Pharmacon Meran 2017

Hypertonie und NSAR – was muss der Apotheker wissen?

Meran - 22.05.2017, 14:00 Uhr

Dr. Eric Martin auf dem Pharmacon in Meran betonte die Rolle der Apotheker bei der Blutdrucktherapie. (Foto: ck/DAZ)

Dr. Eric Martin auf dem Pharmacon in Meran betonte die Rolle der Apotheker bei der Blutdrucktherapie. (Foto: ck/DAZ)


Triple whammy: RAAS-Blocker, NSAR, Diuretika

Kombiniert man beide Wirkprinzipien – RAAS-Hemmung und NSAR – sinkt die Nierenfunktion, da beide Substanzklassen die GFR einschränken. Zusätzlich vermindern NSAR die Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems. Noch kritischer wird es laut Martin für die Nieren, wenn der Hypertoniker zusätzlich Diuretika einnimmt. Diese führten über eine Volumendepletion zusätzlich zur Verminderung des renalen Blutflusses und tragen so zur Minderperfusion des Organs bei, erklärt er. „Diese Dreier-Kombination sollten Sie im Blick haben: NSAR plus RAAS-Blocker plus Diuretika, als „triple whammy“ bezeichnet, können ein akutes Nierenversagen auslösen,“ warnt der Apotheker. Insbesondere bei Risikopatienten – hohes Alter, Herzinsuffizienz oder eingeschränkter Nierenfunktion. Entgleisungen drohten vor allem auch bei Durchfall oder Exsikkose.

Wie sollen Apotheker bei Hypertonikern mit Schmerzmitteln vorgehen?

Im Umgang in der Offizin mit der „Allerweltssituation Schmerzmittel“ empfiehlt Martin, Risikofaktoren zu erfragen. Liegt weder eine Herz- oder Niereninsuffizienz vor, dann steht die blutdrucksteigernde Wirkung durch NSAR im Vordergrund. Es gilt: „Befristet, ja – moderat dosiert, ja, aber immer noch Therapiealternativen prüfen“, rät der Apotheker. Liege eine Nierenfunktionsstörung, Herzinsuffizienz oder eine Dehydratation vor, sieht Martin die Grenzen der Selbstmedikation erreicht. Hier sollten Schmerzmittel nicht ohne Kenntnis des behandelnden Arztes eingesetzt werden und so restriktiv wie möglich.

„Apotheker spielen eine wichtige Rolle“, sagt Martin. Das zeigt der Apotheker anhand einer randomisierten kontrollierten Studie, die untersuchte, welchen Einfluss Apotheker auf Blutdruckzielwerte haben, wenn sie in das primäre Behandlungsteam integriert sind. „Die Wirksamkeit ist wirklich beeindruckend“, sagt Martin. Durch Medikationsanalyse, durch engmaschige Überwachung von Blutdrucktherapie und BMI bei Typ 2-Diabetikern gelang es, dass signifikant mehr Patienten ihre Blutdruckzielwerte erreichten. Die number needed to treat für eine Blutdrucksenkung um zehn Prozent lag gerade mal bei sieben Patienten. „Seien Sie sich dieser Wirksamkeit bewusst und engagieren Sie sich, liebe Kolleginnen und Kollegen – für eine Verbesserung der Versorgungsqualität bei Hypertoniepatienten“, schließt der Apotheker. 



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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