Bei Jugendlichen

Experten warnen vor Psychosen unter Cannabis

Berlin - 19.02.2018, 12:00 Uhr

FDP, Linke und Grüne wollen nach dem medizinischen Gebrauch auch eine Freigabe für den generellen Konsum erreichen. (Foto: imago)

FDP, Linke und Grüne wollen nach dem medizinischen Gebrauch auch eine Freigabe für den generellen Konsum erreichen. (Foto: imago)


Kontrollierte Abgabe ermöglicht Regulierung des Wirkstoffgehalts

Wenn es um Cannabis geht, sei Eltern und Lehrern ein weiterer Aspekt oft unbekannt, was zu einer Verharmlosung des Kiffens beitrage, sagt Kerstin Jüngling von der Fachstelle für Suchtprävention in Berlin. Anders als früher enthielten die heutigen Züchtungen deutlich höhere Mengen des berauschenden Wirkstoffs THC. Gesenkt hätten die Züchter dagegen den Gehalt des psychosehemmenden Wirkstoffs Cannabidiol. Das Ziel sei mehr Rausch fürs Geld, fasst Jüngling zusammen. Auflagen zu Wirkstoffgehalten hält sie für dringend geboten – „aber das kann man natürlich nur, wenn man die Abgabe reguliert“.

FDP, Linke und Grüne wollen nach dem medizinischen Gebrauch auch eine Freigabe für den generellen Konsum erreichen. Am kommenden Donnerstag werden ihre Anträge im Bundestag debattiert. Alle drei Fraktionen eint die Überzeugung, dass der Kampf gegen den Konsum des Rauschmittels durch Strafe und Repression gescheitert sei. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), sieht das anders. Eine Freigabe für den Freizeitkonsum lehnt sie ab, da mit steigender Verfügbarkeit auch der Konsum steige. 

„Reiz des Verbotenen spiel am Anfang eine Rolle“

Daneben scheinen das Image von Cannabis und der Reiz des Verbotenen gerade am Anfang bei Jugendlichen eine Rolle zu spielen: „Es erscheint cool, zu konsumieren, ein bisschen als Verstoß gegen dieses Bürgertum“, sagt Bechdolf. Kerstin Jüngling sieht neben Menschen, die sich bewusst über das Verbot hinwegsetzen, auch einige unwissende Gruppen. Es komme vor, dass Cannabis nach Alltagsbeobachtungen – etwa ungeahndetes Kiffen an der Bushaltestelle – für legal gehalten wird.

„Und gleichzeitig gibt es keine strukturierte Prävention“, bemängelt Jüngling. Apps und Flyer reichten dabei nicht aus – wichtig sei es, Jugendliche im Dialog etwa im Sportverein oder bei Kulturangeboten zum Nachdenken zu bringen - über die Motive des eigenen Konsums, aber auch über mögliche Folgen, etwa für die Führerscheinprüfung.

Umfrage: Die meisten Deutschen halten nichts davon

Die meisten Menschen in Deutschland halten nichts vom Kiffen – und meinen auch, dass Cannabis in ihrem Umfeld keine Rolle spielt. Das sind Ergebnisse einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. 68 Prozent gaben an, die Droge noch nie konsumiert zu haben – bei den Frauen sind es sogar 71 Prozent. Insgesamt nur 4 Prozent halten Haschisch für harmlos. Sogar 82 Prozent sagten, dass Cannabis im Alltag ihrer Kinder unter 18 Jahren keine größere Rolle spiele – auch nicht durch Freunde, Medien oder Musik. Auch in ihrem engeren Umfeld vermuten die meisten Befragten keine Haschisch-Fans: Rund zwei von drei Bürgern (63 Prozent) denken nicht, dass jemand im Freundeskreis kifft. 22 Prozent gaben dagegen an, von einem Freund zu wissen, der Cannabis konsumiert.



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