Baden-Württemberg will vorsorgen

AOK schreibt Grippeimpfstoffe aus

Berlin - 26.04.2016, 19:00 Uhr

Grippeimpfstoffe - nun in den wenigstens Regionen verhandeln die Apotheker noch den Preis.  (Foto: Miss Mafalda / Fotolia)

Grippeimpfstoffe - nun in den wenigstens Regionen verhandeln die Apotheker noch den Preis. (Foto: Miss Mafalda / Fotolia)


Gesundheitspolitiker der Großen Koalition haben gerade die Abschaffung von Impfstoff-Ausschreibungen in die Diskussion gebracht - sehr zur Freude der Apotheker. Doch die AOK Baden-Württemberg sucht aktuell wieder Rabattpartner für Influenza-Impfstoffe. Und das gleich für zwei Jahre.

Die AOK Baden-Württemberg hat in der vergangenen Woche im Namen aller gesetzlichen Kassen im Ländle die Versorgung mit Grippeimpfstoffen öffentlich ausgeschrieben. Es geht um saisonale Impfstoffe gegen Influenza (nichtadjuvantierte Spalt- und/oder Subunit-Impfstoffe einschließlich virosomale Impfstoffe), die ab dem vollendeten 6. Lebensmonat und ohne Altersobergrenze angewendet werden können. Die AOK sorgt dabei vor und sucht die Rabattpartner gleich für den Zeitraum vom 1. Juli 2017 bis zum 30. Juni 2019 – also für zwei Saisons.

Für die Ausschreibung hat die Kasse zwei Fachlose gebildet: Eines umfasst den Impfstoff als Fertigspritze mit Kanüle, das andere als Fertigspritze ohne Kanüle. Eine Aufteilung in Gebietslose ist hingegen nicht vorgesehen. Pro Fachlos wird ein Vertrag nur mit einem pharmazeutischen Unternehmer (Bieter oder Bietergemeinschaft) geschlossen. Es soll somit nur zwei Zuschläge für ganz Baden-Württemberg geben. Bietende Unternehmen können zwar für beide Lose Angebote abgeben – den Zuschlag aber höchstens für ein Los erhalten.

Ausschreibungen in der Kritik

Möglichweise sind die Tage der Impfstoffausschreibungen jedoch gezählt. Die gesundheitspolitischen Sprecher und Arzneimittel-Berichterstatter der Großen Koalition haben unlängst in einem „Grundlagenpapier zu den Ergebnissen des Pharmadialogs“ erklärt: „Die Ausschreibungsmöglichkeit in der Impfstoffversorgung hat sich nicht bewährt und soll daher wieder gestrichen werden“. Ob sie dies in einem nun noch anstehenden Gesetzgebungsverfahren tatsächlich durchsetzen werden, muss sich weisen.

Verhandlungen mit Apothekern

Die Ausschreibung von Impfstoffen sieht das Gesetz seit 2011 vor. Das Instrument wird seitdem vor allem im Bereich der Grippeimpfstoffe genutzt. Nur noch die Kassen im Saarland, in Hessen, Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern verzichten darauf und verhandeln die Preise mit den Apotheken. Zwei  Vorstöße der AOK Baden-Württemberg, auch für andere Schutzimpfungen exklusive Rabattverträge abzuschließen, zeigten deutlich, wie problematisch Ausschreibungen in diesem Bereich sind. Auch ein Versuch der AOKen Hessen und Niedersachsen, Rabattpartner für HPV-Impfstoffe zu finden, scheiterte. Die Zahl der Anbieter ist im Impfstoffmarkt geringer als im Generikamarkt. Zudem sind Impfstoffe nicht so leicht herzustellen. Das macht es schwer, den Ausfall eines exklusiven Rabattpartners zu kompensieren.

Auch bei Grippeimpfstoffen haben Kassen schon schlechte Erfahrungen mit Rabattverträgen gemacht – dennoch ließen sie sich von weiteren Ausschreibungen nicht abhalten. Um für mehr Versorgungssicherheit zu sorgen, hat der Gesetzgeber rasch gegengesteuert. Seit 2014 ist geregelt, dass Krankenkassen ihre Impfstoff-Rabattverträge immer mit mindestens zwei pharmazeutischen Herstellern innerhalb eines Versorgungsgebiet schließen müssen. Das reicht einigen GroKo-Politikern offensichtlich nicht.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Schutzimpfungs-Ausschreibung in Baden-Württemberg gestartet

Novartis erteilt Absage

Saisonale Grippe-Impfstoffe

Ausschreibungen contra Festpreise

Ausschreibung von Grippeimpfstoffen wurde gestartet

Niedersachsen setzt auf Rabattverträge

In Baden-Württemberg ist Mylan der einzige Grippeimpfstoff-Hersteller mit Rabattvertrag

Mylan versorgt im Alleingang

AOK Ba-Wü bekommt nur für ein Los Angebote

Dämpfer für Grippeimpfstoff-Ausschreibung

Grippeimpfstoff-Versorgung in Rheinland-Pfalz

bioCSL verweigert sich Ausschreibung

1 Kommentar

Grippeimpfstoff , Produktionsrisiko

von Heiko Barz am 27.04.2016 um 10:38 Uhr

Interessiert es irgendeinen Gesundheitspolitiker welche Wirkung die letzten G-Viren Stämme hatten, und dass der mutierte Hauptstamm gar nicht berücksichtigt wurde?

Der Populismus war vordergründig: Wir bekämpfen die Grippe!!

Ich denke noch ( gern?? ) an die Schweinegrippe, und an das Geld, dass durch aktives Vergessen massiv versenkt wurde.
Schnell den Mantel drüber und verdrängen! Diese Verschwendung holt man sich umgehend über andere Kanäle ( ausufernde Retaxpolitik ) wieder rein.
Auch der nächste mutierte Grippe-Virus-Stamm HnxNnx kann nicht sicher in die nächste Grippespritze eingebracht werden.

Wieder und wieder wird hier eine Scheinsicherheit für die Allgemeinheit aufgebaut.
Ergebnisorientierung sieht anders aus!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.