Verdacht gegen Apotheker in Bottrop

Viele Bürger wenden sich wegen Zyto-Fälschungen an Hotline

Bottrop - 12.12.2016, 16:30 Uhr

Der Fall erschütterte Menschen in ganz Deutschland: Ein Apotheker soll 40.000 Zytostatika-Rezepturen gestreckt haben. (Foto: DAZ.online)

Der Fall erschütterte Menschen in ganz Deutschland: Ein Apotheker soll 40.000 Zytostatika-Rezepturen gestreckt haben. (Foto: DAZ.online)


Stadt richtete wegen des „Apotheken-Vorfalls“ eine Hotline ein

In der Bevölkerung ist die Sorge und Enttäuschung groß. Am Montag vergangener Woche richtete die Stadt Bottrop wegen des „Apotheken-Vorfalls“ für Patienten und Angehörige eine Hotline ein, bei der am ersten Tag rund 130 Menschen angerufen haben. Inzwischen sind es knapp 300, fünf bis zehn Mitarbeiter des Gesundheitsamts nehmen die Anrufe an. Der Stadt seien eine Handvoll Wirkstoffe bekannt, die betroffen sind, erklärte ein Sprecher gegenüber DAZ.online – und ungefähr 35 Ärzte aus der Region, an die der Apotheker geliefert hat.

„Wenn die Leute sagen, sie sind mit dem Medikament und von einem der Ärzte behandelt worden, die auf der Liste sind, können wir ihnen nur empfehlen, sich nochmal mit ihrem Arzt zusammenzusetzen“, erläutert der Sprecher. Dies sei bei rund zehn Prozent der Anrufer der Fall, bei den anderen sei kein direkter Zusammenhang gegeben.

Große Enttäuschung

Die Anrufer kämen überwiegend aus Bottrop, wobei die Zytostatika auch in die weitere Region geliefert worden seien. Viele der Anrufer seien auch Angehörige von verstorbenen Patienten. Sie seien im Regelfall „sehr enttäuscht“ vom im Raum stehenden Verdacht gegen den Apotheker – und würden an der Hotline ihre Luft herauslassen.

Der Apotheker sei in der Stadt sehr engagiert und daher auch in den lokalen Medien präsent gewesen, erklärt der Sprecher. Seine Homepage ist derweil offline genommen worden. „Weil Gesundheit ein Geschenk ist“, lautet das Motto des Traditionshauses, das laut Teamübersicht fast 40 Angestellte hat. Angesichts der schweren Vorwürfe bleibt erstmal offen, wie es mit der Apotheke weitergeht. Sie befindet sich seit 1864 in vierter Generation in der Familie des Apothekers. 

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz bemängelte bereits vergangene Woche, dass Zyto-Apotheken schlechter kontrolliert würden als Kitas. „Ohne Zweifel funktioniert die Endkontrolle am Produkt nicht ausreichend“, sagte Vorstand Eugen Brysch.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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