Grundlagenforschung

Pharmazeuten entdecken Anti-Tumor-Wirkung der Myrte

Berlin - 09.06.2017, 07:00 Uhr

Bald ein Arzneimittel zur Behandlung von Krebs-Tumoren? Pharmazeuten der Uni Jena haben herausgefunden, das Myrte im Kampf gegen den Krebs als Arzneimittel helfen könnte. (Foto: MonarchC/Shotshop/picture alliance)

Bald ein Arzneimittel zur Behandlung von Krebs-Tumoren? Pharmazeuten der Uni Jena haben herausgefunden, das Myrte im Kampf gegen den Krebs als Arzneimittel helfen könnte. (Foto: MonarchC/Shotshop/picture alliance)


Neue Erkenntnisse über Tumorzellen gewonnen

LONP1 sorgt in Mitochondrien unter anderem für den Abbau defekter Proteine. Bekannt ist eine erhöhte Expression in einigen Tumorarten. Wird das Protein dort herabreguliert, führt dies häufig zum Zelluntergang durch Apoptose. LRP130 wird eine Funktion im Cytoskelett bei verschiedenen Prozessen zugeschrieben.

„Wir wussten, dass diese beiden Proteine das Tumorwachstum fördern, dass sie aber von HSP60 geschützt werden, war bisher nicht bekannt“, sagt Werz. Somit habe man mit dem Projekt nicht nur den Bindungspartner des Myrtucommulons identifizieren können, sondern auch neue Erkenntnisse über die biologischen Prozesse innerhalb einer Tumorzelle gewonnen. „Wo genau der Wirkstoff an HSP60 angreift, wissen wir nicht. Es bindet aber direkt an HSP60, das ist klar“, sagt Werz. In vivo, also im Tiermodell sei das noch nicht untersucht worden, nur in intakten Zellen. „Und dort führt die Interaktion zum Zelluntergang der Krebszellen durch Apoptose“, sagt der Pharmazeut.

Myrtucommulon könnte Zukunft als Arzneimittel gegen Krebs haben

Die HSP60 Proteine sind 60 kDa groß und kommen in Eukaryoten nur in den Mitochondrien vor. Beim Menschen und allen anderen Wirbeltieren kodiert nur ein Gen, HSPD1, für ein HSP60-Protein, das neusynthetisierten Proteinen bei der Faltung hilft sowie unter extremen Bedingungen wie dem namensgebenden Hitzeschock anderen Proteinen hilft, ihre Sekundärstruktur beizubehalten, sie also schützt. Der Name Chaperone stammt dabei aus dem Englischen und bedeutet Anstandsdame, was auf die schützende und hegende Funktion hinweist. Mutationen am HSPD1-Gen sind mit erblichen Formen der spastischen Spinalparalyse, neurodegenerativen Erkrankungen sowie der Leukodystrophie (Stoffwechselkrankheiten, die zum Untergang der weißen Nervensubstanz führen) assoziiert.

Als nächste Schritte wollen die Forscher Myrtucommulon und ein synthetisches Derivat davon mit einer noch größeren anti-kanzerogenen Wirkung in einem Tumor-Tiermodell in vivo testen. „Wir sehen gute Perspektiven für den Wirkstoff, da er relativ potent ist und eine recht gute Selektivität für Krebszellen versus gesunde Zellen hat. Besonders die Profilierung zu noch potenteren und noch mehr Drug-like Compounds dürfte interessant sein. Da sind wir dran“, sagt Werz. Myrtucommulon könne so vielleicht eine Zukunft als Arzneimittel gegen Leukämie und andere Krebserkrankungen haben, sagt der Forscher.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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