspartner. Nun schluckt Medbase per 2019 die Apothekenkette Topwell mit 40 Abgabestellen.

Seit Jahren weitet die größte Einzelhandelsgruppe in der Schweiz, die Migros, ihren Einfluss im Gesundheitsbereich sukzessive aus. Im Jahr 2010 war sie mit der Übernahme einer Mehrheit an den Medbase-Gesundheitszentren in den medizinischen Sektor eingestiegen. 2015 baute sie die Sparte mit der Akquisition der 23 Santémed-Gesundheitszentren (vorher Arztpraxen der Swica-Krankenkasse) durch Medbase aus, rekapituliert die neue Zürcher Zeitung (NZZ) anlässlich der aktuellen Expansion

Kleine Schritte mit Zur Rose, ein großer Schritt mit Topwell

Als nächstes folgte der Einstig ins Apothekengeschäft. Seit dem letzten Jahr setzt der Detailhändler auf die Kooperation mit der Versandapotheke Zur Rose. Bislang ist Zur Rose allerdings erst in einzelnen Migros-Filialen in Bern, Basel und Zürich mit Shop-in-Shop-Apotheken eingezogen. Wie vor wenigen Tagen bekannt wurde, ist dem Einzelhandelsriesen jetzt ein weiterer „Beutezug“ gelungen, und zwar mit der Übernahme der rund 40 Topwell-Apotheken durch die Migros-Tochter Medbase. Topwell und Medbase teilten eine gemeinsame Vision sowie ein hohes Interesse am Ausbau der integrierten Versorgung in der Schweiz, heißt es in der gleichlautenden Mitteilung beider Unternehmen

Apotheken und medizinische Zentren unter einem Dach

Erstmals sollen damit Apotheken und medizinische Zentren als große Organisationen unter einem Dach zusammenarbeiten. Ziel sei, dass die Kunden einen schnellen und einfachen Zugang zu medizinischen Leistungen erhalten. Insbesondere im Bereich Chronic Care Management und in der Behandlung niederschwelliger medizinischer Fragestellungen könnten Gesundheitskosten damit nachhaltig positiv beeinflusst werden, so die Intention. Gleichzeitig ließen sich auch im B2B-Bereich sowie im Online-Medikamentenversand Kräfte bündeln und Prozesse effizienter gestalten. Nach dem Willen der neuen Partner soll den Kunden ein möglichst breites Multi-Channel-Angebot angeboten werden. 

„Interprofessionelle und agile Teams“

Die enge interprofessionelle Zusammenarbeit soll im Rahmen der gemeinsamen Weiterentwicklung von zentraler Bedeutung sein. Zur Förderung von Innovationen wollen beide Unternehmen „interprofessionelle und agile Teams“ zusammenstellen. „Stets orientiert an den künftigen Marktentwicklungen, werden unter Einbindung aller relevanten Partner neue, bedarfsgerechte und abgestufte Angebote geplant und umgesetzt“, sagt Marcel Napierala, CEO der Medbase Gruppe. „Effiziente Leistungserbringer, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort also.“ Beide verfügen bereits heute schweizweit über eine hohe Standortnähe. Medbase betreibt laut NZZ schweizweit an über 30 Standorten medizinische Zentren. Rund 1100 Mitarbeiter betreuen Patienten von der Prävention über die Akutmedizin bis zur Rehabilitation. Mehr als 300 Haus- und Spezialärzte sowie über 320 Therapeuten führen Konsultationen und Behandlungen durch. Topwell, die älteste Apothekenkette der Schweiz, betreibt 40 Standorte in der Deutschschweiz. 

Die Mitglieder der Geschäftsleitung von Topwell sollen in die entsprechenden Gremien integriert und alle Mitarbeiter in ihren Funktionen vollständig übernommen werden. Die Übernahme wird derzeit noch von der Wettbewerbskommission Weko geprüft. Laut Aussage einer Medbase-Sprecherin gegenüber der Nachrichtenagentur AWP soll sie 2019 vollzogen werden.

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„Migros will den Arzneimittelmarkt aufmischen“

Migros steht schon seit geraumer Zeit immer wieder im Fokus der Presse, wenn es um Apotheken und Arzneimittel geht. Im Juli dieses Jahres hatte die NZZ geschrieben, Migros wolle den Arzneimittelmarkt aufmischen und sich hierfür Neuordnung des OTC-Marktes durch die Umteilung zunutze machen. Eingebunden in die Aktion waren diverse Fachverbände wie die Ärzteverbindung FMH, Vertreter von Apotheken, Drogisten, ebenso wie die Interessengemeinschaft Detailhandel. Gerade die Migros sei in diesem Kreis mit klaren Forderungen als Störenfried aufgetreten. „Wir wollen etwa den gleichen Standard erreichen, wie ihn Deutschland hat“, soll der Leiter Direktion Wirtschaftspolitik beim Migros-Genossenschafts-Bund Martin Schläpfer erklärt haben. „Was in den Drogeriediscountern jenseits der Grenze frei verkauft wird, soll auch im Schweizer Detailhandel erhältlich sein.“

Nach Abschluss der Umteilung wandert nun die bisherige Abgabekategorie C mit rund 630 Humanarzneimitteln tatsächlich weit überwiegend in die Abgabekategorie D, womit die Präparaten nach Fachberatung auch in Drogerien abgegeben werden dürfen. Darunter befinden sich zahlreiche Homöopathika und Phytopharmaka, aber auch Arzneimittel mit den Wirkstoffen Bisacodyl, Clotrimazol, Diclofenac, Fexofenadin, Loperamid, Pantoprazol, Piroxicam, Terbinafin und Xylometazolin. Im Supermarkt sind sie damit aber noch lange nicht. Doch wird auch die Abgabekategorie D derzeit noch dahingehend überprüft, welche Präparate eventuell ganz für den normalen Einzelhandel freigegeben werden können (Abgabekategorie E). Die Ergebnisse sollen laut Swissmedic in den nächsten Wochen bekannt gemacht werden.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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