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Prävention in der Apotheke
„Wir Apotheker sprechen die Sprache der Menschen“
Die ABDA will erreichen, dass Apotheker für Präventionsleistungen vergütet werden. Aus Sicht der Standesvertretung der Apotheker hätten Präventions-Beratungen durch Apotheker einige Vorteile gegenüber den Vorsorge-Angeboten der Krankenkassen. Konkret forderte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt bei einer Pressekonferenz am heutigen Dienstag in Berlin, dass die Apotheker unter anderem für Ernährungsberatungen und Rauchentwöhnungs-Gespräche vergütet werden.
Seit Jahren arbeiten sich Apothekerkammern und -verbände an dem Thema „Präventionsleistungen in der Apotheke“ ab. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern werden die Pharmazeuten hierzulande nicht für Vorsorge-Beratungen, wie beispielsweise Ernährungsberatungen, entlohnt. Hinzu kommt, dass die Apotheker im „GKV-Leitfaden Prävention“, in dem alle von den Krankenkassen erstatteten Präventionsleistungen definiert und aufgeführt sind, nicht einmal vorkommen. Und der Gesetzgeber weigert sich nach wie vor, das Sozialgesetzbuch V dahingehend zu ändern, dass Apotheker mit Krankenkassen Verträge abschließen können, in denen es um pharmazeutische Dienstleistungen geht.
Viel Platz hatte die ABDA diesem Thema in den vergangenen Monaten allerdings nicht gewidmet – viel zu intensiv war der Einsatz für das Rx-Versandverbot nach dem EuGH-Urteil. Anlässlich des morgigen Tages der Apotheke hat die ABDA die Präventions-Problematik nun allerdings erneut auf die Tagesordnung gebracht. Bei einer Pressekonferenz in Berlin stellten ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und Hauptgeschäftsführer Sebastian Schmitz eine Studie vor, in der es zunächst darum ging, was die Bundesbürger unternehmen, um sich vor Krankheiten zu schützen. Gefragt wurde unter anderem zum Rauchverhalten der Bevölkerung, zu den Ernährungsgewohnheiten, den sportlichen Aktivitäten sowie dem Präventionsbewusstsein der Menschen. Alle Ergebnisse im Detail gibt es auf der Internetseite der ABDA.
75 Prozent wollen gar keine Präventionsleistungen in der Apotheke
Im zweiten, für die Apotheker relevanten Teil der Studie geht es darum, ob sich die Befragten zu Präventionsthemen in der Apotheke gut informiert fühlen. Auffällig ist dabei, dass 75 Prozent der rund 3400 Umfrageteilnehmer angegeben haben, dass sie sich gar keine zusätzlichen Präventionsleistungen in der Apotheke wünschen. Von dem Viertel der Befragten, die sich mehr Apotheken-Angebote wünschen, gaben 75 Prozent an, dass Ernährungsberatungen sinnvoll seien. Nur 40 Prozent wünschten sich Angebote zur Rauchentwöhnung. Schmidt dazu: „Die Angebote der Apotheke bei der Rauchentwöhnung sollten deutlicher werden.“ Aus internationalen Erfahrungen sei bekannt, dass die Pharmazeuten im Rahmen von Individualberatungen sehr gut zur Rauchentwöhnung beitragen könnten.
Grundsätzlich erklärte Schmidt, dass die Einzelberatungen in der Apotheke viele Vorteile gegenüber den Angeboten der Kassen hätten. „Settingbezogene Ansätze, wie sie im GKV-Leitfaden stehen, erreichen nicht alle Kundenkreise.“ Bei Ernährungsthemen oder bei der Rauchentwöhnung seien Individualberatungen besser, die Apotheke vor Ort sei dafür sehr gut geeignet, sagte Schmidt. Ein weiterer interessanter Aspekt der Präventions-Umfrage war die Finanzierung der apothekerlichen Vorsorge-Leistungen. Drei Viertel der Befragten, die sich Präventionsangebote in der Apotheke wünschen, können sich vorstellen, diese Leistungen auch selbst zu bezahlen. Dabei fällt auf: Je jünger die Befragten sind, desto größer deren Bereitschaft, selbst etwas zu bezahlen. 94 Prozent dieser Teilnehmergruppe wünschen sich jedoch grundsätzlich mehr öffentliche Finanzierungshilfen durch die Krankenkassen.
