Apothekenumfrage zur AMPreisV

Viele Fragen - schwierige Antworten

Süsel - 08.02.2017, 12:30 Uhr

Die beauftragte Unternehmensberatung wendet sich seit voriger Woche mit einer umfangreichen Fragensammlung an die Apotheken. (Foto:  jannoon028 – Fotolia.com)

Die beauftragte Unternehmensberatung wendet sich seit voriger Woche mit einer umfangreichen Fragensammlung an die Apotheken. (Foto:  jannoon028 – Fotolia.com)


Abgabe von Arznei- und Hilfsmitteln

Im Fragenmodul zur Abgabe von Fertigarzneimitteln und Hilfsmitteln wird gefragt, bei wie viel Prozent der 2016 abgegebenen Rx-Arzneimitteln es zu Unklarheiten kam, die eine Rücksprache beim Arzt, bei einer Krankenkasse oder beim Großhandel erforderlich gemacht haben, und welche Anlässe dies hatte - mit Retaxationen, fehlerhaften Rezepten, Zuzahlungsbefreiungen und Nicht-Verfügbarkeit verschiedener Produktkategorien als Antwortmöglichkeiten. Hier werden die unterschiedlichsten Fälle zusammengefasst, vom einfachen Defekt bis zur Retaxation, deren Bearbeitung sich über Monate hinzieht - und dann wird für alle diese Fälle gemeinsam die durchschnittlich benötigte Zeit abgefragt. Dazu wäre eine umfangreiche Untersuchung nötig, zumal viele Fälle wie Lieferengpässe und Retaxationen in mehrstufigen Prozessen bearbeitet werden. Wie diese Frage zuverlässig rückwirkend für 2016 beantwortet werden soll, erscheint rätselhaft.

In weiteren Fragen geht es darum, bei wie viel Prozent der Abgaben von OTC-Arzneimitteln eine Anamnese zur Ermittlung der spezifischen Beschwerden nötig war und wie lange diese Anamnesen durchschnittlich dauerten. Der Zeitaufwand für die weitere Beratung wird dabei ausdrücklich nicht gefragt. Auch hier sind Interpretationsschwierigkeiten vorhersehbar. Bereits die Frage nach den zu behandelnden Beschwerden ist eine Anamnese. Daher dürfte der Fall sehr viele OTC-Abgaben betreffen, aber nur in relativ wenigen Fällen wird der Zeitaufwand groß sein. Der durchschnittliche Zeitaufwand für die gesamte Beratung wäre hingegen zuverlässiger zu schätzen.

Außerdem werden die gesamte Anzahl der 2016 abgegebenen Hilfsmittel und der zusätzliche zeitliche Aufwand, der durch Lieferverträge entsteht, abgefragt. Die Fragen zur Abgabe von Fertigarzneimitteln und Hilfsmitteln lassen erkennen, dass die Berater wohl die zusätzlichen Personalkosten für besondere Versorgungssituationen abschätzen möchten. Wenn dies darauf zielt, ein angemessenes Honorar für den Versorgungsauftrag zu kalkulieren, fehlen allerdings die Frage nach der wichtigsten Position - der Dauer der „normalen“ Abgabe und Beratung - und nach weiteren Fällen mit Zusatzaufwand. Dazu zählen der Austausch von Rabattarzneimitteln, der Botendienst und Beratungen, die nicht mit einer Arzneimittelabgabe verbunden sind. Letzteres wäre für die jüngste politische Diskussion über ein besonderes Beratungshonorar und die immer wieder aufgeworfene Idee eines Honorars für das Abraten von Arzneimitteln interessant. Doch zu allen diesen zukunftsorientierten Fragen wird die Umfrage nichts beisteuern können. Damit erübrigt sich das jüngst bemühte politische Argument, für solche Debatten die Studie abzuwarten. Vielmehr könnte sich durch eine solche politische Entwicklung die Studie zumindest in Teilen erübrigen.



Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Apothekerbranche formiert sich ... ABDA tagt im Führerbunker ...

von Christian Timme am 08.02.2017 um 19:19 Uhr

Der Auftraggeber dieser "Studie" hat sich einer neuen Herausforderung gestellt. Seine bereits gelegte Spur verspricht für die nahe Zukunft weitere "Surprises from Sigi". Bleibt der Nachfolgerin die undankbare Aufgabe eine Entscheidung zu fällen. - Ich bin des Lesens mächtig, nach dieser Lektüre, der akribischen Aufarbeitung von tmb sei Dank, wird einem schlagartig bewusst mit welchem IQ man hier konfrontiert wird. Auf der einen Seite die Vergabepraxis des BMWi und andererseits die Qualifikation des Auftragnehmers. Da fehlen einem nicht nur die Worte. Und dann noch die Frage aller Fragen, fängt wie immer mit A an und endet mit A. Das diese "Abwehrmaßnahmen" nicht durch die Standesvertretung erfolgen, gibt mehr als zu denken. Vielleicht sollten Mittel von "wartendesA" bereit gestellt werden damit derartige Situationen von Helfern anderer "Reaktionsklassen" erledigt werden können. Beim Militär nennt man das "Hinhaltender Angriff im Rückzug in einen sicheren Verfügungsraum". Sogenannter Veteranenangriff. Soll heißen: Locke den Feind ins Apothekerhaus und erledige dann den Rest. Schade um die neue Bleibe, aber ohne Verluste geht es eben nicht. Es gäbe natürlich auch noch andere Alternativen, aber allzu große Aktivitäten aus Berlin sollte man nicht erwarten. Akteure gibt es noch zur Genüge, es läuft doch, ohne ABDA ... und ...

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