Im neuen Spiegel

Apothekerlobby gegen easy-Apotheker

Stuttgart - 02.12.2012, 07:59 Uhr


„Ihren Hauptgegner DocMorris hat die Apotheker-Lobby schon niedergerungen. Jetzt geht sie gegen die Easy-Apotheken vor, die Medikamente billiger abgeben“ – die aktuelle Ausgabe des „Spiegel“ greift den Fall der Apothekerin Susan Krieger, Velbert, auf, die gleich nach der Eröffnung ihrer Easy-Apotheke Ärger mit Kolleginnen und Kollegen und der Kammer Nordrhein bekam.

Vor allem der neue Angebots-Flyer der Easy-Apothekerin habe den Unmut einer Velberter Kollegin getroffen. Die Justiziarin der Kammer meldete das Werbegebaren dann an das Gesundheitsamt: Die Rezeptgutscheine sollen gegen geltendes Recht verstoßen haben. Allerdings, so erfuhr der Spiegel, soll die Rechtsanwältin der Kammer in einem internen Schreiben eingeräumt haben, dass laut Bundesgerichtshof geringfügige Rezeptgutscheine „wettbewerbsrechtlich nicht mehr angreifbar“ seien.

Als sich die Beschwerden von Apothekerinnen und Apotheker über die neue Easy-Apothekerin häuften, schlug die Kammerjuristin vor, die neue Kollegin „zumindest einmal berufsrechtlich anzuhören“. Laut Spiegel soll dann der Vizepräsident der Apothekerkammer Nordrhein, Heinz-Peter Barleben, darauf kurz und knapp geantwortet haben: „Anhören, zuschlagen, Beste Grüße.“

Mittlerweile laufe ein berufsgerichtliches Verfahren der Kammer gegen die Easy-Apothekerin. Neben den Ein-Euro-Gutscheinen wird ihr der Ausschank von Sekt und Bier bei ihrer Eröffnungsfeier vorgeworfen.

Der Spiegel geht davon aus, dass die etablierten Apothekerinnen und Apotheker auch deswegen gegen Easy-Apotheken vorgehen, weil diese sich nicht an die Listenpreise bei OTC-Arzneimitteln halten und sie günstiger abgeben, Aspirin z. B. statt für 5,47 Euro (Lauer-Tax-Preis) für 4,33 Euro. Auch Forscher der Uni Hannover seien zu dem Ergebnis bekommen, dass in 91 Prozent der untersuchten Apotheken der Preis identisch mit dem Listenpreis gewesen sei.

Die Velberter Easy-Apotheken findet das nicht in Ordnung: Das Beharren auf Listenpreisen sei ungerecht, vor allem Rentner hätten „wirklich wenig Geld“, sie seien auf den Rabatt angewiesen. Und dass ihre Kammer gegen sie vorginge, finde sie ärgerlich.


Peter Ditzel