Nordrhein-Westfalen

Apothekerin wehrt sich gegen Kopftuch-Kritik

Berlin - 18.04.2017, 16:00 Uhr

Kritik nicht zugelassen: Eine Apothekerin aus Nordrhein-Westfalen wehrt sich gegen Vorwürfe eines Kunden. Der Mann hatte sich an dem Kopftuch einer Mitarbeiterin gestört. (Foto: dpa)

Kritik nicht zugelassen: Eine Apothekerin aus Nordrhein-Westfalen wehrt sich gegen Vorwürfe eines Kunden. Der Mann hatte sich an dem Kopftuch einer Mitarbeiterin gestört. (Foto: dpa)


Die Herdecker Apothekerin Silvia Renkl wehrt sich derzeit öffentlich gegen die Vorwürfe eines Kunden. Der Mann hatte sich darüber beschwert, dass Renkls Mitarbeiterin ein Kopftuch trägt. Die Reaktionen auf ihr Statement seien überwältigend positiv gewesen, freut sich die Apothekerin.

„Allerdings kann ich nicht akzeptieren, dass eine Mitarbeiterin von Ihnen demonstrativ ein Kopftuch trägt“, mit diesen Worten in einer E-Mail schockierte ein Kunde die Apothekerin Silvia Renkl, die in der nordrhein-westfälischen 22.000-Einwohner Stadt Herdecke, zwischen Bochum, Dortmund und Hagen gelegen, die Sonnen- und die Post-Apotheke betreibt.

Dass man „keine Demonstration von Glaubenszugehörigkeiten im öffentlichen Raum und keine politische Demonstration persönlicher Einstellungen über das Tragen eines Kopftuches“ akzeptiere, eine solche Haltung „Verweigerung von Integration“ sei und man „gerade in einer Apotheke“ Neutralität erwarte, so ging es in der E-Mail weiter, gipfelnd schließlich in der Forderung „Kopftuch weg – ansonsten Kunde(n) weg“. Damit stünde der Schreiber nicht alleine da, behauptete der Verfasser und es gebe dabei langsam aber sicher „einen Stimmungsumschwung“.

„Ich war schockiert und wütend, als ich diese E-Mail gelesen habe“, sagt die Apothekerin. Sie sei plötzlich wie aus heiterem Himmel gekommen. In der Mail, die keineswegs anonym gewesen sei, habe sich der Kunde ihrer Apotheke zwar gut beraten gefühlt, beschwert sich aber mit den Zeilen über das Kopftuch einer Mitarbeiterin. Bei der Apothekerin und den anderen Mitarbeitern der beiden Apotheken erntet der Schreiber damit allerdings Entsetzen und Unverständnis. „Ich habe mich dann entschlossen, öffentlich auf dieses Mail zu reagieren“, sagt Renkl. Kurz vor Ostern wandte sie sich an die regionale Tageszeitung, die Westfalenpost, und ließ in einem Artikel eine Erklärung mitabdrucken. „Ich wollte vor allem wissen, ob es diesen behaupteten Stimmungsumschwung bei uns in der Region tatsächlich gibt“, sagt die Apothekerin und habe eine öffentliche Diskussion darüber anstoßen wollen.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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