Tierarzneimittel

Hessische Apotheken-Kampagne erzürnt Tierärzte

Offenbach - 16.05.2013, 17:11 Uhr


Der Hessische Apothekerverband (HAV) fährt seit April eine Informationskampagne zum Thema Tierarzneimittel. Der Landestierärztekammer (LTK) Hessen gefällt dies gar nicht. Der Präsident der LTK, Dr. Ingo Stammberger, schrieb in einem Infobrief an seine Kolleginnen und Kollegen, dass die Kampagne „offensichtlich ausschließlich kommerziellen Interessen dient und weder dem Tierwohl noch dem Verbraucherschutz zuträglich ist“.

Anfang April hatte der HAV mit einer Pressemitteilung auf seine Kampagne zu Tierarzneimitteln aufmerksam gemacht. Tenor: Auch Apotheker seien Fachleute für Tierarzneimittel. Tierärzten stieß allerdings eine Passage der Pressemeldung besonders sauer auf: „Bei der Selbstmedikation erfreuen sich homöopathische Arzneimittel immer größerer Beliebtheit. Bei Hunden zeigen sich die natürlichen Wirkstoffe von Schüßlersalzen bei der Behandlung von Krankheitserscheinungen als sehr effektiv“.  

„Diese Behauptungen erachte ich als weitgehend unzutreffend!“, schreibt nun  Stammberger in seiner Infomail. In der Ausbildung zum Apotheker werde das Thema „Tierarzneimittel“ so gut wie gar nicht behandelt – darüber könne auch eine Wochenendfortbildung nicht hinwegtäuschen. Und: Die Aussage, Schüßlersalze hätten sich bei der Behandlung von Hundekrankheiten als sehr effektiv erwiesen, sei wissenschaftlich nicht belegt.

Eine fachlich fundierte Beratung bei der Abgabe von Tierarzneimitteln in der Apotheke sei damit mangels Ausbildung nicht möglich, so Stammberger. Die enge zeitliche Bindung der Arzneimittelabgabe an Diagnosestellung und Beratung zur fachgerechten Anwendung am Tier könne nur durch einen Tierarzt erfolgen. Die Abgabe von Tierarzneimitteln müsse an eine ordnungsgemäße Behandlung gebunden sein – und auch die Kontrolle der Anwendung und des Behandlungserfolgs könne nicht durch den Apotheker erfolgen.

Stammberger schreibt weiter, er habe dem HAV in einem Schreiben sein Befremden über die Kampagne geäußert. Und er schließt mit den Worten: „Ich hoffe, dass der HAV mein Gesprächsangebot annimmt, zumal in der Vergangenheit stets ein gutes Verhältnis zur hessischen Apothekerschaft bestand“.

Allein: Beim HAV ist nie ein Gesprächsangebot angekommen – obschon Stammberger gegenüber DAZ.online nochmals bestätigte, dem HAV-Vorsitzenden Peter Homann Ende April ein solches gemacht zu haben. Sein Schreiben sei jedoch bis heute unbeantwortet geblieben. Nun bleibt abzuwarten, ob es trotz dieser Kommunikationsschwierigkeiten doch noch zu einem klärenden Austausch zwischen hessischen Tierärzten und Apothekern kommt.


Kirsten Sucker-Sket


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