US-Studie

Das „Schneckenschleim-Prinzip“ für Wundkleber

Berlin - 31.07.2017, 07:00 Uhr

(Foto:dpa)

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Neues Gel als Wundkleber?

„Schlüsselmerkmal unseres Materials ist die Kombination von sehr starker Haftkraft und der Fähigkeit, Belastung zu verteilen“, erläutert Mooney in einer Mitteilung seiner Universität. Die Forscher prüften das Gel unter anderem an Gewebetypen von Schweinen und Ratten wie Haut, Knorpel, Herz, Leber und Blutgefäßen. So versiegelte es etwa eine mit Blut angefeuchtete Wunde an einem Schweineherz über die Dauer von Zehntausenden Pumpzyklen. Bei Mäusen stoppten die Forscher eine Leberblutung, ohne – wie mit anderen Klebstoffen – umliegendes Gewebe zu schädigen.

Das Gel lasse sich oberflächlich auf Wunden bringen, aber auch per Spritze in eine Zielregion im Körper injizieren, betont das Team. „Diese Familie von Haftstoffen hat weitreichende Anwendungen“, sagt Ko-Autor Adam Celiz. „Wir können die Klebstoffe aus biologisch abbaubaren Materialien herstellen, so dass sie sich auflösen, wenn ihre Aufgabe erfüllt ist.“

„Der Ansatz ist sehr gut“, sagt Janek von Byern vom Ludwig Boltzmann Institut für Experimentelle und Klinische Traumatologie in Wien, der an der Arbeit nicht beteiligt war. „Die Studie zeigt, dass das Gel funktioniert.“ Einsatzmöglichkeiten sieht der Biologe auch beim Verkleben verletzter Nervenbahnen etwa nach Rückenmarksverletzungen. Dazu gebe es derzeit keine kommerziellen Produkte, da Cyanoacrylat die Nervenenden abtöte und sich die feinen Strukturen auch nicht nähen oder tackern ließen.

In der medizinischen Praxis komme es auch darauf an, dass ein Material einfach zu handhaben sei. Das müsse sich noch zeigen. Und aufwendig sei – im Falle einer Zulassung – die Behauptung am Markt. Dafür müsse das Gel das vielgenutzte Cyanoacrylat verdrängen, das als industrielles Standardprodukt günstig produziert werde. Die Forscher selbst sehen offenbar Chancen, drei von ihnen haben auf das Gel ein Patent beantragt.



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