Pharma-Boykott

AOK scheitert mit Impfstoff-Ausschreibung

Berlin - 22.06.2016, 17:35 Uhr

Gescheitert: Die AOK Baden-Württemberg wollte die Versorgung mit Grippeimpfstoffen neu ausschreiben, aber die Pharma-Hersteller machen nicht mit. (Foto: Miss Mafalda/fotolia)

Gescheitert: Die AOK Baden-Württemberg wollte die Versorgung mit Grippeimpfstoffen neu ausschreiben, aber die Pharma-Hersteller machen nicht mit. (Foto: Miss Mafalda/fotolia)


Die AOK Baden-Württemberg hat die Grippeimpfstoff-Ausschreibung fürs Ländle teilweise aufgehoben: Für den Impfstoff als Fertigspritze ohne Kanüle ging bei der Kasse kein Angebot ein.

AOK suchte Rabattpartner für zwei Saisons

Im April hatte die AOK Baden-Württemberg im Namen aller gesetzlichen Kassen im Bundesland die Versorgung mit Grippeimpfstoffen öffentlich ausgeschrieben. Die AOK suchte die Rabattpartner gleich für den Zeitraum vom 1. Juli 2017 bis zum 30. Juni 2019 – also für zwei Saisons.

Für die Ausschreibung, die im Supplement zum Amtsblatt der Europäische Union veröffentlicht wurde, hatte die AOK zwei Fachlose gebildet: Eines umfasste den Impfstoff als Fertigspritze mit Kanüle, das andere als Fertigspritze ohne Kanüle. Pro Fachlos sollte ein Vertrag mit nur mit einem pharmazeutischen Unternehmer geschlossen werden. Schlusstermin für den Eingang der Angebote war der 14. Juni 2016.

Nun erklärt die AOK in einer ergänzenden Mitteilung zu ihrer Ausschreibung, dass sie das Verfahren hinsichtlich des einen Fachloses – Impfstoff als Fertigspritze ohne Kanüle – mangels zuschlagsfähiger Angebote aufgehoben hat. Es werde gegebenenfalls Gegenstand eines Verhandlungsverfahrens sein.

Warum die Hersteller nun erstmals die Ausschreibung boykottierten

Damit ist nun erstmals eingetreten, was Impfstoffhersteller schon länger angekündigt haben: Sie bieten nicht mehr mit. Der Impfstoffmarkt ist ohnehin klein, lediglich im Influenza-Bereich gibt es noch etwas mehr Anbieter. Doch die Ausschreibungen sind allen ein Dorn im Auge. Kommt es bei Impfstoffen einmal zu Produktionsproblemen, sind diese noch schwieriger auszugleichen als bei „normalen“ Arzneimitteln.

Ohnehin stehen die seit 2011 möglichen Impfstoffausschreibungen politisch zur Disposition. Zuletzt hatten die gesundheitspolitischen Sprecher und Arzneimittel-Berichterstatter der Großen Koalition in ihrem „Grundlagenpapier zu den Ergebnissen des Pharmadialogs“ erklärt: „Die Ausschreibungsmöglichkeit in der Impfstoffversorgung hat sich nicht bewährt und soll daher wieder gestrichen werden“.

Ob diese Ankündigung im für den Sommer angekündigten Pharma-Gesetz wahr gemacht wird, muss sich noch zeigen.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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