Rauchentwöhnung, Impfen, Ernährungsberatung
Die ABDA fragte auch nach der grundsätzlichen Zufriedenheit der Apothekenkunden mit ihren Apothekern. Aussagen wie „Ich fühle mich von meinem Apotheker ernst genommen“, „Mein Apotheker ist kompetent“ oder „Mein Apotheker beantwortet meine Fragen so, dass ich sie leicht verstehe“ wurden jeweils von 80 bis 90 Prozent der Teilnehmer zustimmend beantwortet. Schmidt begrüßte insbesondere, dass die meisten Kunden ihren Apotheker gut verstehen. „Es ist unsere Kernkompetenz, komplexe Sachverhalte auf Ebene des Verständnisniveaus unseres jeweiligen Kunden zu vermitteln. Das kann sonst niemand. Wir sprechen die Sprache der Menschen.“
Als „sehr erfreulich“ bezeichnete Schmidt auch die Zufriedenheitswerte mit dem Apothekensystem. Die Umfrageteilnehmer mussten ihre Zufriedenheit mit dem System in Schulnoten ausdrücken. 2008 hatte die ABDA in einer ähnlichen Umfrage schon einmal danach gefragt. Die Durchschnittsnote der Bevölkerung lag damals bei 2,4, in der neuen Umfrage liegt sie bei 2,1. Die deutlichste Verbesserung gab es in der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen. Dort verbesserte sich die Zufriedenheit von 2,5 auf 2,0. Schmidts Theorie dazu: „Ich glaube, dass jüngere Menschen immer häufiger eine neue Einstellung zur wohnortnahen Versorgung zeigen. Werte wie Nähe, Heimat und Beratung werden immer wichtiger für junge Menschen.“
Die Menschen sind immer zufriedener mit ihrer Apotheke
Aus den Umfrageergebnissen leitet die ABDA die folgenden Forderungen an die Politik ab: Im Sozialgesetzbuch V solle endlich die Möglichkeit etabliert werden, dass Apotheker mit Krankenkassen Verträge über pharmazeutische Dienstleistungen abschließen dürfen. Zur Erklärung: Einige Beratungsmodelle von Apothekern und Kassen mussten gestoppt werden, weil die Aufsichtsbehörden der Meinung sind, dass die Pharmazeuten dazu laut SGB V gar nicht befähigt seien. Außerdem sollen die Apotheker laut ABDA in den GKV-Leitfaden aufgenommen werden und für künftige Präventionsangebote vergütet werden.
Auf die Frage, welche Dienstleistungen die Apotheker anbieten sollten und könnten, antwortete Schmidt: „Etwa 2200 haben die Weiterbildung zum Fachapotheker für Ernährungsberatung bereits absolviert. Ernährungsfragen werden von den Patienten im Rahmen der Medikation auch oft selbst vorgebracht, insofern liegt das nahe.“ Außerdem könnten die Pharmazeuten im Rahmen von Einzelgesprächen Patienten dabei helfen, sich das Rauchen abzugewöhnen. Und: „Eines der Kernthemen bliebt für uns das Impfen. Wir können nicht zufrieden sein mit der Impfrate und würden uns gerne mehr einbringen. Auch unsere ärztlichen Kollegen sagen uns, dass wir uns mehr einbringen sollten.“ Die fachlich notwendige Qualifikation zur Impfberatung und zur Rauchentwöhnung brächten die Apotheker bereits mit.
3 Kommentare
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