Arzneimittelmarkt Schweiz

Kampf um Preise und Absatzkanäle

Remagen - 17.02.2014, 09:54 Uhr


In der Schweiz ist der Anteil der Arzneimittelausgaben an den Gesundheitskosten im Jahr 2011 auf 9,4 Prozent gesunken (2010: 9,7 %). Nach Wert ist dies ein Rückgang von rund 2 Millionen Franken. Dies geht aus der aktuellen Broschüre „Gesundheitswesen Schweiz“ des Verbands der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz Interpharma hervor.

Der Anteil der Medikamentenausgaben am schweizerischen Bruttoinlandprodukt (BIP) betrug im Jahr 2011 ein Prozent. Damit ließen die Eidgenossen in Europa nur Dänemark, Luxemburg und Norwegen hinter sich. 2,3 Prozent seines verfügbaren Einkommens gab ein Schweizer Haushalt  durchschnittlich insgesamt (inklusive des über die Krankenkassen finanzierten Anteils) für Medikamente aus. Das war etwas weniger als für das Telefonieren (2,7 %).

Der gesamte Arzneimittelmarkt legte in der Schweiz 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent auf 5,08 Milliarden Franken zu. Der Markt kassenpflichtiger Medikamente, der 82 Prozent bzw. 4,15 Milliarden Franken des Gesamtmarktes ausmachte, wuchs mit 3,6 Prozent stärker. Die Zahl der verkauften Packungen erhöhte sich mit 0,8 Prozent nur leicht – auch hier fiel das Plus bei den kassenpflichtigen Arzneimitteln mit 2,2 Prozent etwas höher aus.

Ein Medikament ist in der Schweiz dann „kassenpflichtig“, wenn das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Rückvergütung durch die Krankenkassen zulässt. Die Behörde prüft die Wirksamkeit, die Zweckmäßigkeit und die Wirtschaftlichkeit des Medikaments und legt danach dessen maximalen Vergütungspreis verbindlich fest. Das BAG orientiert sich dabei an den Preisen vergleichbarer Medikamente und an Auslandspreisen. Zudem berücksichtigt es den therapeutischen Mehrnutzen.

Während der Preisindex der ärztlichen Leistungen in der Schweiz seit 1996 stabil ist, ist derjenige für Arzneimittel stetig und markant gesunken. Diese Entwicklung ist laut Interpharma vor allem auf den genannten Preisvergleich bei neuen kassenpflichtigen Präparaten zurückzuführen. Hier müssen sich die Schweizer Preise mit denen in Österreich, Deutschland, Dänemark, Frankreich, Niederlande und UK messen – und dem Verband zufolge und passen sie sich diesen sukzessive an.

Die Borschüre greift auch die Schweizer Apotheken auf. Ihre Zahl beziffert Interpharma für das Jahr 2012 auf 1713. Dies entspricht 2,1 Apotheken auf 10.000 Einwohner. Die Apothekendichte ist von Kanton zu Kanton  unterschiedlich. Apotheker in der Schweiz stehen zum Teil in harter Konkurrenz zu den Ärzten mit eigener Praxisapotheke. So weisen Kantone mit einem hohen Anteil an selbst-dispensierenden (SD)-Ärzten in der Regel eine deutlich niedrigere Apothekendichte auf.

Ein Beispiel: Der Kanton St. Gallen hatte im Jahr 2012 pro 100.000 Einwohner 145 SD-Ärzte, aber nur elf Apotheken. Was die Absatzkanäle anbelangt, so gingen nach Packungen 56,1 Prozent und nach Wert in Fabrikabgabepreisen 52,1 Prozent (2,65 Mrd. Franken) über die Apotheken, während die SD-Ärzte 18,5 Prozent nach Packungen und 24,3 Prozent nach Wert für sich verbuchen konnten.

Auf der Webseite von Interpharma finden Sie die Broschüre „Gesundheitswesen Schweiz“, Ausgabe 2014.


Dr. Helga Blasius


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