Uniklinik Jena

Erste Analyse zu Arzneitests in der DDR

Berlin - 22.10.2013, 11:41 Uhr


Nach der Diskussion um Arzneimitteltests westdeutscher Pharmafirmen an DDR-Patienten hat das Universitätsklinikum Jena eine erste Analyse vorgelegt. Die Ergebnisse seien „ein erster Schritt für eine nötige gesamtdeutsche und standortübergreifende Bewertung der damaligen Studien“, erklärte der medizinische Vorstand Prof. Klaus Höffken. Die Aufklärungsarbeit soll jetzt mit weiteren Unikliniken fortgesetzt werden.

„Die Frage, ob die damaligen Studien sachgerecht und rechtskonform durchgeführt wurden, können wir jetzt noch nicht beantworten“, stellte Höffken klar. Zwar habe die Arbeitsgruppe keinen Hinweis auf Verstöße gegen damals gültige Rechtsvorschriften gefunden, allerdings auch keine eindeutigen Belege zur Einhaltung der Rechtsvorschriften. Die Arbeit habe sich zudem auf die klinische Ebene beschränkt und politische bzw. gesellschaftliche Dimensionen in diesem Stadium der Aufarbeitung nicht bearbeiten können.

Untersucht wurden Studien zum Wirkstoff Mifepriston (seit 1999 in Deutschland zum Schwangerschaftsabbruch zugelassen), zu Levoprotilin (Psychopharmakon aus der Gruppe der Antidepressiva) und zum Wachstumshormon Somatotropin (ebenfalls zugelassen). Es fanden sich Unterlagen in unterschiedlichem Ausmaß, teilweise waren die entsprechenden Patientenakten bereits vernichtet. Die vorhandenen Akten zu Levoprotilin Laut enthielten wiederum keinen Hinweis darauf, dass die Patienten nicht wussten, dass sie an einer Studie teilnahmen. In einigen Patientenakten war vermerkt, dass die Patienten von ihrer Teilnahme wussten. Patientenaufklärungsbögen fanden sich allerdings nicht.

Weil Jena seinerzeit nur einer von mehreren Studienorten war, sei eine standortübergreifende Analyse wichtig, betonte Höffken. Daher soll nun auch an anderen Klinikstandorten und in Archiven weiterer Kliniken nach Unterlagen gesucht werden: In einer gemeinsamen medizinhistorischen Forschergruppe der drei Universitätsstandorte Jena, Halle-Wittenberg und Leipzig. Finanziert wird dies durch das Thüringer Wissenschaftsministerium sowie die drei beteiligten Standorte. Die Forschergruppe will außerdem eng mit der überwiegend durch Bundesmittel geförderten Forschergruppe der Berliner Charité zusammenarbeiten.

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Juliane Ziegler